Von František Matouš – Basel. Am ersten Sonntag im Januar folgten etwa fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Aufruf der Sosyalist Yeniden Kuruluş Partisi sykp Europa in Basel zu einer Kundgebung gegen das türkische Präsidium für Religionsangelegenheiten Diyanet.
Anlass für die Demonstration war die in der Vorwoche publizierte Erklärung des Diyanet, nach der das Heiratsalter für Mädchen mit neun Jahren und für Knaben mit zwölf gesetzeskonform sei. Die Pubertät sei neu zu definieren. Sollten sich während dieser Beziehungen entwickeln, sei eine Heirat – auch ohne Einwilligung der Eltern – zu befürworten. Mit der Aussage, dass neunjährige Mädchen Mütter und zwölfjährige Jungen Väter werden könnten, öffnet Diyanet den Weg, dass minderjährige Mädchen mit erwachsenen Männern verheiratet werden können.
Diyanet ist die oberste religiöse Behörde in der Türkei. Sie prägt und kontrolliert, was die Immame dem Volk vorgeben. Deswegen wirken sich solche Aussagen auf die gesamte Gesellschaft aus. Die Demonstrierenden beobachten seit Jahren mit Missfallen die zunehmende Macht des konservativen Flügels innerhalb des Islams und die enge Zusammenarbeit mit der Regierungspartei Erdogans.
Die Rednerinnen bei der Kundgebung prangerten eine Reihe von Missständen an. Die frauenfeindliche AKP-Regierung beseitige auf Geheiß von Diyanet mit gesetzlichen Dekreten, die sie über Nacht erlässt, die von Frauen erkämpften Rechte. Die Lohnarbeiterinnen würden vom Arbeitsleben ausgeschlossen und durch Pro-AKP Männern ersetzt.
Im Jahr 2017 wurden nach offiziellen Zahlen 409 Frauen von Männern ermordet. Präsident Erdogan behaupte noch immer, dass Frauen den Männer nicht gleichzustellen seien. Solange er diese Meinung vertritt, würden die Frauen weiterhin unterdrückt bleiben.
Als würde das alles nicht genügen, erzielte die AKP-Regierung die Aufhebung des Artikels 6284 im Familienrechtsbuch, der den Schutz vor männlicher Gewalt gegen Frauen und Kinder festlegt und von der Frauenbewegung erkämpft wurde.
Mit lauten Rufen „wir Frauen lassen die AKP und ihre sexistischen Muftis nicht durchgehen und wir akzeptien Diyanet nicht!“ wurde die Veranstaltung beendet.
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