Von unseren Reporterinnen – Update – Kandel. Einen Aufmarsch von Rechtspopulisten und -extremisten gab es am Sonntag, 28. Januar, in der pfälzischen Kleinstadt Kandel. Über 1000 Teilnehmer kamen zu der rechten Versammlung, darunter über hundert gewaltbereite Neonazis und Hooligans. Etwa 200 GegendemonstrantInnen protestierten gegen die rechte Hetze. Für den 3. März wird zu einer weiteren Veranstaltung in Kandel unter dem Vorwand aufgerufen, des traurigen Tods einer Minderjährigen zu gedenken. Was kein Zufall sein dürfte: Die der rechtsextremen Szene zugerechnete Hooligan-Band „Kategorie C“ und die Band „Unbeliebte Jungs“ haben für diesen Tag ein Rechtsrock-Konzert im Großraum Karlsruhe angekündigt.
Seit Beginn des Jahres instrumentalisieren rechte Gruppen und Parteien das tödliche Verbrechen an der 15-jährigen Mia in Kandel massiv für ihre Zwecke. Am 28. Januar gab es eine neue Stufe rechter Agitation. Unter dem Deckmantel eines „Frauenbündnis Kandel“ wurde zu einer Kundgebung aufgerufen. Die Organisatoren waren jedoch dieselben Personen, die auch die Demonstration am 2. Januar durchgeführt hatten (siehe Merkwürdiger Trauermarsch in Kandel).
Allen voran Hauptorganisator und Chef des „Frauenbündnisses“ Marco Kurz, der sich bereits seit dem vergangenen Jahr mit seiner Gruppierung „Der Marsch 2017“ in der rechten bis rechtsextremen Szene einen Namen gemacht hat. Die rechtspopulistische Veranstaltung begann am 28. Januar um 15 Uhr am Tatort in der Kandeler Innenstadt. Von dort zogen die rund 1000 Personen umfassende Gruppe zum Marktplatz.
Dort hatten sich schon eine gute Stunde zuvor etwa 200 GegendemonstrantInnen aus Gewerkschaften, Parteien und antifaschistischen Gruppierungen versammelt. Sie begrüßten die Rechten mit Parolen, Tröten und Pfeifen. In einigen Reden hatten die Veranstalter des Protests zuvor auf das wachsende Problem des Rechtsextremismus und Rassismus aufmerksam gemacht. Es gehe jetzt vor allem darum, Kandel nicht zu einem Inbegriff rechter Hetze verkommen zu lassen und die Instrumentalisierung von Rechts zu stoppen.
Mit der Ankunft der Rechten auf dem Marktplatz stockte die Polizei ihre Einheiten auf dem Platz massiv auf. Eine Kette aus Polizeitransportern grenzte beide Lager voneinander ab, und eine große Anzahl Beamter in Schutzmontur hielt immer wieder rechte Demonstranten davon ab, in Richtung der Gegendemonstration zu laufen. Die folgende Kundgebung des „Frauenbündnisses“ hatte einen äußerst aggressivem Tenor. Verschiedene Redner, darunter auch drei Frauen, machten Stimmung gegen Geflüchtete, Andersdenkende und Politiker, unter anderem dem Bürgermeister von Kandel.
Nach einiger Zeit versuchte ein Teil der Neonazis, die Versammlung zu verlassen und auf eigene Faust durch die Straßen zu ziehen. Bereits nach wenigen Metern wurden sie von der Polizei gestoppt. Dies hatte jedoch zur Folge, dass sich die Kundgebung der Rechten auffächerte und sich die GegendemonstrantInnen beinahe umzingelt sahen. Dennoch wurde weiter ein lautstarkes Zeichen gegen die rechte Hetze gesetzt. Bis zum Ende der Veranstaltung des „Frauenbündnisses“ blieben allerdings nur einige wenige Antifaschistinnen. Das führte dazu, dass sie von der Polizei bis zu ihren Autos gebracht werden mussten, da andernfalls die Gefahr von Übergriffen zu groß gewesen wäre.
Die Ereignisse an jenem Tag haben gezeigt, dass die Bande zwischen Rechtspopulisten rund um die AfD und rechtsextremen Kreisen wie etwa NPD, Berserker Pforzheim und Identitären immer stärker werden. Rechtspopulismus scheint lange schon salonfähig. Nun wird auch der Weg für rechtsextreme Themen geebnet. Für den 3. März wurde bereits zur nächsten Veranstaltung aufgerufen.
Folge uns!