Von Tape Lago – Kandel. In der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Kandel demonstrierten am Samstag, 4. August, zwei Bündnisse erneut gegen das rechte „Frauenbündnis Kandel“. Zu Demonstrationen gegen die Versammlung der Rechten hatten „Kandel gegen Rechts“ und „Wir sind Kandel“ getrennt aufgerufen. Der Spaziergang der Islam-, Migranten- und Flüchtlingsfeinde führte unter massiver Polizeibegleitung durch leere Straßen. Er stieß auf Protest und blieb ohne Außenwirkung. Nach Polizeiangaben beteiligten sich 400 Menschen an allen Veranstaltungen.
Unter dem Motto „Migration und Sicherheit“ versammelte sich am Samstagnachmittag eine Gruppe von angeblichen Patrioten, Nationalisten, Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern, AfD- und Pegida-Anhängern und anderen Rechten unter der Führung von Marco Kurz, dem Initiator des rechten „Frauenbündnis Kandel“ auf dem Marktplatz und sorgte für Empörung.
Rechte haben in Kandel nichts verloren
Ursula Schmitt-Wagner vom Bündnis „Wir sind Kandel“ (WsK), Vorsitzende der Grünen, kritisierte den Missbrauch und die Instrumentalisierung der „furchtbaren Tat“ an Mia durch die Rechten. „Wir treten für eine offene und freie Gesellschaft ein, und da haben Hass und Hetze der Rechten keinen Platz“, erklärte Schmitt-Wagner: „Wir wollen diese Rechten hier in Kandel nicht.“
Sie hätten in der Gemeinde nichts verloren, und man wolle mit ihnen nichts zu tun haben, betonte die Grünen-Politikerin vor Beginn der „Wir sind Kandel“-Kundgebung, die für 15 Uhr geplant war. Schmitt-Wagner rief die Kandler BürgerInnen auf, den Protest gegen die Rechten zu unterstützen, damit ein starkes Zeichen für eine offene Gesellschaft gesetzt werden kann und der „Spuk“ sehr bald beendet wird.
Rechte beschimpfen Anhänger von „Wir sind Kandel“ als Nazis
Die rechte Versammlung begann um 14 Uhr. Bei ihr beschimpften die Anhänger des „Frauenbündnisses“ die OrganisatorInnen und MitstreiterInnen von „Wir sind Kandel“, die sich auf ihrer Kundgebung vor der St. Georgkirche vorbereiteten, als Nazis. Sie skandierten mehrmals „Nazis raus – Nazis raus“ Richtung Friedensengel. Dies weil man angeblich aus der „WsK“-Versammlung den „Führer“ des rechten „Frauenbündnisses“ als Nazi bezeichnet hätte.
Die „Nazi raus“-Rufe der Rechten gegenüber dem Bündnis „Wir sind Kandel“ sorgten für große Empörung auf dem Marktplatz. Davor zerstörten Helfer des „Frauenbündnisses“, Protest-Plakate von „Wir sind Kandel“, die am Zaun des Marktplatzes hingen. Die Polizei schritt ein, nahm die Anzeige von WsK wegen Sachbeschädigung auf und stellte die Personalien der mutmaßlichen Täter fest.
„Kandel darf kein zweites Dresden werden“
Zeitgleich versammelten sich die AktivistInnen von „Kandel gegen Rechts“ unter dem Motto „Die Partei Volksbingo“ auf einem Parkplatz hinter dem Marktplatz, um gegen den „Spaziergang“ der Rechten zu protestieren, ihn zu stören und Marco Kurz samt Gefolgte zu ärgern.
Joaquin Boitano vom Partei-Ortsverband Kandel, Sprecher von „Kandel gegen Rechts“, erklärte, dass sein Bündnis gegen das „Frauenbündnis“ und Marco Kurz Flagge zeigen wolle. Er warnte, dass Kandel kein zweites Dresden werden dürfe. Kandel sei bunt, und man wolle dort keine Rechten haben, betonte er. Das „Frauenbündnis Kandel“ sei eine Ansammlung von AfDlern, Neonazis und Reichsbürgern, die nicht in Kandel willkommen seien.
Lautstarker Protest gegen rechten Spaziergang
Auf dem Marktplatz hetzte das „Frauenbündnis Kandel“ von Marco Kurz gegen MigrantInnen, Geflüchtete und das „etablierte System“, das von Bundeskanzlerin Angela Merkel angeführt werde. Nach einer Aktion mit schwarzen Luftballons setzten sich die Rechten zu einem Spaziergang durch ein Wohngebiet und leere Straßen in Bewegung. In der Marktstraße trafen sie auf lautstarken Protest.
In Sicht und Hörweite der Rechten machten die AntifaschistInnen von „Kandel gegen Rechts“ (KgR) deutlich, dass die flüchtlingsfeindliche Gruppierung nicht willkommen ist. Mit Trillerpfeifen, Vuvuzelas und Buhrufen machten die AktivistInnen Lärm. Es folgte ein „Wortgefecht“ zwischen dem „Frauenbündnis“ und KgR.
Journalisten als „Antifa-Fotografen“ und „Lügenpresse“ diffamiert
Bevor sich die antifaschistische Demo hinter den Rechten in Bewegung setzen konnte, trennte die Polizei beide Lager mit mehreren Mannschaftswagen. Insgesamt trennten sieben Fahrzeuge beide Lager ab. In der Goethestraße machte Marco Kurz Stimmung gegen Journalisten und diffamierte sie als „Antifa-Fotografen“ und „Lügenpresse“.
In der Zeppelinstraße attackierten die Rechten Angela Merkel und die Bundesregierung scharf. Sie seien für alle Missstände und den „Untergang Deutschlands“ verantwortlich. Ihre Forderung: „Merkel muss weg“, „wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“. In der Luitpoldstraße sprach eine Rednerin von der angeblichen „Vernichtung und Versklavung des deutschen Volkes“. Die Wortwahl der Rechten führte dazu, dass die GegendemonstrantInnen mit ihrem „Volksbingo“ sich über sie lustig machen konnten.
Protest in Sicht und Hörweite der Rechten
Auf einem privaten Grundstück in der Juststraße hatten Die Partei und AntifaschistInnen eine Störaktion geplant, um in Sicht und Hörweite der Rechten zu protestieren. Als der rechte Zug das Grundstück erreicht, machten die Protestierenden mit Sprechchören und Buhrufen deutlich, dass es in Kandel keinen Platz für Rassismus, Hetze gegen Geflüchtete und MigrantInnen gibt.
Nadine Reich (Die Partei) schilderte zunächst den Sinn des Protests gegen Kurz und sein „kleines Volk“ und bedankte sich bei den TeilnehmerInnen der Gegendemo. Sie rief anschließen die Kandler Bevölkerung auf, den Rechten stark entgegenzutreten. Denn „Rassismus tötet“, sagte Reich weiter.
Entlang der rechten Route protestierten die EinwohnerInnen mit „Anti-Nazi-Transparenten“ an Fenstern und Türen. Auf dem Weg zu ihrer Abschlusskundgebung sollen die Rechten mit Eiern beworfen worden sein. Insgesamt war der rechte Spaziergang ohne Auswirkung. Er führte durch ein Wohngebiet, leere Straßen und stieß auf lautstarke Proteste.
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