Von unserer Redaktion – Berlin. Rund 2500 AntifaschistInnen und andere DemokratInnen blockierten am Samstag, 19. August, erfolgreich einen Marsch von rund 800 Neonazis, die zum Teil aus dem Bundesgebiet nach Berlin-Spandau angereist waren. Einzelne Redner der Rechten aus Norwegen, Großbritannien und Frankreich wurden lautstark ausgepfiffen. Die Rechten hatten vom Bahnhof Spandau in die Wilhelmstraße zum ehemaligen Kriegsverbrechergefängnis ziehen wollen, um dort an den 30. Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß zu erinnern. Sie kamen aber nicht an ihr Ziel.
Unter den 2500 GegendemonstrantInnenen waren linke Gruppen und Bündnisse gegen rechts. Sie verhinderten den planmäßigen Verlauf des Neonazi-Marschs mit Blockaden an mehreren Positionen entlang der vorgesehenen Strecken. Samstag war kein guter Tag für Neonazis in Spandau.
Störungen auf der Bahnstrecke
Dass der Neonazi-Zug in Spandau kaum sein Ziel erreichen würde, stand schon ab 11 Uhr für vereinzelte Betrachter fest. Die Neonazi-Demonstration wurde zum Desaster – nicht nur wegen der strengen Auflagen der Behörden: Heß durfte weder in Wort noch Schrift von den Neonazis geehrt werden. Vielmehr befanden sich noch etwa 150 Neonazis auf dem Weg nach Spandau, die wegen Störungen auf der Bahnstrecke Berlin/Hamburg und Hannover nicht pünktlich zu ihrem Versammlungsort kamen. Des weiteren war ein Bus mit etwa 50 Neonazis noch nicht angekommen.
Erst eine Stunde später als geplant, unter lauten Pfiffen der GegendemonstrantInnen und Sprechchören wie „Nazis raus“, „Haut ab“, „Ihr habt den Krieg verloren“ begann die Heß-Demo mit ihren Anhängern, um schon nach ein paar Metern zum Stillstand zu kommen. GegendemonstrantInnen, die rund einen Kilometer entfernt erfolgreich die Straßen blockierten, zwangen die Polizei, das Schauspiel der Rechten erst einmal zu stoppen.
Kundgebung der Neonazis geht im Pfeifkonzert unter
Für den Neonazi-Tross ging es auch in der Folge nur langsam voran. Als die Kundgebung schließlich um kurz nach 14.30 Uhr startete – nicht wie geplant in der Wilhelmstraße startete, sondern an der Ecke Klosterstraße/Altonaer Straße -, übertönten die GegendemonstrantInnen weitgehend mit Pfiffen die Neonazis. Kurz Zeit später kam es zu Rangeleien, als etwa 20 Rechtsradikale auf Gegendemonstranten stürmten. Die Polizei war sofort zur Stelle trennte die Parteien. Dabei führten Beamten den vermutlichen rechten Verursacher ab.
Die Neonazis schienen so konfus zu sein, dass sie erst auf den letzten 500 Metern zurück zum Bahnhof Parolen skandierten. Als die Abschlusskundgebung gegen 16 Uhr zwischen Bahnhof und Spandau-Arcarden startete, nahmen etwa 300 Antifaschisten die Redner unter erneutem Brüllten und mit Pfiffen in Empfang. Gegen 16.45 Uhr waren die Heß-Anhänger außer Puste. Um kurz vor halb sechs verließen auch die letzten Rechten den Platz. Die Neonazis konnten an diesem Samstag nur wenige hundert Meter in Spandau laufen.
Neonazis aus Baden-Württemberg in Spandau
Unter den Neonazis war auch der stellv. Landesvorsitzender der NPD Baden-Württemberg, Dominik Stürmer auszumachen. Stürmer tritt immer wieder auch als Redner, wie zuletzt bei dem rechtsextremen Konzert in Themar in Erscheinung, das unter anderen von dem verbotenem Netzwerk Blood & Honor beworben wurde.
Polizeieinsatz in der Kritik
Vereinzelt wurden Blockaden der GegendemonstrantInnen auf der Neonazi-Route von der Polizei geräumt. Sie war mit 1000 Beamten, zum Teil mit Unterstützung aus anderen Bundesländern, vor Ort. GegendemonstrantInnen kritisierten auf dem Kurznachrichtendienst Twitter den Einsatz wie folgt: „Die Blockade wird mit rücksichtsloser Gewalt geräumt“, schrieb eine Antifagruppe. Die Kontrolle eines Fahrradkorsos mit etwa 35 Fahrradfahrern, die am Luisenplatz festgesetzt wurden, stand ebenfalls bei DemonstrantInnen in der Kritik.
Protest breit gefächert
Viele Organisationen und Vereine hatten ihre Anhänger mobilisiert und sorgten zusammen mit anderen BürgerInnen für ein gemischtes Bild des Protests gegen die Neonazis. Bunte Fahnen der Linken, SPD, Grünen, VVN-BdA, Gewerkschaften oder Kirchen säumten die Route.
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