Offenburg. Knapp 200 Demonstranten haben am Samstag, 16. September, mit dem Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ (AgR) gegen eine Wahlkampf-Veranstaltung der AfD in der Oberrheinhalle in Offenburg protestiert. Nach einem Zug durch die Innenstadt versammelten sich die Teilnehmer vor dem Eingang der Halle und begrüßten die eintreffenden AfD-Anhänger mit Sprechchören, Trillerpfeifen, Musik und Ansprachen, teilt das Bündnis mit.
Yannik Hinzmann von der Linken und Claudia Roloff vom Arbeitskreis Asyl sprachen sich demnach gegen Rassismus und Nationalismus aus. Die evangelische Pfarrerin Roloff appellierte an Menschlichkeit und Toleranz der AfD-Anhänger: Nicht Migration und Flüchtlinge seien eine Bedrohung für unsere Gesellschaft, sondern Fremdenfeindlichkeit und Hassparolen.
„Die rechtsextremen Sprüche der AfD-Spitze sind es, die mir Sorgen machen“, sagte Roloff unter hämischem Gelächter der AfD-Anhänger. Edith Schreiner, Oberbürgermeisterin der Stadt Offenburg, lehnte nach Angaben des Bündnisses jegliche Stellungnahme ab, da sie ihrem Büro zufolge „allen Parteien zur Bundestagswahl gegenüber gleichermaßen neutral bleiben“ müsse.
Dagegen habe sich Wolfgang G. Müller, Oberbürgermeister der Stadt Lahr, in einer Mitteilung an das Bündnis mit klaren Worten von den nationalistischen und rechtspopulistischen Tendenzen in der Ortenau distanziert: „Die AfD tut sich immer wieder dadurch hervor, dass sie die offene Gesellschaft und Zuwanderung in Frage stellt und ihre Anhänger mobilisiert durch Abgrenzung gegenüber Ausländern und durch das Postulat einer eher nationalen, geschlossenen Gesellschaft. Unsere Lage in Europa verlangt nach einem Miteinander der Nationalitäten und verbietet Nationalismus, wie ihn die AfD fordert. Gegen diese gefährlichen Ansätze gilt es, sich zur Wehr zu setzen!“
Zufrieden zeigt sich das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“ über die Absage Alice Weidels, die als Hauptrednerin der AfD vorgesehen war. Nach Auskunft der Veranstalter sei Weidel wegen der gegen sie zuletzt erhobenen Vorwürfe momentan gesundheitlich angeschlagen. Das Bündnis kündigte an, sich auch weiterhin parteiübergreifend gegen Rassismus und Nationalismus und für eine weltoffene Gesellschaft zu engagieren.
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Der Aufruf des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“ (AgR) Offenburg im Wortlaut:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
angesichts der bevorstehenden, erneuten rechtsnationalen Veranstaltung in der Freiheits- und Verfassungsstadt Offenburg hat das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“ die Oberbürgermeister der beiden großen Ortenau-Städte Offenburg und Lahr um eine Positionierung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gebeten.
Während Edith Schreiner, Oberbürgermeisterin der Stadt Offenburg, jegliche Stellungnahme ablehnt, weil sie „allen Parteien zur Bundestagswahl gegenüber gleichermaßen neutral bleiben“ müsse (so die Antwort von Tobias Uhrich, dem Leiter des Büros der Oberbürgermeisterin), hat sich Wolfgang G. Müller, Oberbürgermeister der Stadt Lahr, mit klaren Worten von den nationalistischen und rechtspopulistischen Tendenzen in der Ortenau distanziert:
Die Mitteilung des Büros des Oberbürgermeisters der Stadt Lahr Wolfgang G. Müller vom 14. September 2017:
„Die AfD tut sich immer wieder dadurch hervor, dass sie die offene Gesellschaft und Zuwanderung in Frage stellt und ihre Anhänger mobilisiert durch Abgrenzung gegenüber Ausländern und durch das Postulat einer eher nationalen, geschlossenen Gesellschaft. Das führt in die Irre und ist gegen unsere deutschen Interessen!
Unser historisches Vermächtnis verpflichtet uns zu einer offenen, toleranten Gesellschaftsform, wie wir sie in den letzten sieben Jahrzehnten seit 1945 – und auch bereits bis 1933 vor der geschichtsdunklen Zeit – entwickelt hatten und haben. Diese Offenheit ist außerdem das Lebenselixier für unsere kulturellen Werte, ohne die die Freiheiten, die wir heute alle genießen, nicht denkbar wären.
Zum anderen liegt diese Offenheit auch in unserem wirtschaftlichen Interesse und trägt deswegen zur Sicherung unseres Wohlstandes bei. Die Struktur der deutschen Wirtschaft, deren Innovationsfähigkeit und Exportstärke basieren erheblich auf der Anziehungskraft des Landes, seiner Wettbewerbsfähigkeit, dem freien Handel und auch dem Renommee als zukunftsgewandtes und gastfreundliches Land.
All diese Stärken Deutschlands werden durch Vorbehalte gegenüber anderen Kulturen und durch Abschottung beschädigt. Mein Bekenntnis war und ist: Offenheit ist unser Plus, unsere Stärke, Abschottung ist ein Malus, ist Schwäche. Schon allein unsere Lage in Europa verlangt nach einem Miteinander der Nationalitäten und verbietet Nationalismus, wie ihn die AfD direkt und indirekt fordert und damit auf Stimmenfang geht. Gegen diese gefährlichen Ansätze gilt es, sich zur Wehr zu setzen!“
Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“ sieht sich durch diese Stellungnahme in seinem Bemühen bestärkt, den rassistischen und rechtsnationalen Kräften in Offenburg und Umgebung mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten.
Wir appellieren deshalb erneut an alle Offenburger und Ortenauer, sich dem breiten Protest anzuschließen und der Großveranstaltung der AfD in der Oberrheinhalle am Samstag ein kraftvolles und lautstarkes Zeichen entgegen zu setzen. Treffpunkt für den Protestzug zur Halle ist am Samstag, 17.45 Uhr, am Bahnhof in Offenburg.“
Fotos und Grafik: „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“
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