Von unserer Redaktion – Kreis Wetzlar. Anne Frank gilt als Symbolfigur gegen die Unmenschlichkeit des Völkermordes im Nationalsozialismus. Nun wurde das jüdische deutsche Mädchen, das durch sein Tagebuch bekannt wurde, von einem Mitarbeiter einer Wetzlarer Bäckerei auf einem Bildnis am Samstag, 3. November, erneut erniedrigt. Markus Eckhardt, Junior-Chef der Bäckerei, distanziert sich von den Veröffentlichungen seines Mitarbeiters auf Facebook. Facebook reagierte unverzüglich und blockierte den Verfasser.
Das Internet vergisst nichts. Seit Samstag ist bekannt, dass ein Mitarbeiter einer Traditionsbäckerei, die in dritter Generation mehrere Filialen betreibt, Anne Frank in einem Bildnis verunglimpft hat. Auf dem Bild, das einen Pizzakarton darstellen soll, ist Anne Frank im Hintergrund zu erkennen – versehen mit dem Logo des Großunternehmens Dr. Oetker und dem Schriftzug „Die Ofenfrische, locker und knusprig zugleich“ sowie „Neu, feurig scharf“.
Unternehmen distanziert sich von Rechtsextremismus
Die Eigentümer der Bäckerei fühlen sich seit Samstagmorgen regelrecht einem Shitstorm ausgesetzt. Junior-Chef Markus Eckhardt stellt in einer Erklärung, die unserer Redaktion vorliegt, klar:
„Als gute Dalheimer Backstube und Familienbetrieb über drei Generationen möchten wir hervorheben, dass wir tagtäglich Kunden mit der Herkunft aus verschiedenen Ländern und Kulturen willkommen heißen. Ob es beim einem Kauf oder Bestellung oder zum Zeigen der Backstube der vielen kleinen Kinder in den Tagesstätten in der näheren Umgebung sei. Wir schätzen die Vielfältigkeit unseres Kundenstammes, die ebenfalls aus verschiedenen Ländern kommen. Ebenso engagieren wir uns in karitativen Angelegenheiten.“
Und weiter: “ Von einem fragwürdigen Thread eines Mitarbeiters wurden wir auf Umwegen informiert. Die Tat des Mitarbeiters, welche in seiner Freizeit und über seinem privaten Facebookaccount veröffentlicht wurde, kann und darf uns nicht angelastet werden. Rechtliche Schritte gegen den Mitarbeiter haben wir selbst in Erwägung gezogen. Negative Unterstellungen sowie Anfeindungen gegen unsere Bäckerei sind nicht zielführend. Als mittelständisches Unternehmen befinden und fühlen wir uns in der Mitte der Gesellschaft und distanzieren uns von Rechtsextremismus im vollen Umfang.“
Reue kommt zu spät
Der Mitarbeiter Jens W., der seit fast 30 Jahren in der Bäckerei tätig ist, gab auf Nachfrage unsere Redaktion zu, diesen Thread in der „Patriotischen Gruppe“ auf Facebook veröffentlicht zu haben, die knapp 30 000 Mitglieder umfasst. Eine klassische Pegida-Gruppe. Mitglieder der Gruppe sind klar als rassistisch und neonazistisch einzuordnen. Auch einige AfD-Mitglieder und NPDler konnten in der Gruppe ausgemacht werden.
Nach den heftigen Reaktionen auf Facebook sei Jens W. erst bewusst geworden, welchen großen Fehler er begangen habe. In einer uns vorliegenden schriftlichen Erklärung von Jens W. heißt es: „Ich bin mir meiner Schuld bewusst und dass ich einen riesen Fehler begangen habe. Ich gebe es voll und ganz zu. Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich dies tun. Nun kann ich mich nur bei jedem Entschuldigen den ich weh getan habe. Mein Denken in dieser Beziehung wird sich ändern und werde bei entsprechenden Stellen mir auch Hilfe suchen. Es tut mir im Nachhinein leid, so ein bockmisst verübt zu haben. Ich bereue es zutiefst. So ein Ding werde ich NIE wiederbringen, Verspochen!“
Dr. Oetker kündigt juristische Schritte an
In einem öffentlichen Thread eines Users kommentiert das Großunternehmen und gibt bekannt:
„Wir sind betroffen und verärgert über diesen schlimmen Facebook-Post, auf den ihr uns hingewiesen habt. Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesem Bild und jeglicher Verunglimpfung von Opfern des Holocaust. Gegen den Missbrauch unseres Logos und den darüberhinausgehenden Sachverhalt gehen wir aktiv juristisch vor. Wir haben festgestellt, dass der Facebook-Account derjenigen Person, die dieses in Umlauf gebracht hat, inzwischen gelöscht wurde. Wir wären dankbar, wenn dieses widerliche Bild keine Chance im Netz hat und deshalb auch nicht weiterverbreitet wird.
Danke für eure Unterstützung!“
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