Neckarwestheim. Der dritte von fünf geplanten Castor-Transporten auf dem Neckar hat am frühen Mittwochmorgen, 11. Oktober, begonnen. Der Flottenverband ist vom Atomkraftwerk Obrigheim zum Atomkraftwerk Neckarwestheim unterwegs. In der Nacht war der Schubleichter mit drei Castoren beladen worden. Das Bündnis Neckar Castorfrei rief zum Protest in Gundelsheim auf. Es hat eine Mahnwache neben einem Campingplatz direkt an der Bundesstraße angemeldet.
Das Bündnis hält weiterhin an seiner Kritik am „falschen Zweck der Transporte, an den Transportrisiken und an der Strahlenbelastung für Schiffspersonal, Polizisten und Bevölkerung“ fest. Die Polizei bewacht den Atommüll-Transport auf der etwa 50 Kilometer langen Strecke mit starken Einsatzkräften an den Ufern, aber auch von Booten aus. Auch ein Hubschrauber ist im Einsatz.
Den ersten Castor-Transport auf dem Neckar gab es am 28. Juni (siehe „Kletterer stoppen Castortransport„). Damals seilten sich Umwelt-Aktivisten von Brücken ab und konnten die Fahrt so verzögern. Ende September wurde die zweite Tranche von insgesamt 342 ausgedienten Brennelementen nach Neckarwestheim ins Zwischenlager gebracht.
„Immer mehr Atomgefahren an einem Platz“
Das Bündnis wirft dem Energieversorger EnBW und dem baden-württembergischen Umweltministerium vor, falsche Behauptungen zu verbreiten. Das AKW Obrigheim werde nicht zur grünen Wiese werden, sondern noch viele Jahre radioaktiven Abrissmüll auf seinem Gelände haben. Überdies seien die Tunnelröhren im Steinbruch in Neckarwestheim alles andere als ein sicheres Zwischenlager. Dort gebe es seit Jahrzehnten Probleme mit Hohlräumen durch Auswaschungen.
Auch irrt aus Sicht des Bündnisses die vor kurzem gefällte Gerichtsentscheidung für die Gültigkeit der Transportgenehmigung. Weder gebe es eine Dringlichkeit der Transporte noch einen Sicherheitsgewinn durch ein „Hütchenspiel“ der Atommüllverschiebung. Der gefährlichste Platz für Castoren seit der neben einem laufenden Atomkraftwerk: „Und genau dieser Irrsinn, immer mehr Atomgefahren an einem Platz zu konzentrieren, ist der Kern der Transporte“, so das Bündnis weiter.Es fordert den Abbruch der Transporte, den Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim und einen sofortigen Atomausstieg, um die Produktion radioaktiven Mülls zu stoppen.
Sonderzug zwischen Gronau und Münster blockiert
Nach Angaben des BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz) gelang es AtomkraftgegnerInnen, für rund 15 Stunden einen Sonderzug mit Nuklearfracht zwischen Gronau und Münster zu blockieren. Die Polizei habe die Aktion am Donnerstag, 6. Oktober, beendet. Auch der BBU fordert ein Verbot aller Atomtransporte. Der Schutz der Bevölkerung sei wichtiger als der Schutz der Atomkonzerne.
In der Vergangenheit wurde immer wieder mit Mahnwachen, Demonstrationen und Blockaden, gegen die Urantransporte von und nach Gronau demonstriert. Dort befindet sich die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage, in der Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken vorbereitet wird.
Urantransporte ohne Polizeischutz
Anti-Atomkraft-Organisationen aus Gronau und auch das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen kritisieren schon lange, dass die Uranzüge, aber auch Urantransporte mit Lastwagen, ohne Polizeischutz fahren. Zudem seien örtliche Hilfsorganisationen wie das THW oder die Feuerwehren an den Transportstrecken nicht über bevorstehende Transporte informiert.
„Bei einem Unfall mit Freisetzungen des Uranhexafluorides wäre eine Katastrophe vorprogrammiert“, befürchtet der BBU, der auch die Proteste gegen die Castor-Transporte auf dem Neckar unterstützt. Er ist ein Dachverband von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden und Einzelmitgliedern. Er wurde 1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Der BBU engagiert sich unter anderem für menschen- und umweltfreundliche Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung, gegen Fracking und für umweltfreundliche Energiequellen.
Unsere bisherigen Beiträge zum Thema „Castortransport“ können hier nachgelesen werden.
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