Von František Matouš – Basel. Das Museum Tinguely in Basel überrascht zur Zeit seine BesucherInnen mit einem opulenten Labyrinth aus Raum und Zeit, erdacht und erschaffen von dem Schweizer Künstlerduo Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger. Die beiden Künstler arbeiten seit 1997 zusammen, und ihr Werk wurde bereits weltweit gezeigt und gewürdigt.
Wenn sie in das Museum kommen, haben die Besucher die Wahl, einen der drei Eingänge zur Ausstellung zu betreten und in die jeweiligen Welten einzutauchen. Doch keine Panik, es können natürlich alle Komplexe der gigantischen Installation betreten werden.
Wählt man zuerst die Tür zur Vergangenheit, betritt man dunkle Räume, in denen die Frühwerke der beiden Künstler wie in einem Sammlerkabinett des 16. Jahrhunderts präsentiert sind. Ein Sammelsurium in der ganzen Vielfalt des künstlerischen Schaffens, Fundstücke von den zahlreichen Reisen des Duos neben klassischen Zeichnungen, Fotos und plastischen Objekten oder auch eine Kollektion verschiedener Pflanzensamen lassen die Betrachter verweilen und immer wieder neue Details entdecken. Ja und viele Knochen, dekorativ zusammengestellt und in der Vielfalt kombiniert.
Ganz anders die Gegenwart oder das „JETZT“, wie es an diesem unauffälligen Eingang steht. Sofort hinter der Tür werden die Neugierigen in einem schrillen kleinen Raum von einem Berater empfangen und nach ihren Wünschen gefragt, es geht hier um eine Art interaktiven Selbsterforschung und Optimierung, man bekommt Anleitung wie man sich schöner fühlen kann, kann aber auch eigene Tränen unter Anleitung der ExpertInnen untersuchen oder seine Sichtweise selbst trainieren. Man kann aber auch nur ausprobieren, wie es ist, wahlweise unter einem echten Meteoriten zu liegen oder liegenderweise über die künstlichen anatomischen Hilfsmittel zu meditieren.
In die „Zukunft“ geht es durch einen engen silbernen Gang. Plötzlich steht man in einem großen Raum voller Farben, Pflanzen, Bilder und Geräte. Ein neues Paradies? Das pralle Leben? Die beiden Künstler sehen die Zukunft als etwas Unfertiges, es ist ungewiss, wie sich alles künftig entwickeln wird, und so wimmelt es im Raum von Entwürfen und Phantasien. Geht die Zukunft in Richtung Natur, oder wird die ganz Welt vollkommen denaturiert und künstlich? Auf jeden Fall lauert die Schlange schon auch in diesem künftigen Paradies.
Der Rundgang verlangt den willigen Besuchern einiges ab, Mitbeteiligung ist gefragt, zum Beispiel auf den umfunktionierten Fitnessgeräten, mit welchen sich neue Effekte erzeugen lassen. So wird man aber auch selbst zu einem aktiven Teil dieser Welten.
Ergänzt wird die Ausstellung durch zwei Exponate draußen vor dem Museumsbau; einer klangerzeugenden Fitnessmaschine im kleinen Wäldchen und einem zum Dschungel umfunktionierten Container, in dem die Pflanzen als Experiment ganz frei wachsen sollen.
Auf jeden Fall ist es eine sehr unterhaltsame aber durchaus auch verwirrende und zum Nachdenken anregende Installation, deren Besuch man jedem empfehlen kann.
Too early to panic. Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger im Museum Tinguely Basel von 6.6. – 23. 9. 2018
https://www.tinguely.ch/de.html
- Séverine Fromaigeat, Kuratorin der Ausstellung am Museum Tinguely
- Jörg Lenzlinger
- Gerda Steiner
- Gerda Steiner und Roland Wetzel
- Gerda Steiner
- Jörg Lenzlinger
- Jörg Lenzlinger
- Roland Wetzel, Museumsdirektor
- Gerda Steiner
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