Von unseren ReporterInnen – Mainz. Zum dritten Mal riefen selbsternannte Patrioten und Rechtsradikale zu einer „Merkel muss weg“-Kundgebung nach Mainz auf. Der Zulauf zu der rechten Veranstaltung verringerte sich sichtlich. Unter „Haut ab“- und „Nazis raus“-Rufen setzten am Montag, 9. April, rund 400 BürgerInnen mit Trillerpfeifen und Kochtöpfen einen entschlossenen und lauten Gegenakzent.
Unter dem Motto „Auch in Mainz kein Platz für die Verbreitung rückwärtsgewandter Gesinnung – Refugees welcome“ hatten Privatleute eine der zwei Veranstaltungen bei der Stadt angemeldet. Rund 400 Menschen erteilten den Rechtspopulisten eine Abfuhr und zeigten, dass sie und ihr Umfeld in Mainz nicht willkommen sind.
Sammelsurium von Rechtspopulisten
Seit Mitte März hatten sich Rechtspopulisten montags unter dem Motto „Merkel muss weg“ in Mainz getroffen. Es kam eine zunächst wachsende Gruppe von Bürgern und NPD-Anhängern. Patrick Pana, Vorstand JA Hessen, Florian Grabowski von „Die Rechte“ Südwest, Cornelius Persdorf, Beisitzer des AfD-Kreisverbandes Mainz, und der Versammlungsleiter des angeblichen „Frauenbündnisses Kandel“ Thorsten Frank standen zusammen.
Mit menschenverachtender und islamfeindlicher Propaganda und der Forderung nach einer „Festung Europa“ versuchten die Pegida-Anhänger erneut, in Mainz Fuß zu fassen.
Flatterband als Trennung
Die linke angemeldete Protestkundgebung mit Unterstützung von AntifaschistInnen war von 17.30 bis 21 Uhr auf dem Gutenbergplatz anberaumt, eine weitere am Bahnhofsvorplatz. Mehrere Organisationen und Parteien schlossen sich an, unter anderem der DGB, ATTAC, Die Linke und die Linksjugend Solid.
Bevor die Rechtspopulisten mit ihrer Kundgebung begonnen hatten, zogen die rund 400 GegendemonstrantInnen geschlossen vom Gutenbergplatz zum Marktplatz, da der Protest sonst nicht in Sicht- und Hörweite stattgefunden hätte. Die DemonstrantInnen umrundeten den von der Polizei mit Flatterband abgeriegelten Platz der rechten Demonstration.
Die Beamten reagierten zunächst nervös, drohten den TeilnehmerInnen mit einer Räumung des Platzes und verwiesen sie an den ursprünglichen Kundgebungsort zurück. Die TeilnehmerInnen protestierten gegen die Aufforderung der Polizei und meldeten eine Eilversammlung in Sicht- und Hörweite an. Schließlich änderten die Beamten ihre Strategie und ließen den Protest am Flatterband zu.
Polizei versucht, Lager zu trennen
Vereinzelt versuchten Teilnehmer, sich aus der rechten Kundgebung zu lösen und bis ans Flatterband zu treten. Polizisten fingen sie jedoch ab, um eine Eskalation zu verhindern. Trillerpfeifen, Kochtöpfe und die lauten Parolen erzeugten ohrenbetäubenden Lärm.
Nachdem sich mehrere Kundgebungsteilnehmer aus dem rechten Spektrum bei den Beamten über den Protest beschwert hatten, griff eine ältere Person aus dem rechten Lager eine Demonstrantin an und schlug ihr das Handy aus der Hand. Erst nach mehrfacher Aufforderung von Gegendemonstranten stellte die Polizei die Personalien des Angreifers fest.
Rechter Aufmarsch wird zum Flop
Zwischendurch sangen die Protestierenden das bekannte Studentenlied „Die Gedanken sind frei“. Die rechten Aufmärsche in Mainz entwickeln sich zunehmend zum Flop. Noch im März konnte der rechte Anmelder 80 Personen um sich scharen.
Am Montag waren es nur noch 60 Personen. Von der rechten Kundgebung war wenig zu hören. Am Ende der Veranstaltung kam es zu Wortgefechten und kleineren Konfrontationen zwischen verschiedenen Gruppen, unter anderem hinter dem Dom und am Römischen Theater.
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