Von Andreas Scheffel – Stuttgart. Türkische Nationalisten, die als verlängerter Arm der AKP-Regierung Recep Tayyip Erdogans gelten, riefen zu einer Kundgebung am Mittwoch, 24. Januar, auf dem Stuttgarter Schlossplatz auf. Etwa 120 Personen folgten den Aufruf. Nach der Kundgebung provozierten türkische Nationalisten Passanten, die das Geschehen beobachteten. Das endete in einer Schlägerei mit mehreren Festnahmen und Platzverweisen. Der türkische Generalkonsul in Stuttgart beobachtete das Treiben aus sicherer Entfernung.
Pünktlich um 14 Uhr versammelten sich etwa 120 Anhänger der nationalistischen UETD auf dem Schlossplatz. Sie folgten einem Aufruf der Pforzheimer UETD (Union European Turkish Democrats). Nach mehreren Reden auf Deutsch und Türkisch über die aktuellen Kriegshandlungen in Syrien sprach ein Geistlicher ein Gebet.
Am Ende skandierten die Versammelten, die Flaggen dabei hatten, „Allahu Akbar“. Normalerweise wird am Anfang und während eines Gebetes „Allahu Akbar“ gerufen, jedoch nicht am Ende.
Verbündete gegen den IS als Terroristen bezeichnet
Ein Redner rechtfertigte die türkische Militäroperation „Olivenzweig“ rund um Afrin, indem er sämtliche Organisationen, die wie die YPG gemeinsam mit westlichen Mächten in Syrien gegen den Islamischen Staat „IS“ gekämpft hatten, als eine „perfide Organisation“. Die YPG sei eine terroristische Organisation, die aus PKK-Ablegern hervorgehe und die Türkei gefährde.
Einige PassantInnen, die die Kundgebung verfolgten, äußerten sich am Rand der Kundgebung sehr negativ über das Gesagte. Ein Passant rief den TeilnehmerInnen zu: „Ihr liebt euren Erdogan so sehr, der unschuldige Leute einkerkert und jetzt erneut Krieg führt. Ihr solltet euch schämen, dafür hier in Deutschland auf die Straße zu gehen. Geht lieber zurück zu eurem lieben Erdogan.“
Festnahmen und Platzverweise nach Schlägerei
Nach der Kundgebung versuchten türkische Nationalisten in einem Auto mit lauter Musik und dem Wedeln einer türkischen Flagge Passanten zu provozieren. Beamte, die dem Treiben ein Ende zu machen versuchten, wurden nach ihrer Belehrung von Insassen des Fahrzeugs beschimpft. Anschließend fuhren die Anhänger der UETD 20 Meter weiter und erhöhten die Lautstärke erneut.
Anschließend fuhren sie die Bolzstraße zurück und stiegen in Höhe der Königstraße aus dem Wagen. Nach einem Wortgefecht zwischen Passanten und den Nationalisten kam es zu einer Schlägerei, die in mehreren Festnahmen und Platzverweisen endete. Als die Situation weiter zu eskalieren drohte, trennten die Beamten Passanten und Nationalisten. Um etwa 15.30 Uhr beruhigte sich die Lage in der Stuttgarter Innenstadt wieder.
Gleichstellung von Osmanen Germania und UETD
Die UETD gilt als Lobby-Organisation und verlängerter Arm der türkischen Regierungspartei AKP in Europa. Sie selbst bezeichnet sich dagegen gern als demokratischer Verein, der für Förderung, Akzeptanz und Partizipation der europäischen Türken in allen gesellschaftlichen Bereichen einsteht.
Erst im Dezember warnte der Bundesvorsitzende der Grünen Cem Özdemir in einem Interview mit der Deutschen Welle vor der UETD. Özdemir setzte die UETD-Organisation mit der als kriminell geltenden Rockergruppierung „Osmanen Germania“ im Interview gleich und warnte vor Entstehung einer Parallel-Struktur in Deutschland.
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