Von Lotta Thalmann – Alzey. Die neonazistische Kleinstpartei „Die Rechte“ Südwest mobilisierte mit der „Kameradschaft Rheinhessen“ und dem „Nationalen Widerstand Zweibrücken“ unter dem Motto „Deutsche Zukunft schaffen – Gegen Überfremdung und Sozialabbau“ nach Alzey. Etwa 80 GegendemonstrantInnen folgten dem Aufruf „Für soziale Gerechtigkeit – Gegen Rassismus “ des Bündnisses „Alzey gegen Rechts“am Samstag, 4. August. Es wollte, dass die Rechten keine ruhige Minute in Alzey haben.
Die angebliche deutsche Tugend, pünktlich zu beginnen, ließ zu wünschen übrig. Nach und nach sammelten sich die Neonazis auf dem Busbahnhof. Etwa 25 Rechte, darunter fast nur Männer, waren dem Aufruf der Kleinstpartei „Die Rechte“ gefolgt. Auch die Polizei begann verspätet mit dem Aufbau von Hamburger Gittern.
Schon im Vorfeld war es am Freitag, 27. Juli, während eines Auftritts der „Donots“ im Schlosshof am Rand des Konzerts, am Bahnhof und am Roßmarkt zu Übergriffen und Körperverletzungen polizeibekannter Neonazis gekommen. Aktivisten zufolge nahm die Polizei drei Personen fest.
Alzey bleibt bunt und weltoffen
Das Bündnis „Alzey gegen Rechts“ rief zum Protest „Für soziale Gerechtigkeit – Gegen Rassismus “ auf. Der Anmelder, Kai Partenheimer vom DGB Region Rheinhessen-Nahe/Mainz, wollte ein klares Zeichen mit AntifaschistInnen setzen: „Wir brauchen hier keine rechten Rattenfänger und ihre Hassprediger. Wir wollen unsere Heimat freihalten von Vorurteilen und braunem Hass. Wir wollen alle Familien schützen, egal woher sie kommen. Wir wollen eine bunte, weltoffene Zukunft gestalten und dazu brauchen wir keine Neo-Faschisten und Nazis“, so der DGBler.
Auflagen einfach erweitert
Als vom Veranstaltungsleiter die üblichen Auflagen verlesen wurden, war offiziell keine Rede von einem Hundeverbot. Warum auch, schließlich gab es schon einige Demonstrationen, bei denen Hunde erlaubt waren. Erst als ein Demonstrant mit zwei Hunden hinzukam, änderte sich die Sachlage. Der Demonstrant ist bekannt dafür, sich in Kandel gegen Rechte zu engagieren, und hatte auch schon öfter mit den zuständigen Behörden zu tun.
Zwei Polizeibeamte sprachen ihn namentlich an und bestätigten auf Nachfrage, dass ein Hundeverbot Bestandteil der Auflagen sei. Der Versammlungsleiter bestätigte jedoch, dass dieser Passus nicht im Auflagenbescheid stehe. So wurde von den Beamten ein nachträgliches „Hundeverbot“ eingereicht und ausgesprochen.
AntifaschistInnen protestierten lautstark
Nur der Zugangsbereich zum Bahnhof wurde mit Hamburger Gittern abgegrenzt, als etwa 80 GegendemonstrantInnen mit lautem Protest die Kundgebungsreden der Neonazis in Sicht und Hörweite übertönten. Einige AntifaschistInnen sammelten sich direkt gegenüber des Versammlungsplatzes der Neonazis auf der anderen Straßenseite, als die Rechten die erste Strophe des Deutschlandliedes abspielten.
Der Protest dagegen wurde jedoch von den Polizeibeamten relativ schnell unterbunden. Der allgemeine Aufschrei und die Fassungslosigkeit der Protestierenden nützten wohl wenig. Bisher ist nicht bekannt, ob die Behörden das Vorgehen der Rechten strafrechtlich verfolgen.
Keine Chance für Hass und Hetze
Als die Kundgebung der Rechten beendet war, formierten sie sich unter Polizeigeleit ohne Kampfausrüstung zu einer Demonstration und zogen los. Einzelne Parolen wie: „Frei, sozial und national…“ wurden von den Gegendemonstranten mit Pfiffen beantwortet. Immer wieder gelang es AntifaschistInnen über Umwege, sich vor dem Neonazitrupp zu positionieren.
In einer Nebengasse hielten die Rechten eine Zwischenkundgebung ab. Als die Neonazis erneut Hass und Hetze bekunden wollten, umzingelten sie ihre GegnerInnen und antworteten lautstark mit antirassistischen Parolen. Die Polizei reagierte in ihrer Wortwahl teils unbeherrscht und versuchte, die Protestierenden zurück zu drängen.
Als die eingesetzten Beamten jedoch bemerkten, dass ihr Handeln eher erfolglos blieb, ließen sie die Protestierenden mit Abstand gewähren. Im Wesentlichen waren die bekennenden Rechten von den Protestierenden umschlossen. Nach der Demonstration gingen sie zurück zum Bahnhof.
Folge uns!