Von Tape Lago – Frankfurt. Auf dem Frankfurter Römerberg demonstrierten am Donnerstag, 19. Juli, rund 500 Menschen für die Seenotrettung im Mittelmeer. Die Protestierenden forderten erneut von der Stadt Frankfurt, Geflüchtete aufzunehmen. Zur Demonstration hatte die Initiative „Seebrücke Frankfurt“ aufgerufen. Unterstützung erhielt der Veranstalter von der Initiative „Solidarity City Frankfurt am Main“, von der IL (Interventionistische Linke) Frankfurt und von Pro Asyl. Sie wollen auf die Straße gehen, bis Innenminister Horst Seehofer zurückgetreten ist und die zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer von der Bundesregierung und der EU zugelassen und nicht mehr kriminalisiert wird.
Die „Seebrücke-AktivistInnen“ haben das Ertrinken und das Sterben von Geflüchteten und Menschen in Not im Mittelmeer satt. Sie wollen es nicht hinnehmen, dass die zivile Seenotrettung von der Bundesregierung und der Europäischen Union verunglimpft und kriminalisiert wird.
Menschen ertrinken und sterben zu lassen ein Verbrechen gegen die Menschheit
Es sei total absurd, dass man überhaupt eine Debatte über die Rettung von Menschen im Mittelmeer führen muss, sagte eine Studentin die sich für die Seenotrettung stark macht. Für sie ist es auch ein Verbrechen gegen die Menschheit, dass Deutschland und die EU Geflüchtete und MigrantInnen im Mittelmeer ertrinken und sterben lassen.
Unter dem Motto „Sichere Hafenstadt Frankfurt – Seebrücke statt Seehofer“, startete die Kundgebung um 17 Uhr auf dem Römerberg mit Hunderten TeilnehmerInnen. Einige hielten Plakate und Schilder die auf das Motto der Kundgebung aufmerksam machten. Ein großes Transparent mit der Aufschrift „Sicherer Hafen Frankfurt – Seebrücke statt Frontex“ war vor dem Eingang des Römers auszumachen.
Frankfurt soll Hafenstadt werden und Flüchtlinge aufnehmen
Frankfurt müsse zu einer sicheren Hafenstadt werden und Geflüchtete freiwillig aufnehmen, forderten die AktivistInnen von „Seebrücke Frankfurt“ am Donnerstagabend. Dies wäre ein wichtiges, solidarisches Zeichen gegen den „verrohten Diskurs“ um Ausgrenzung, Abschottung und Abschiebung. Aus Sicht der Initiative treiben auch die Geschäfte der Frankfurter Banken mit Landraub und Rüstungsexporten viele Menschen in die Flucht. Frankfurt könne sich in ein internationales Netz von solidarischen Städten einreihen und dem Beispiel anderer europäischer Metropolen anschließen, erklärte sie.
Als dem Rettungsschiff Lifeline – und damit 234 Flüchtenden – die Einfahrt in Italien und auf Malta verwehrt wurde, boten mehrere europäische Städte und deutsche Bundesländer ihre Unterstützung an: Barcelona, Palermo, Neapel, Berlin und Kiel, aber auch die Bundesländer Brandenburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Solidarität mit Geflüchteten und für ein Ende des Sterbens im Mittelmeer
Eine Helferin von einem „Sea-Eye-Boot“ schilderte zunächst ihre Erfahrungen als Seenotretterin, prangerte die Abschottungspolitik der EU an. Sie rief die Protestierenden und die Bevölkerung auf, mehr Solidarität mit Geflüchteten zu zeigen und sich für die Seenotrettung stark zu machen, damit das Ertrinken im Mittelmeer ein Ende nehmen kann.
Manos Radisoglou, ein Frankfurter Pilot der ehrenamtlich für die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch fliegt und nach Flüchtlingsboote im Mittelmeer sucht, kritisierte die Flüchtlingspolitik der EU. Es sei unverständlich und inakzeptable, dass das Aufklärungsflugzeug „Moonbird“ der „Humanitarian Pilots Initiative“ (HPI) auf Malta festgehalten und Starterlaubnis für Rettungsflüge verweigert wird.
Frankfurt soll Geflüchtete aufnehmen
Ein Sprecher von „Solidarity City Frankfurt am Main“ forderte Oberbürgermeister Peter Feldmann auf, den Wunsch Geflüchtete von der „Lifeline“ aufzunehmen unverzüglich Taten folgen zu lassen. Man solle „die Fluchtursachen vor Ort bekämpfen, nicht die Menschen, die auf er Suche nach einem menschenwürdigen Leben zu uns kommen“, hatte Feldmann in einem Zeitungsartikel erklärt.
In Bezug auf die Kriminalisierung der Rettungskräfte im Mittelmeer sagte er: „Wer Menschen vor dem Ertrinken rettet, ist kein Krimineller, sondern handelt im Sinne der Menschlichkeit.“ Dies passe gut zu Frankfurt, denn auch „hier sind Internationalität und Menschlichkeit zu Hause“, führte er weiter. In dem besagten Artikel soll Feldman nicht ausgeschlossen haben, Flüchtlinge von der „Lifeline“ in Frankfurt aufzunehmen.
„Seebrücke Frankfurt“ macht für Geflüchtete und Seenotrettung weiter
In einer emotionellen Schweigeminute gedachten die TeilnehmerInnen den bekannten 34 000 Flüchtlingen, die seit 1993 im Mittelmeer ertrunken sind. Anschließend versammelten sich mehrere TeilnehmerInnen in einer offenen Versammlung, um gemeinsam zu besprechen, wie es mit ihrem Protest weitergehen soll.
Die „Seebrücke-AktivistInnen“ wollen weitermachen, bis das Sterben im Mittelmeer endlich ein Ende nimmt und für die Geflüchteten auch Frankfurt ein angemessener Zufluchtsort ist. Während der Veranstaltung übergaben sie ihre Forderungen an den Büroleiter des Oberbürgermeisters, da sich dieser im Urlaub befand.
Weitere Bilder des Tages
Folge uns!