Von Tape Lago – Mannheim. Irie Révoltés, die antifaschistische und antirassistische Band, deren Geschichte im Jahr 2000 in Mannheim begann, verabschiedete sich am Dienstag, 26. Dezember, genau dort in der Maimarkthalle von ihren Fans und Sympathisanten. Zum Abschiedskonzert „Irievoir“ kamen rund 12 000 Menschen, die ein letztes Mal ihre Idole sehen und mit ihnen feiern wollten. Damit ging die Abschiedstour, die am 6. Oktober in Stuttgart gestartet war, zu Ende.
Irié Révoltés haben aufgehört, die Band wird sich auflösen. Nach 18 Jahren Bandgeschichte, fünf Alben, ungezählten politischen Aktionen und über 500 Konzerten in 25 Ländern wollen sich Pablo Charlemoine (Mal Élevé), sein Bruder Carlos Charlemoine (Carlito) und ihre MitstreiterInnen neuen Projekten widmen. Ihre Botschaft in der Stadt, wo die Geschichte ihrer Band begonnen hatte, war wie immer klar: antifaschistisch, antirassistisch und politisch.
Freude und Trauer zugleich
Bereits am früheren Abend stürmten tausende Menschen das Maimarktgelände. Sie kamen aus der Bundesrepublik und ganz Europa. Unter ihnen viele AntifaschistInnen, AntirassistInnen und Linke, die mit den Liedern der Band groß geworden sind. „Irié Révoltés ist eine tolle Band“, sagte eine Studentin aus Hamburg. Es sei für sie unvorstellbar gewesen, dass sie jetzt aufhören werde. In diesen Zeiten des Rechtsrucks in Deutschland und Europa würde sie sich wünschen, dass die Band weitermacht.
Doch die Band geht, aber ihre Musik und Ideen werden bleiben, betonte ein Fan aus Italien. Er gehöre zwar nicht zur Antifa und linken Szene, aber die Botschaft von Irie Révoltés sei vor mehr als 10 Jahren für ihn prägend gewesen. Er sei zwar traurig, dass die Band geht, aber glücklich, eine letzte Chance zu haben, seine Traumkünstler zu sehen.
Antifaschist für immer
Nach dem grandiosen Auftritt des Berliner Drummers und Künstlers Jan Pfennig (Stix on Speed), der für das Abschlusskonzert als Vorgruppe vorgesehen war, betraten Irie Révoltés die Bühne kurz nach 21 Uhr unter tosendem Beifall. Damit begann eine dreistündige, hochpolitische musikalische Reise, die für manche Fans kein Ende hätte nehmen sollen. Mit Hip Hop, Reggae, Ska und Dancehall Rhythmen brachten Irié Revoltés die Maimarkthalle zum Vibrieren und das Publikum, das überwiegend aus jungen Menschen bestand, zum Tanzen.
Als Mal Élevé und Carlito den Song „Antifaschist“ anstimmten, sang die ganze Halle mit.“Ich wurde so geboren. Ich werde so bleiben, bis ich sterbe. Ich wurde so geboren. Antifaschist für immer, für immer!“, lautete die Botschaft. Dabei schwenkte das junge Publikum Fahnen mit antifaschistischen Parolen.
„Lasst Menschen im Mittelmeer nicht ertrinken“
Irié Révoltés prangerten den Rechtsruck und den zunehmenden Rassismus in der deutschen und europäischen Gesellschaft an und riefen zu mehr Widerstand gegen die AfD und Neonazis auf. Während des Konzerts, kritisierte Mal Élevé die inhumane Flüchtlingspolitik der EU auf schärfste. Die Europäische Union sei an dem Sterben der Migranten und Flüchtlinge im Mittelmeer schuld. Im Anschluss rief er das Publikum auf, mehr Engagement für die zivile Seenotrettung für Flüchtlinge Sea-Watch zu zeigen und zu spenden.
„Lasst Menschen im Mittelmeer nicht ertrinken“, forderte er die EU auf. Sea-Watch begleitete die Abschiedstour und konnte um Spenden für die Seenotrettung der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer werben.
Aufruf zur Oury Jalloh-Demo am 7. Januar in Dessau
Eine Initiative gegen Rassismus und für eine solidarische Gesellschaft warb mit Infoflyern für die Oury Jalloh-Demo, die am Sonntag, 7. Januar, in Dessau stattfinden wird (siehe „Gedenken an Oury Jalloh in Dessau„). Der Künstler Kutlu von Microphone Mafia tat durch ein Video-Statement das Gleiche.
Anlass der großen Demonstration sei der „13. Gedenktag des Mordes an Oury Jalloh“. Man wolle mit der Veranstaltung den Druck auf Justiz, Polizei und Behörden erhöhen, damit der Tod des Flüchtlings aus Sierra Leone endlich aufgeklärt wird.
Ein gelungenes Abschlusskonzert
Der Band gelang ein tolles Abschiedskonzert. Irie Revoltés und ihre Fans haben sich in Würde, Trauer und Freude verabschiedet. Die Band geht, aber ihr Werk, ihre Ideen und die poltische und antifaschistische Botschaft werden bleiben. Am Ende sagten alle „wir sagen danke“. Eins ist sicher: Irie Révoltés werden weiterhin soziale Projekte wie „Viva con Agua“, „Ferries statt Frontex“, „Rollies für Afrika“ unterstützen. Der Abend in der Maimarkthalle war nicht nur musikalisch, sondern politisch ein großes Ereignis. „Irievoir“: Eine erfolgreiche Abschiedstournee.
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