Stuttgart. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss- Gaststätten (NGG) in Baden-Württemberg rief zu einem Aktionstag für mehr Lohn und bessere Arbeitszeiten auf dem Stuttgarter Messegelände vor den Türen der Intergastra auf. Rund hundert Menschen folgten am Montag, 5. Februar, dem Aufruf . Sie forderten 140 Euro mehr Lohn und die Erhöhung der Auszubildenden-Vergütung um 100 Euro. Als eine Provokation und das Gegenteil von Wertschätzung empfanden die Fachkräfte in der NGG das aus ihrer Sicht magere Angebot des Arbeitgeberverbands Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband).
„Ein starkes Signal für fairen Lohn“ kam aus Sicht der NGG von den rund 100 Beschäftigten des Hotel- und Gaststättengewerbes, die sich zum HoGa-Protest auf der Messepiazza in Leinfelden-Echterdingen versammelten. „140 mehr sind fair!“ skandierten die Protestierenden aus der Branche als Kommentar zur aktuellen Tarifrunde im Hotel- und Gaststättengewerbe Baden-Württemberg.
Transparente und Trillerpfeifen untermalten die Forderungen. Die Protestierenden trugen Schilder mit den Slogans, „Hunger? Müde? Durst? – ohne uns bleibt‘ so!“, „Beim DEHOGA hat der Geiz über Vernunft gesiegt“, „Ausbildung statt Ausbeutung“, „Wer über Lohn nicht reden will, soll über Personalmangel schweigen“, oder „NIE, NIE, nie wieder Niedriglohn“.
Bei der Protestaktion auf der Messepiazza versorgten die NGGler die Besucher der Intergastra mit Häppchen und Sekt. Interessierte Besucherinnen kamen auch zu einem Gespräch am Informationszelt der NGG. Gegen die klirrende Kälte am Montag hatten die NGGler heißen Kaffee und Tee für Messebesucher und Demonstrierende organisiert.
„Branche muss attraktiver werden“
Statt ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, fordere der Dehoga Baden-Württemberg eine Erhöhung der Arbeitszeit auf 12 bis 13 Stunden pro Tag an bis zu 6 Tagen in der Woche, so Alexander Münchow, der Landessekretär der NGG. Mit einem mageren Angebot von 1,7 Prozent auf 18 Monate (das entspreche 1,13 Prozent auf 12 Monate) versuche der Dehoga, der Gewerkschaft den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Mitglieder sähen das Angebot jedoch als Provokation und als Gegenteil von Wertschätzung für die Beschäftigten der Branche.
Für Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung ergäbe sich damit nur eine „Erhöhung“ von 22,83 Euro monatlich. „Diese Zerstörung unserer Branche lehnen wir strikt ab. Unsere Branche und unsere Arbeit müssen endlich attraktiver werden. Wir haben es uns verdient!“, stellte der Landessekretär der NGG klar.
„Deutlicher Lohn-Plus muss drin sein“
Uwe Hildebrandt, der Landesvorsitzende der NGG, unterstrich noch einmal die Forderung nach einem deutlichen Lohn-Plus. Der Branche gehe es gut, die Umsätze stiegen, die Belegungszahlen ebenfalls. „Im Hotel- und Gaststättengewerbe werden seit Jahren Rekordgewinne erwirtschaftet, daran haben die Beschäftigten nun endlichen einen fairen Anteil verdient.“, begründete Hildebrandt die Forderung der NGG. Auch er kritisierte das letzte Angebot des Dehoga scharf: „Wo bleibt da die Wertschätzung der guten Arbeit der Beschäftigten in den Betrieben?“
Anspruch auf faire Entgelte
Auch der DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann sprach zu den Versammelten: „Die Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewerbe haben einen Anspruch auf faire Entgelte und eine ordentliche Lohnerhöhung. Sie bringen einen hohen Einsatz, abends, an Wochenenden und an Feiertagen. Dieser Einsatz muss endlich angemessen honoriert werden. Den Betrieben geht es gut. Sie sollten ihre Beschäftigten an ihrem wirtschaftlichen Erfolg beteiligen – das ist das beste Mittel gegen Fachkräftemangel“, so Kunzmann.
Appell an Landesregierung
Einen Appell richtete Kunzmann an die Landesregierung: Sie solle sich für gute Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gaststättengewerbe einsetzen. „Hierzu gehört der Schutz der Beschäftigten vor Ausbeutung und überlangen, gesetzeswidrigen Arbeitszeiten. Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz müssen konsequent geahndet werden. Anstatt dem Dehoga Versprechungen zu Lasten der Beschäftigten zu machen, sollte sich die Landespolitik dafür einsetzen, dass in der Branche endlich die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden und der unfaire Wettbewerb beendet wird.“, forderte der DGB-Landesvorsitzende.
Neben weiteren Reden gab es eine Reihe von Solidaritätsbekundungen etwa von der Betriebsseelsorge und der Linken. Auch die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Linken Karin Binder forderte mehr Lohn bei besseren Arbeitszeiten für die Beschäftigten in der Nahrung, Genuss, Gaststätten-Branche ein. Binder unterstrich die Forderungen der NGG, es gebe in der Branche einen massiven Nachholbedarf. Ein Neustart im Hotel- und Gastgewerbe gehe nur durch die Beschäftigten.
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