Nach einem massiven Rettungseinsatz auf dem zentralen Mittelmeer befindet sich die „Sea-Watch 3“ mit 254 Geretteten an Bord auf dem Weg nach Italien. Unter den Geretteten soll sich auch ein Baby befinden, das am Mittwoch, 22. November, während des Einsatzes der Crew „Mission Lifeline“ noch im Schlauchboot geboren wurde. Die Situation sei angespannt, da auch in den nächsten Tagen Abfahrten von Booten mit Flüchtlingen zu erwarten sind und kaum noch Rettungsschiffe vor Ort seien. Dies gab die Pressestelle der Rettungsorganisation „Sea-Watch“ am 23. November bekannt.
“Heute hat die zivile Rettungsflotte Tragödien verhindern können”, sagt Martin Taminiau, Einsatzleiter auf der Sea-Watch 3. “Der Mutter und dem Kind, das heute auf einem Schlauchboot geboren wurde, geht es gut. Unser medizinisches Team füttert das Baby, solange die Mutter zu schwach ist. Wir danken insbesondere der Crew der Lifeline, die die Rettung zunächst übernommen hatten, für die gute Zusammenarbeit.”
Die Sea-Watch 3 ist nun auf dem Weg nach Italien, um die Geretteten in Sicherheit zu bringen. Laut Sea-Watch kommen die geretteten Personen unter anderem aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Libyen, Eritrea oder Nigeria und hätten teils mehrere Monate in libyschen Lagern ausgeharrt. Sea-Watch betrachtet die Situation im Einsatzgebiet mit Sorge, da aufgrund des anhaltend guten Wetters auch in den nächsten Tagen mit Abfahrten zu rechnen sei. Johannes Bayer, Mitglied im Vorstand von Sea-Watch: “Wir werden mit unserem Aufklärungsflugzeug Moonbird im Einsatz sein, um Boote zu finden. Allerdings sind nur noch wenige Rettungsschiffe im Einsatzgebiet. Genau wie wir ist ein Teil der zivilen Rettungsflotte auf dem Weg nach Italien, weil am Dienstag alle im Dauereinsatz waren. Jetzt ist es die Aufgabe der EU, Rettungsschiffe zu entsenden. Alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung”.
Die vielen Seenotfälle diese Woche zeigten, wie kurzsichtig die Politik der Europäischen Union sei. “Es geht hier um Push- und nicht um Pullfaktoren”, so Bayer. In den vergangenen Wochen waren wieder deutlich mehr Boote von Libyen aus aufgebrochen, als noch im August. Keineswegs könne die Rede davon sein, dass die humanitäre Krise auf dem zentralen Mittelmeer gelöst sei. Zuletzt habe die UN die Politik der Europäischen Union kritisiert, die auf Abschottung setze und dafür mit der sogenannten Libyschen Küstenwache zusammenarbeite, anstatt endlich Lösungen zu realisieren. “Was die zivile Rettungsflotte in dieser Woche geleistet hat ist außerordentlich und ich bin stolz auf unsere Crews – eigentlich wäre das aber die Aufgabe der Europäischen Union”, sagt Bayer.
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