Von Angela Berger – Kirchheim am Neckar/ Neckarwestheim. Unter dem Motto „Sofort abschalten“ fanden am 1. Adventssonntag, 3. Dezember, bei einsetzendem Schneefall und später bei Schneetreiben etwa 200 DemonstrantInnen am Bahnhof in Kirchheim am Neckar zusammen. Sie protestierten gegen die Castor-Transporte auf dem Neckar.
Nach einer kurzen Auftaktkundgebung zogen die Atomkraftgegner zum Atomkraftwerk Neckarwestheim und hielten dort eine Kundgebung mit Reden und mit musikalischer Unterstützung von Gerd Schinkel ab. Vor Ort gab es Suppe und warme Getränke für die Aktiven und Infomaterial zu den Castor-Transporten auf dem Neckar.
Neben den bereits erfolgten vier Atommülltransporten auf dem Neckar (siehe unsere früheren Berichte) und dem fünften anstehenden Transport wurden an diesem Tag auch andere umweltpolitische Themen angesprochen. Noch immer sei nicht klar, was mit dem auf lange Sicht strahlenden Atommüll passieren soll. Dennoch würden die Atomkraftwerke weiter betrieben. Der Ausstieg aus der Atomkraft war zwar ein zugkräftiges Wahlkampfthema, aber seitdem sei in dieser Richtung nicht mehr viel passiert.
Aussitzen löst kein Problem
Die Atommüll-Endlagerung sei nach wie vor ein ungeliebtes, aber wichtiges Problem, das durch bloßes Aussitzen nicht behoben werde. „Denn nur weil Atommüll von A nach B gefahren wird, ist er ja nicht weniger gefährlich geworden. Nur weil Atommüll von A nach B gefahren wird, ist das Problem ja nicht gelöst“, so Jochen Stay bei seiner Rede am Sonntag.
Im AKW Neckarwestheim II werde Tag für Tag zusätzlicher hochradioaktiver Atommüll produziert, für eine Million Jahre gefährlich. Doch keiner wisse, wohin mit dem Material. Noch über fünf Jahre solle allein Neckarwestheim II weiterlaufen. „Das ist kein Atomausstieg – das ist ein Verbrechen an kommenden Generationen. Ein Verbrechen an all den Millionen potentiellen Opfern einer Reaktorkatastrophe im dicht besiedelten Neckar-Raum“, so Jochen Stay weiter.
Erneuerbare Energien werden ausgebremst
Unfassbar sei die Haltung eines seit sieben Jahren regierenden grünen Ministerpräsidenten, der seit seiner Wahl keinen Versuch gestartet habe, die Atomkraftwerke früher zu schließen. Stay forderte im Namen des Bündnisses „Abschalten, jetzt und sofort!“
Zwar werde derzeit viel über die Energiepolitik geredet, aber bei der Mobilität und der Wärmegewinnung werde immer mehr auf Elektromobilität und den Einsatz von Wärmepumpen gesetzt. Gleichzeitig werde der Ausbau erneuerbarer Energien ausgebremst. Der höhere Verbrauch von Strom könne dazu führen, dass die Diskussion über eine Atomlaufzeitverlängerung wieder neu entfacht wird.
Voneinander lernen
Der zweite Redebeitrag kam von Christina Albrecht von Robin Wood Stuttgart. Sie erinnerte an die vielen Aktionen von Robin Wood, bei denen es durchaus „personelle Überschneidungen und klare Parallelen zwischen Kampagnen“ der verschiedenen Umweltbewegungen gebe. Man könne gut voneinander lernen bei allen umweltpolitischen Themen. „Wir können lernen, dass sich immer dort Menschen für den Erhalt dieser großartigen Welt mit ihren empfindlichen Ökosystemen einsetzen, wo es ganz konkret wird.“
Albrecht zählte unter anderem die Brennelementefertigung in Lingen und die Urananreicherung in Gronau (Westfalen) auf, das in Bure/Frankreich geplante Atommüll-Projekt namens Cigéo und das noch junge Aktionsbündnis gegen Kohleverstromung „Ende Gelände“. Erst vor Kurzem mussten die Rodungsarbeiten im Hambacher Forst südwestlich von Köln aufgrund des massiven Widerstands und einer Klage des BUND abgebrochen werden – „ein großer Erfolg für das Aktionsbündnis“.
Erfolg durch kreative Aktionen
Auch bei den Protesten gegen den Transport des hochradioaktiven Atommülls sei Robin Wood am Neckar aktiv dabei gewesen. Mit kreativen Aktionen habe man auf die sinnlosen Transporte aufmerksam machen und sie das ein oder andere Mal sogar für eine gewisse Zeit aufhalten können.
Vor allem solle man die junge Generation dazu anhalten, die Bequemlichkeit beiseite zu legen und kraftvoll dafür zu streiten, „dass kein weiterer Müll entsteht, der uns alle so endlos gefährdet“, so Albrecht.
Weitere Informationen finden sich beim Bündnis Neckar castorfrei!, bei Robin Wood , Ausgestrahlt, VMC-Camp und bei Ende Gelände.
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