Von Sandy Uhl – Gundremmingen. Nach 34 Jahren Laufzeit ging am Samstag, 31. Dezember, Block B des Atomkraftwerks Gundremmingen vom Netz. Die Mahnwache Gundremmingen hatte zu einer Protestkundgebung um die Mittagszeit aufgerufen. An ihr nahmen etwa 80 Personen teil.
Die Betreiber des Atomkraftwerks Gundremmingen, RWE und Eon, hatten angekündigt, den Atommeiler Block an Silvester gegen 12 Uhr abzuschalten. Die Betriebsgenehmigung für Block C läuft noch bis Ende 2021. Aus Sicht der Mahnwache Grundremmingen sind dies weitere vier Jahre, in denen täglich tödlicher Atommüll produziert wird. Deshalb nutzten sie die Abschaltung des Blocks B als Anlass für eine Protestkundgebung, um zu fordern, dass auch Block C sofort abgeschaltet wird.
Auch ein Anlass zur Freude
Pünktlich zur Mittagszeit war nur noch schwacher Dampf aus dem Kühlturm des Blocks B zu sehen. Thomas Wolf von der Mahnwache Gundremmingen bewertete das Ereignis mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie er selbst sagte. Seit 1989 arbeitet er mit vielen Unterstützern darauf hin, dass beide Blöcke abgeschaltet werden.
Deshalb findet er es schade, dass Block C weiterläuft. Dennoch war für ihn der Tag auch ein Anlass zur Freude. Denn durch das Abschalten von Block B werden laut Wolf die atomaren Gefahren fast halbiert. Seine Frau Carola richtete mahnende Worte an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AKW und verdeutlichte, dass auch sie, ihre Kinder und nachfolgende Generationen unter dem täglich produzierten Atommüll, für den es noch kein geeignetes Endlager gibt, zu leiden haben.
Atommüll und Gefahren
Das Thema Atommüll zog sich durch mehrere Reden an diesem Mittag. Christine Kamm, bayerische Landtagsabgeordnete der Grünen, sprach im Zusammenhang mit dem Nasslager des AKW Gundremmingen von einer Billiglagerung abgebrannter Atomelemente gefährlichster Art. Sie seien relativ schlecht gesichert. Sie kritisierte zudem die bayerische Atomaufsicht und die Betreiber des AKW Gundremmingen. Sie schauten bei Defekten weg. Kamm bezeichnete es als einen Skandal, dass sich die bayerische Landesregierung so wenig um die Probleme, die immer wieder im AKW Gundremmingen auftreten, kümmere. Die politisch Verantwortlichen verschlössen beide Augen.
Auch Eva Lettenbauer, Landessprecherin der Grünen Jugend Bayern, kritisierte die unsichere Atommülllagerung in Grundemmingen. Sie forderte eine schnellstmögliche Lösung zur Lagerung des, wie sie sagte, unverantwortlich produzierten Atommülls. In einem Appell rief sie junge Menschen auf, sich mehr beim Kampf gegen die Atomkraft zu engagieren. Es gehe um ihre Zukunft.
Aktion von „.ausgestrahlt“
Das ganze Jahr über wurde die Mahnwache Gundremmingen durch etliche Aktionen der Initiative „.ausgestrahlt“ unterstützt. Mit einer „Buchstabenaktion“ vor dem Tor des AKW, an der sich auch Mitglieder des bayerischen Umweltinstituts und der Bayernallianz beteiligten, wurde auch an diesem Tag der Forderung, Block C umgehend abzuschalten, Nachdruck verliehen.
„Abschaltfescht“ in guter Stimmung
Bereits am Freitag, 29. Dezember, sorgten unter anderem die Sambaband „Kaltreserve“ und der bayerische Liedermacher Sepp Raith mit seinen kritischen und humoristischen Texten bei einem „Abschaltfescht“ im Kariba in Birkenried für gute Stimmung. Eingeladen hatte hierzu ebenfalls die Mahnwache Gundremmingen. Mit einem indischen Buffet wurde für das leibliche Wohl der rund 60 Gäste gesorgt.
Der Kampf geht weiter
Der erste Meilenstein ist aus Sicht von Thomas Wolf geschafft, doch der Kampf geht weiter. Solange Block C noch am Netz ist, werden auch künftig jeden Sonntag um 15 Uhr Mitglieder der Mahnwache Gundremmingen vor dem Tor des Atomkraftwerks stehen und, getreu dem Motto des Songs „Mir land et lugg“ („Wir lassen nicht los“) auf die tödlichen Gefahren der Atomkraft hinweisen.
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