Von Lisa Mannhardt – Bonn. „Klima schützen – Kohle stoppen!“ war das Motto der ersten von vier Demonstrationen zur 23. UN-Klimakonferenz vom 6. bis zum 17. November in Bonn. Etwa 25 000 TeilnehmerInnen machten sich nach der Auftaktkundgebung vom Münsterplatz in Richtung Genscherallee auf den Weg.
Angeführt von einem Pulk landwirtschaftlicher Fahrzeuge und einer Gruppe internationaler AktivistInnen mit dem Frontbanner erreichte die Demonstration die Abschlusskundgebung. Unweit der UN-Klimakonferenz begann das Bühnenprogramm an der Genscherallee. Über der Bühne hing der Schriftzug „End Coal!“ geformt aus schwarzen Luftballons mit dem Aufdruck „CO2“.
Viele sehen die UN-Konferenz als Alibi-Veranstaltung
Der Klimawandel gehört zu den drängendsten Problemen unserer Zeit, während seine Bekämpfung von Gipfel zu Gipfel vertagt wird. Das ist der Grund, aus dem die Menschen protestierten. Vielen Teilnehmern der Demonstrationen war die Frustration deutlich anzumerken. Sie prangerten vor allem den deutlichen Mangel an Konsequenzen an, die aus den bisherigen Klimaabkommen hätten folgen müssen.
Nach dem Scheitern des Pariser Klimaabkommens und immer wiederkehrenden Entscheidungen zu Gunsten von Konzernen und Wirtschaft anstatt von Klima und Zukunft sehen viele ein Zusammenkommen wie die COP23 als Alibiveranstaltung, während der Status Quo gewahrt und nicht gehandelt wird.
Verschiebung des Klimaschutzes ist fahrlässig
Bisher sei es in Bonn noch nicht um mehr Klimaschutz für die Zeit bis 2020 gegangen, kritisierte Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. „Die Welt braucht einen Neustart ins Zeitalter erneuerbarer Energien und die umfassende Kooperation aller beim Klimaschutz. Es ist fahrlässig, dass viele Staaten mehr Klimaschutz auf nach 2020 verschieben wollen. Der Ausstoß an Treibhausgasen war noch nie so hoch wie heute, deshalb müssen Gegenmaßnahmen schnell eingeleitet werden“, erläuterte der BUND-Vorsitzende am 14. November in einer Mitteilung an die Medien.
Die Teilnehmer der „Klima schützen – Kohle stoppen!“-Demonstration gingen für den Kohleausstieg auf die Straßen in dem Bewusstsein, dass ihr Heimatland maßgeblich dazu beiträgt, dass südliche Länder bereits mit Folgen der Klimakrise wie Hunger, Dürren und Fluten zu kämpfen haben. Aus dem Aufruf zur Demonstration wurde klar, dass die Unmittelbarkeit des Tagungsortes zum Kohlerevier den Veranstaltern einer Farce gleich schien. Zentral ist für die Demonstrierenden der Kohleausstieg, zu dem sie die gerade neu gewählte deutsche Regierung durch ihren Protest animieren wollten, um die Ziele des Paris Klimaabkommens doch noch zu erreichen.
„Angela Merkel muss erklären, wie sie das Klimaziel erreicht“
Eine Woche später am 11. November versammelten sich trotz schlechten Wetters und Karneval erneut rund 2000 AktivistInnen in der Rheinstadt. Vom Zentralen Busbahnhof aus setzte sich die Demonstration unter dem Motto „Schluss mit dem faulen Zauber – Wir treiben die bösen Geister des Klimawandels aus: Kohle, Erdöl, Atom“ in Bewegung. Mit Verkleidungen, kreativen Schildern und einem Großtransparent übten die DemonstrantInnen Kritik an der herrschenden Einstellung von Regierungen und Konzernen zum Klimaschutz. Auch sie prangerten den Mangel an Verbindlichkeit an, den bisherige Klimaabkommen aufwiesen.
Sie forderten auch, die Zerstörung der Lebensgrundlage und Vertreibungen von Menschen einzustellen, der Atomlobby die Maske des Klimaretters abzunehmen, bis 2030 den fossilen Energien den Rücken zu kehren und das Pariser Klimaabkommen um Maßnahmen für den Flugverkehr zu erweitern. „Frau Merkel muss erklären, wie Deutschland sein Klimaziel von 40 Prozent weniger CO2 im Vergleich zu 1990 in den kommenden drei Jahren noch erreicht. Zuletzt habe Merkel mehr Klimaschutz vor allem blockiert“, hieß es in der Pressemitteilung des BUND.
Grohmann: „Es geht ums Überleben von Millionen Menschen“
Als um die Mittagszeit die Abschlusskundgebung in der Genscherallee begann, startete am Münsterplatz die Auftaktkundgebung der Großdemonstration. Ab 14 Uhr zog der Protest durch die Bonner Innenstadt, vorbei am Hauptbahnhof und am Bertha-von-Suttner-Platz. Die etwa 2000 TeilnehmerInnen starke Demonstration hielt vor der EU-Kommission am Bertha-von-Suttner-Platz eine „laute Minute“ ab, um derer zu gedenken, die bereits Opfer des Klimawandels geworden sind.
Carlotta Grohmann, die Sprecherin des Bündnisses „Weltklima-Aktionstag 11.11. Bonn“, beschrieb die Motivation des Protests: „Die letzten Umweltkatastrophen haben uns gezeigt, dass wir zu sofortigem Handeln verpflichtet sind. Sie zeigen auch, dass in einem Wirtschaftssystem, dass von Profitgier geprägt ist, diese Sofortmaßnahmen nicht komplett umgesetzt werden können. Seit Jahrzehnten gibt es eine weltweite, aktive Umweltbewegung, und seit Jahrzehnten werden unsere Forderungen überhört oder missbraucht, um noch mehr Profit zu machen. Das kann so nicht weitergehen. Es geht um unsere Zukunft und um das Überleben von Millionen Menschen.“
Weitere Bilder von der Demonstration …
… „Klima schützen – Kohle stoppen!“
… „Schluss mit dem faulen Zauber“
… „Weltklima-Aktionstag 11.11. Bonn“ (internationale Großdemonstration)
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