Göttingen/Istanbul – In den frühen Morgenstunden des 13. April wurde der in Köln lebende Journalist und Sozialwissenschaftler Adil Demirci während eines Familienbesuchs in Istanbul von Polizeieinheiten verhaftet. Fast zeitgleich wurden an anderen Orten die Journalistinnen Pinar Gayip und Semiha Sahin festgenommen. Alle drei derzeit Inhaftierten arbeiten für die sozialistische Nachrichtenagentur Etha. Die Rote Hilfe rät kritischen JournalistInnen wie linken AktivistInnen dringend von beruflichen und privaten Reisen in die Türkei ab.
Adil Demirci ist deutscher und türkischer Staatsbürger. Als seine Arbeitskollegin Mesale Tolu im vergangenen Jahr verhaftet wurde, gründete er die „Mesale Tolu Initiative“ in Köln, die wöchentlich politische Kundgebungen für deren Freilassung auf der Domplatte durchführte und die Repression des AKP-Regimes verurteilte.
Nachdem Mesale Tolu auf freiem Fuß ist, aber die Türkei nicht verlassen darf und der Welt-Journalist Deniz Yücel nach einjähriger Haft nach Berlin zurückkehren konnte, wurde nun ein weiterer Journalist aus Deutschland verhaftet. Aus Sicht der Roten Hilfe soll damit die oppositionelle Presse eingeschüchtert und ihre Arbeit behindert werden.
Hierzu erklärt Heiko Lange, Mitglied im Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V.:
„Es darf doch nicht sein, dass das türkische Regime nach Gutdünken kritische JournalistInnen verhaften kann, die noch dazu teilweise im Besitz eines deutschen Passes sind. Damit zeigt das Regime einmal mehr, dass es sich in einem offenen Krieg gegen seine GegnerInnen befindet. Tausende politische Gefangene sitzen bereits in den Kerkern Erdogans und es werden immer mehr. Gegen diese brutale Repression müssen linke Organisationen, Soziale Bewegungen, Menschen- und BürgerrechtlerInnen, journalistische Verbände und Gewerkschaften gemeinsam auftreten und die Meinungs- und Pressefreiheit verteidigen.
Wir fordern die sofortige Freilassung Adil Demircis und seiner inhaftierten KollegInnen. Die Rote Hilfe e.V. rät kritischen JournalistInnen wie linken AktivistInnen derzeit dringend von beruflichen und privaten Reisen in die Türkei ab.“
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