Kommentar von Franziska Stier – Zürich. Für den 3. Oktober rief die Bewegung für den Sozialismus (BFS) zur Solidarität mit der katalanischen Bevölkerung auf. Rund 300 Menschen folgten dem Aufruf und zogen vom Schaffhauserplatz lautstark zum spanischen Konsulat in Zürich.
Auf die schweren Repressionen gegen die katalanische Bevölkerung vom 1. Oktober folgte zwei Tage später ein Generalstreik mehrerer Gewerkschaften. „In den Streik getreten sind nicht nur die gut organisierten Hafenarbeiter und Feuerwehrleute von Barcelona, sondern verschiedene Sektoren der Arbeiterschaft, der Bauern und der Staatsangestellten“, heißt es in der Medienmitteilung. Auch Eltern und Quartiervereine schlossen sich dem Streikaufruf an. Der Streik, der von großen Teilen der Bevölkerung getragen wurde, ist auch als Antwort auf die Austeritätspolitik Spaniens, aber vor allem auf die gewalttätigen Ausschreitungen der Guardia Civil vom Sonntag zu verstehen, die formal zum Ziel hatten, das Referendum zu verhindern.
Für viele KatalanierInnen erinnerte das brutale Einschreiten der Militärpolizei an Francos Spanien. Die Guardia Civil diente unter Franco einerseits der Machtdemonstration, andererseits auch als Repressionsinstrument gegen Andersdenkende – offenbar mit allen Mitteln. Demonstrierende untermauerten ihre Positionierung gegen das nationalistische Spanien häufig durch den Einbezug antifaschistischer Lieder.
Nicht nur progressive Kräfte wollen Unabhängigkeit
Die Frage nach Autonomie ist seit Spaniens Gründung Teil verschiedener regionalpolitischer Auseinandersetzungen. Doch besonders Katalonien ist aufgrund einer florierenden Wirtschaft von großem finanziellen Interesse für das ganze Land. Die Befürchtung, Katalonien wolle die Autonomie nur um ihren eigenen Wohlstand zu finanzieren, ist bei vielen SpanierInnen präsent und spielt bei Teilen der Bewegung vermutlich eine Rolle. Mit Blick auf die internationalen ökonomischen Verflechtungen erscheint diese Herangehensweise verfehlt, sind es doch gerade internationale Unternehmen, die von der Austeritätspolitik Spaniens und seiner Stabilität durch die EU profitieren und sich deshalb gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen stellen.
Progressive Kräfte unterstützen
Der Streik der Gewerkschaften stellt sich nicht nur gegen die brutale Polizeigewalt, sondern stärkt gezielt die progressiven Kräfte der Bewegung. „Der linke Flügel sieht in der Unabhängigkeit nur ein Etappenziel und verbindet die Autonomiebestrebungen mit sozialpolitischen Forderungen. Der Widerstand der letzten Jahre gegen die Sparpolitik der Zentralregierung oder gegen Zwangsräumungen zogen die gesamte Autonomiebewegung nach links. Viele kamen zu der Erkenntnis, dass ein Ende der Armutspolitik einen Bruch mit der spanischen Zentralregierung braucht,“ erklärt Philipp Gebhardt gegenüber Beobachter News.
Kämpfe verbinden
Die Folgen der EU-Sparpolitik sind international spürbar. Die schwersten Einschnitte erfährt nach wie vor der Süden Europas, aber auch die reiche Schweiz folgt dem Austeritätstrend der Nachbarländer, sodass der Kampf gegen Sparpakete zu Lasten finanziell Schwacher immer wieder auf der politischen Agenda erscheint. Auch wenn die Sparpolitik unterschiedliche Formate hat und in ihrer Schärfe regional verschieden ist, ist die Zahl der Menschen, die unter diesem Polittrend leiden, steigend. Darauf gilt es länderübergreifende Antworten zu suchen.
Für die Demoteilnehmenden ist klar, dass sie auch in den kommenden Wochen und Monaten an der Seite der katalanischen Bevölkerung für politische Autonomie und vor allem für ihren Kampf gegen die brutale Sparpolitik streiten wollen – egal, ob diese von der spanischen Regierung oder der katalanischen Regionalregierung kommt.
Die BFS ist eine schweizweit aktive, sozialistische Organisation. Sie organisieren regelmäßig Diskussionsabende und beteiligen sich aktiv an sozialen Mobilisierungen.
Fotos und Video: BFS Zürich
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