Von Franziska Stier – Basel. Rund 250 Leute demonstrierten am Samstag, 2. Dezember, in Basel gegen die Sklaverei, den Menschenhandel und die Gefängnislager in Libyen. Aufgerufen hatte die Union der ArbeiterInnen ohne geregelten Aufenthalt.
Die DemonstrantInnen versammelten sich bei der Dreirosenbrücke und zogen begleitet von Gesang über Freiheit, Gleichheit und ein Ende der Sklaverei und des Rassismus entlang der Klybeckstraße zum „Rotlichtviertel“ Webergasse bis zur Abschlusskundgebung am Theodorskirchsplatz. Die Polizei genehmigte eine Demoroute ins Großbasel wegen des Weihnachtsmarkts nicht.
Die Angst treibt viele in Resignation
„Befreit unsere Brüder und Schwestern“ hieß es im Aufruf zur Demonstration. Eindrücklich, poetisch und klug waren die Redebeiträge der AktivistInnen, die nicht nur die Situation in Libyen aufgriffen, sondern auch das Leben ohne Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz.
„Es gibt Reisen, die weder eine Wurzel noch einen Kompass haben und die sich nur noch im Kreis drehen. In diesem Kreis gibt es weder Fortschritte noch Rückschritt, außer eine helfende Hand greift ein“, erklärte eine Aktivistin zur Situation der Sans-Papiers in Basel. Sich aus einer illegalisierten Lebenssituation heraus für Würde und gegen erfahrenes Unrecht zu wehren, erscheine vielen nicht möglich. Die Angst, das Wenige zu verlieren, treibe in Resignation und Selbstaufgabe. Doch sie sei überzeugt, dass man diese Situation ändern kann, und appellierte an die PolitikerInnen, ihre Macht auf eine weise und verantwortungsvolle Art zu nutzen.
Abschreckungspolitik fördert die unerhörten Praktiken
Für ihre „Brüder und Schwestern“ forderte sie die sofortige Befreiung. „Einige von ihnen scheinen bereits tot, andere leben noch, aber sie gleichen Skeletten. Fleisch und Blut verderben.“ Mit diesem eindrücklichen Bild zeigte sie ihren aufmerksamen ZuhörerInnen nicht nur die Qualen der Toten, sondern auch die der Überlebenden. Wer diese Lager von Innen sah, verliere sein altes Leben – oft ohne die Chance, ein neues zu beginnen.
„Wir werden verkauft wie Erdnüsse“, fasste Abraham die Situation in Libyen zusammen. Es sei schlimmer als ein großes Unrecht. Die Kritik des Aktivisten richtet sich auch an die Europäische Union, die Libyen finanziert, um MigrantInnen aufzuhalten. „Es ist diese Abschreckungspolitik, welche die beschämenden, jämmerlichen, unerhörten Praktiken in Libyen fördert und wachsen lässt – der Handel von uns Schwarzen, die Sklaverei, die Missbräuche an Frauen, diese schrecklichen Morde. Ja das ist es, was man für uns Afrikaner übrig hat.“
Afrikanische Regierungschefs tragen Mitschuld
Nicht zuletzt griff der Aktivist auch die Regierungschefs der afrikanischen Staaten an. „Nach 400 Jahren Sklaverei und 100 Jahren Kolonialisierung leben wir heute in unseren Ländern wie Waisenkinder, wie Gefangene – wie zum Tode Verurteilte. Die Verzweiflung wurde zu unserem Lieblingsgericht“, sagte er. „Dabei sind es die Regierungschefs die großen Verräter unserer Jugend, die Elend, Korruption und Despotismus herrschen lassen und nur für ihre eigenen Interessen agieren.“
„BastA!“- Großrätin Tonja Zürcher stellte in ihrem Beitrag die zynische Botschaft des EU-Afrika-Gipfels ins Zentrum. Die Botschaft an Menschen, die Folter und Sklaverei ausgesetzt werden, laute: „Geht zurück, wo ihr her gekommen seid.“ Statt sichere Wege nach Europa zu öffnen, „wird das Folter-Regime mit viel Geld unterstützt“, hält Zürcher fest.
Festung Europa trägt zu Versklavung bei
Dabei lasse sich feststellen, dass die Regierungen Europas tatsächlich bestenfalls die schlimmsten Eskapaden einer Politik, die sie mitverursachen, thematisierten. So lange es keine sicheren Fluchtrouten gebe, trage die „Festung Europa zu Mord, Folter und Versklavung bei“. Zürcher fordert den Bundesrat auf, sich des Ernsts der Lage anzunehmen und sichere Routen, aber auch faire Asylverfahren umzusetzen.
Trotz der Wucht der sprachlichen Bilder zog sich eine positive, mutige Stimmung durch die Demonstration, getragen von Herzlichkeit und einem Gefühl des Miteinanders.
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