Von František Matouš – Freiburg. Nach einem spontanen Aufruf mehrerer linker und antifaschistischer Organisationen versammelten sich am Freitag, 31. August, zeitweilig um die 1000 Menschen in Freiburg im Breisgau zu Kundgebung gegen das Aufkommen von Rassismus und Faschismus. Anlass waren die Ereignisse im sächsischen Chemnitz. Dort beherrschten mehrere Tage lang von Pegida, AfD und offen nazistischen Gruppierungen aufgehetzte Menschenmassen die Straßen. Offensichtlich wurden richtige Treibjagden auf Ausländer, Journalisten und Andersdenkende veranstaltet.
Die Kundgebung in Freiburg wurde von sehr vielen Parteien und Gruppierungen getragen, unter anderem von der „Anti Pegida Gruppe Freiburg“, Dem „Bund der Antifaschisten – VVN-BdA“, der „Antifaschistischen Linken“ und dem „Offenen Antifa Treffen (OAT)“. Mit mit kurzen Redebeiträgen traten auch Organisationen auf, die sich für Flüchtlingshilfe einsetzen. Auch die SPD, die Grünen und die Linke waren vor Ort, ebenso VertreterInnen der Gewerkschaften, der Verband der islamischen Studierenden an der Uni Freiburg und das Islamische Zentrum Freiburg.
Lange Tradition des antifaschistischen Widerstands
Als Mitorganisator und Moderator der Kundgebung erinnerte Siegfried Buttenmüller an die unrühmliche Vergangenheit Badens im Dritten Reich. So wurde sofort nach der sogenannten Machtergreifung im Schloss Kislau das erste Konzentrationslager Deutschlands für politische Gegner der Nazis gegründet. An der Freiburger Universität wurde der Sieg der NSDAP von vielen stürmisch begrüßt. Doch es gibt auch eine sehr lange Tradition des antifaschistischen Widerstands in der Gegend. Sie wird nach wie vor in Kämpfen gegen das Aufkommen der Pegida und der AfD hochgehalten.
Der Oberbürgermeister von Freiburg, Martin Horn, verurteilte scharf die rechten Ausschreitungen in Sachsen und beteuerte, alles zu tun, damit in Freiburg nie etwas Ähnliches stattfinden kann. Auch alle weiteren RednerInnen kritisierten die Passivität der regierenden Parteien gegenüber der Ausbreitung der rechtspopulistischen Bewegungen – nicht nur in Sachsen.
Mehrmals erwähnt wurde CSU-Innenminister Horst Seehofer und dessen strammer Rechtskurs. Es wurde auch bemängelt, dass niemand aus der Großen Koalition nach den Ausschreitungen in Chemnitz erschienen ist, um sich an Ort und Stelle zu äußern. Als inakzeptabel wurde auch die Haltung der Sächsischen Polizei und des Verfassungsschutzes bezeichnet.
„Es ist nicht fünf vor zwölf, es schlägt bereits Mittag“
Es wurde diskutiert, wie die in Sachsen wieder sichtbar gewordene, aber in ganz Europa zu beobachtende Ausbreitung des Rassismus und der faschistischen Ideologien zu stoppen sei. „Es ist nicht fünf vor zwölf, es schlägt bereits Mittag, allerhöchste Zeit um aufzuwachen und ganz, ganz laut zu werden“, hieß es in einem Redebeitrag. Deshalb wurden anschließend Termine weiterer Aktionen durchgegeben und Erfahrungen ausgetauscht. Man müsse stets wachsam bleiben.
- Monika Stein, Stadträtin Freiburg
- OB Martin Horn und Luisa Boos, Generalsekretärin der SPD Baden-Württemberg
- Dirk Spöri, Landesvorstand Die Linke
Trotz strömenden Regens spontaner Demonstrationszug
Nach der Kundgebung auf dem Platz der alten Synagoge wurde beschlossen, einen kurzen Demonstrationszug durch die Altstadt zu machen. Trotz des strömenden Regens nahmen auch an diesem von der Polizei begleitetem spontanen Demonstrationszug hunderte Menschen teil. Am Ende der Aktion wurde auf vielfachen Wunsch das Lied: „Die Gedanken sind frei“ angestimmt. Dies ist eine Art Freiburger Tradition bei allen politischen Kundgebungen in der Stadt.
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