Von unseren ReporterInnen – Berlin. Zerstörte Dörfer, Männer und Frauen voller Angst und mit gehetztem Blick, Kinder vor Nato-Stacheldraht, Halbwüchsige auf der Balkan-Route. Das Fotobuch „No Direction Home“ zeigt Menschen, die aus unmenschlichen Verhältnissen fliehen und deren Weg viel zu oft dennoch nicht in Sicherheit endet. Eine Auswahl der Aufnahmen vor allem aus Griechenland werden begleitend zum Frühjahrskongress der Linken Medienakademie am Franz-Mehring-Platz 1 in Berlin gezeigt. Am Montag, 9. April, wurden der Kongress und die Ausstellung eröffnet.
Bei der Weiterbildungs- und Debatten-Woche der Linken Medienakademie gibt es bis Samstag, 14. April, mehr als 40 Seminare rund um das Handwerkszeug für Medienschaffende. Das Programm umfasst auch einen Freelancertag und Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt investigativer Journalismus und Dark Net.
Das Fotobuch „No Direction Home“ wurde 2016 vom Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Athen veröffentlicht. Dreißig Fotojournalisten trugen unentgeltlich beeindruckende, meist bedrückende und dennoch ästhetische Aufnahmen bei. Die Ausstellung wird bis zum 22. April gezeigt. Die Fotos sind täglich zwischen 10 und 18 Uhr im Foyer des Hauses am Franz-Mehring-Platz zu besichtigen.
Lage in Griechenland weiter dramatisch
Die große Nachfrage nach der Veröffentlichung des Fotobuchs habe die Herausgeber zunächst verunsichert, sagte Maria Oshana vom Athener Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung bei der Ausstellungseröffnung. Man habe nicht zu einer Ästhetisierung des Elends beitragen und kein Souvenir für HelferInnen in den griechischen Lagern bieten wollen.
Die Aufnahmen aus den Jahren 2015 und 2016 sollen Oshana zufolge nicht nur etwas bewahren, sondern auch einen Ansatz zur Diskussion über die weitere Flüchtlingspolitik bieten. Die Situation in Grichenland sei für die meisten Geflüchteten nach wie vor dramatisch. Viele verlören auf der Flucht im Mittelmeer das Leben. Auch seien die Straßen Athens voll von jungen Männern ohne Aussicht auf Asyl.
Solidarischer Handel mit Griechenland
Der Ausstellungseröffnung schloss sich eine Podiumsdiskussion „Zwischen EU-Spardiktat und solidarischen Alternativen – Wir reden nicht, wir handeln“ über „Solidartrade“ an. Während Griechenland nicht zur Ruhe komme und die soziale und ökonomische Lage vieler Menschen weiter schlecht sei, gebe es immer mehr Menschen, die sich damit nicht abfinden. In den vergangenen fünf Jahren seien viele Solidaritätsnetzwerke, Tauschinitiativen und Kooperativen entstanden. Die griechische Regierung habe der solidarischen Ökonomie Ende des letzten Jahres einen rechtlichen Rahmen gegeben.
Im Münzenbergsaal diskutierten Vassilis Bournas, ehemaliger Athener Steuerberater und Mitgründer der Kooperative „Messinis Gea“, die mehrere tausend Liter Olivenöl jährlich produziert, und der Finanzpolitiker und Linkspartei-Vizechef Axel Troost. Er sieht die Lage in Griechenland als Ausdruck einer zutiefst falschen europäischen Krisenpolitik. Kürzungsauflagen und Kreditbedingungen hätten sozial- und wirtschaftspolitisch verheerende Folgen. Margarita Tsomou moderierte. Es gab außerdem Olivenöl zu kosten und zu kaufen.
Kampf gegen Korruption und Machtmissbrauch
Auch am Vormittag, als LiMA-Geschäftsführer Jörg Staude den Frühjahrskongress im Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung eröffnete, gab es eine Podiumsdiskussion. Thema war die Situation investigativ arbeitender Journalisten in Osteuropa und den Balkanländern.
Moderator Stephan Fischer, Leitender Redakteur des „Neuen Deutschland“(ND), erinnerte an die in Malta mit einer Autobombe ermordete Journalistin Daphne Caruana Galizia. Fast täglich gebe es Vorfälle wie in Montenegro, wo vor dem Haus eines Fernsehjournalisten ein Auto explodierte.
Investigativjournalisten leben gefährlich
In der Slowakei wurden vor wenigen Wochen der Journalist Ján Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová ermordet. Der Enthüllungsjournalist hatte versucht, die Verbindungen zwischen organisierter Kriminalität und Politik aufzudecken. Auch in vielen weiteren osteuropäischen Ländern arbeiten JorunalistInnen daran, Fälle von Korruption und Machtmissbrauch zu erforschen – oft unter Lebensgefahr und in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
Diskussionsteilnehmer waren Dr. Volker Weichsel, Slavist und Redakteur der Zeitschrift Osteuropa, der freie Journalist Krsto Lazarevic, der sich besonders mit den Balkan-Staaten beschäftigt, und Annika Gläser – wie Lazarevic von „n-ost — Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung. Weichsel betonte, in Ost- und Mitteleuropa sei die Trennung zwischen öffentlichem und privatem Eigentum weniger stark ausgeprägt, werde Politik stärker als Mittel der persönlichen Bereicherung betrachtet. So sei die Oligarchisierung immer Thema des Investigativjournalismus.
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