Fellbach. Der DGB-Ortsverband Fellbach lud am Freitag, 31. August, zu seiner traditionellen Antikriegstagsveranstaltung am Friedensbaum in Fellbach ein. 75 friedensinteressierte Menschen folgten der Einladung.
Die diesjährige bundesweite Mahn-, Gedenk- und Friedensaktion trug das Motto „Nein zu Krieg und Militarismus – abrüsten statt aufrüsten“. Rednerin war Lilo Rademacher, Landessprecherin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Baden Württemberg und langjährige Vorsitzende der IG Metall Friedrichshafen (Rüstungsschwerpunkt Bodensee).
Die Gewerkschafter Silke Ortwein und Bernhard Löffler von den Marbachern umrahmten die Veranstaltung mit Friedensliedern. Dieter Keller, der Vorsitzende des DGB Ortsverbandes Fellbach, erinnerte in seiner Begrüßungsrede an die weit über 1500 Menschen, die in diesem Jahr auf ihrer Flucht im Mittelmeer ihr leben lassen mussten. Er mahnte ein Ende des blühenden Geschäfts der Waffen- und Rüstungsindustrie mit den todbringenden Waffen an.
Hierin und in der Abschottungspolitik der EU sieht Keller unter anderem die Ursache, dass das Mittelmeer immer mehr zu einem Meer des Todes wird. Für den Gewerkschafter Dieter Keller ist dies eine abscheuliche und verbrecherische Politik. Er forderte: „Nicht Flüchtlinge dürfen gejagt, bekämpft und in den Tod getrieben werden. Die Fluchtursachen müssen bekämpft und beseitigt werden. Das Morden und das Geschäft mit dem Tod muss beendet werden. Mit aller Entschiedenheit sagen wir: Nein zu Krieg und Militarismus. Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“
„Konfrontation mit Russland beenden“
Lilo Rademacher nannte drei zentrale Forderungen der Friedensbewegung: die Ablehnung der Stationierung der Atomraketen in Büchel (Rheinland Pfalz), die Ablehnung des Ziels, 2 Prozent des Bruttosozialprodukts (BIP) in den Verteidigungshaushalt zu stecken, und die Forderung nach einem Ende der Konfrontation mit Russland. Rademacher zitierte den Aufruf der Friedensbewegung, in dem es heißt: „Frieden mit Russland und eine neue Entspannungspolitik zielen in eine Richtung, die Konfrontationspolitik mit Russland zu beenden!“.
Lilo Rademacher ging auch auf die Petition „Abrüsten statt Aufrüsten“ ein, die auch vom DGB unterstützt wird, ein. Sie rief dazu auf, sie zu unterzeichnen. Die Petition wurde im vergangenen November gestartet und mittlerweile von mehr als 70 000 Menschen unterschrieben. Für Lilo Rademacher ist diese Zahl ermutigend. 100 000 Unterschriften sollen es bis November werden. Da beginnen die Beratungen des Haushalts 2019 im Bundestag.
„Friedens- und soziale Frage gehören zusammen“
Doch dies soll laut Rademacher nur ein erster Schritt sein. Für nächstes Jahr sind 200 000 Unterschriften geplant. Für Lilo Rademacher ist es dringend erforderlich, die Friedensfrage stärker mit der sozialen Frage zu verbinden. Aktuell fehlten 40 000 Lehrerinnen und Lehrer an Grund- und Förderschulen, Pflegkräfte in Pflegeheimen und Krankenhäusern – ein Skandal!
Millionen Menschen müssten von Hartz IV-Transferleistungen leben oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten. Die Kinderarmut nehme zu, die Wohnungsnot sei skandalös: „Und vieles mehr in der ach so reichen BRD“. Andererseits toben laut Rademacher mehr als 30 Kriege und bewaffnete Konflikte rund um den Globus.
DGB verurteilt neue Aufrüstungsspirale
Lilo Rademacher zitierte in diesem Zusammenhang auch aus dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum diesjährigen Antikriegstag: „Waffengewalt und militärisches Hochrüsten lösen keine Probleme. Eine neue Aufrüstungsspirale ist die falsche Antwort auf eine veränderte Weltlage. Und doch sind die globalen Rüstungsausgaben mit über 1,7 Billionen US-Dollar so hoch wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben. Deshalb lehnen der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften das NATO-Ziel ab, die Rüstungsausgaben der Bündnispartner auf 2 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Für die Staaten Europas würde dies bedeuten, dass ihre Militäretats von 500 Milliarden Euro auf 800 Milliarden anwachsen. Auch Deutschland müsste seine Rüstungsausgaben annähernd verdoppeln.“
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung gaben die Marbacher ein Livekonzert. Sie präsentierten alte und neue Friedenslieder sowie antifaschistisches Liedgut und luden immer wieder zum Mitsingen ein. Es war ein sehr nachdenklicher und auch kurzweiliger Liederabend.
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