Von Franziska Stier – Weil am Rhein. Rund 130 Menschen versammelten sich am Mittwoch, 1. August, um symbolisch und praktisch Grenzen zu überwinden. Aufgerufen hatten geflüchtete Frauen, die sich als „Women in exile and friends“ organisieren und seit dem 23. Juli durch Deutschland fahren, um sich mit anderen Geflüchteten zu vernetzen und auf die Situation geflüchteter Frauen aufmerksam zu machen. Unterstützt wurden sie am 1. August von deutschen und Schweizer AktivistInnen.
Die AktivistInnen versammelten sich einen Kilometer vom Grenzübergang Otterbach in Weil am Rhein. Gegen 13 Uhr begaben sie sich Richtung Basel, um dort symbolisch eine Grenze zu überschreiten. Auf einer langen Schnur reihte sich die Botschaft: „Women* breaking borders – right to come, right to go, right to stay“ auf. Auf der Schweizer Seite der Grenze befanden sich ebenfalls AktivistIinnen. Sie konnten wegen eines falschen Passes den Grenzübergang nicht passieren. Daneben wurde ein fliegendes Transparent gehisst. Die Botschaft: „Rise up against borders“.
Leidensdruck für Frauen besonders groß
Am 1. August wurden auch in Bayern die ersten Anker-Zentren („Zentrum für Ankunft, Entscheidung, Rückführung“) eröffnet. Den hier Internierten bleibt kaum Würde. Die Anker-Zentren sehen Massenunterkünfte für bis zu 1500 Menschen vor. „Allmächtiges Security-Personal, brutale Polizeieinsätze mitten in der Nacht, weder Schule noch Arbeitserlaubnis, Gutscheine statt Bargeld, gefängnisartige Zustände und ein Ausharren mit ungewissem Ende. All dies bietet Nährboden für sexualisierte Gewalt“, erklärt Elizabeth Ngari in einer Pressemitteilung.
Zwar werden die Anker-Zentren aktuell nur von einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Bayern begrüßt. Doch die Not und die Angst, in einer solchen Unterbringung zu landen, wächst. Der Leidensdruck dort ist für Frauen, Kinder und Traumatisierte besonders groß.
Unter Krieg und Raubbau leiden besonders Kinder
Neben der Situation der angekommenen Geflüchteten wurden auch die Flucht selbst und ihre Ursachen thematisiert. Während die Grenzen einseitig geschlossen werden, betreibt Europa weiterhin eine neokoloniale Politik, zu der Waffenexporte ebenso gehören wie grenzenloser Raubbau an Mensch und Natur. Auch hier sind es Frauen und Kinder, die in besonderer Weise darunter zu leiden haben.
Neben der Freiburger „Rhythms of resistance“-Samba-Gruppe sorgte auch die Schweizer Rapperin KimBo für politisch-musikalische Begleitung der Aktion. „Wir dürfen nicht einfach zusehen, wenn mitten in Europa wieder Lager gebaut werden“, erklärt sie auf Nachfrage.
Die Initiative „Women in Exile“ wurde 2002 von Flüchtlingsfrauen in Brandenburg gestartet und kämpft für die Rechte von geflüchteten Frauen und Kindern. Es ist bereits ihre dritte bundesweite Tour.
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