Kommentar von Ferry Ungar – Sie sind schon sehr dreist, diese umherschweifenden Diebesbanden in Deutschland. Rotzfrech lachen sie einem aus der Zeitung ins Gesicht. Gerade so, als wollten sie uns alle verhöhnen. Wir sind schon arme Trottel. Manchmal kann ich gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen will.
Angestoßen hatte es der neue Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Äußerungen zu Hartz IV. Spahn hatte gesagt, der Bezug von Hartz IV sei nicht mit Armut gleichzusetzen. Die rund 400 Euro seien ausreichend. Na ja, der weiß schließlich wie es ist, von rund 15 000 Euro im Monat leben zu müssen.
Massenbetrug
Am vergangenen Montag war auf der Titelseite dieser „Volkszeitung“, deren Namen mir gerade nicht einfällt, zu lesen: „So betrügen Hartz-IV-Banden in Deutschland“. Die Welt legt am nächsten Tag nach und klärt mit ihrer Überschrift „Bundesagentur registriert 150 000 Fälle von Hartz-IV-Betrug“ den Massenbetrug auf. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat sich nach einer Meldung der Nürnberger Nachrichten „dafür ausgesprochen, den Missbrauch von Hartz-IV-Leistungen stärker zu bekämpfen. Er erwarte von der Bundesregierung Maßnahmen gegen einen Betrug bei Hartz IV, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin“. Und weiter: „Hartz IV-„Banden“, welche das System missbrauchten, müsse das Handwerk gelegt werden.“
Die einen holen sich ein paar Euro …
Die Bundesagentur für Arbeit spricht von einem Schaden von 54 Millionen Euro. Das entspräche bei 150.000 Fällen sage und schreibe 30 Euro im Monat je „BetrügerIn“.
Diese Nachricht musste ich erst mal richtig auf mich wirken lassen. „Betrüger-Banden“, die pro Kopf 30 Euro im Monat „ergaunern“. Irgendwie fielen mir auf Anhieb dabei ganz andere Banden ein, die im großen Stil betrügen. Aber ich verlor den Gedanken im Alltagsstress schnell wieder.
… die anderen holen sich Milliarden
Heute morgen aber fiel mir beim Zeitungslesen fast das Frühstück aus dem Gesicht. Da grinsen mir aus dem Wirtschaftsteil zwei „Gewinnler“ ins Gesicht. Was sag ich denn, sie grinsen nicht, sie lachen fast. Gerade so, als wollten sie sagen: „Mensch, seid ihr blöd!“. Und ich habe das ungute Gefühl, dass sie damit mehr als Recht haben. Die Firma Porsche SE meldet einen Gewinnsprung für das Jahr 2017 von 1,37 auf 3,33 Milliarden Euro. Nebenbei ist erwähnt, dass der Mutterkonzern des Sportwagenherstellers ebenfalls ein Rekordergebnis eingefahren hätte. Der Konzerngewinn von VW sei verdoppelt worden und betrage 11,6 Milliarden Euro.
Abgas-Betrüger? Nein, Kapitalismus-Helden!
Weder in der Überschrift noch in der Einleitung noch im Beitrag selbst steht auch nur ein Wort von Betrug. Ganz im Gegenteil: Der Bericht mit den beiden „Grinsgesichtern“ ist so gestaltet, also wolle er uns allen vermitteln, wie Sieger, wie Helden aussehen. Wir alle sollen uns gefälligst freuen, denn in der Einleitung heißt es: „Nachdem VW die größten Belastungen durch den Abgasskandal bewältigt hat, läuft es bei der Finanzgesellschaft wieder rund.“ Als ob wir alle davon profitieren würden, dass sie uns beschissen haben.
Die Rede ist von einem läppischen „Skandal“. Kein Wort von Betrug.
Wer sind die wirklichen Betrüger-Banden (wobei ich das Wort Betrüger bei gewissen Banden als absolute Verharmlosung betrachte)?
Wem muss hier wirklich das Handwerk gelegt werden?
Du kennst die Antwort, ich kenne die Antwort, Spahn und Co. kennen die Antwort – und die wirklichen Betrüger kennen sie auch. Wie lange werden sie dieses Spiel noch spielen können?
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