Von Meide Wolt – Stuttgart. Zwischen Zerstörung und Hoffnung: Als Augenzeuge berichtete Michael Wilk am Freitag, 27. Juli,von dem, was er im März 2018 während der Angriffe der Türkei auf Afrin als Unterstützer des Kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurd) erlebte. Einhundert Interessierte waren wegen der Bilder und Berichte des Arztes aus Wiesbaden in den Württembergischen Kunstverein gekommen. Wilk vermittelte nicht allein einen schockierenden Eindruck von dem, was in Syrien für die Bevölkerung und die Rettungshelfer Alltag ist. Er wollte auch zeigen, wie viel Hoffnung im Wiederaufbau steckt.
Seit 2014 war Michael Wilk immer wieder im Norden Syriens. Damals habe er sich entscheiden müssen: „Entweder ich unterstütze das, oder ich bleibe weiter der Zuschauer vor dem Fernseher.“ Er zeigte sich schockiert, wie wenig Unterstützung die Menschen dort bekommen, die für den Westen gegen den Islamischen Staat kämpfen.
Die ZuschauerInnen bekamen an dem Abend teils entsetzliche Bilder von Verletzten zu sehen. Die wolle er zeigen, um zu verdeutlichen, was dort Realität ist, sagte Wilk: „Ich unterstütze dort den Kurdischen Roten Halbmond, der unabhängig ist. Das kann man ungefähr mit dem Deutschen Roten Kreuz vergleichen.“
Trotz all der Gewalt in der Region zeigte Michael Wilk auch die Entwicklungen, mit denen die Selbstverwaltungsstrukturen im Norden Syriens Hoffnung, Lebendigkeit und Demokratie verbreiten. „Die Behandlungen in den Krankenhäusern und die Medikamentenausgabe sind für Bedürftige umsonst“, berichtete er. Die Menschen in den Straßen- und Stadtteilkomitees, den kleinsten Einheiten der Selbstverwaltung, kennen sich und ihre Nachbarn. Sie listen auf, wer bedürftig ist.
Das System funktioniere, lobte der Arzt anerkennend. „Es gibt dort Bedarf und Not, aber es gibt auch einen lebendigen Aufbau“, erzählte Wilk und berichtete auch vom Wiederaufbau eines Krankenhauses. Es gibt den Wiederaufbau einer funktionierenden Gesellschaft und Aufbau einer Demokratischen Selbstverwaltung, in der jedes Problem durch Männer und Frauen gelöst wird – trotz der Angriffe des Islamischen Staats, der Angriffe des türkischen Militärs, trotz Wasserknappheit, Sprengfallen in Wohnhäusern, wirtschaftlichen und politischen Embargos. Dazu der Arzt: „Ich muss sagen, mich bewegt es, dass die Menschen dort den Wiederaufbau aus eigener Kraft, nur mit Geldern von Kurden aus dem Ausland, leisten.“
Folge uns!