Stuttgart. Der Tod des Journalisten Steffen Meyn im Hambacher Wald hat bei vielen Erschütterung ausgelöst. „Wir trauern um den im Hambacher Wald gestorbenen jungen Journalisten. In diesen Stunden sind unsere Gedanken bei der Familie und seinen Freunden“, erklärte Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Dass es zu dieser Tragödie gekommen ist, berührt uns sehr. Es ist jetzt die Zeit für eine Denkpause, um der Trauer Raum zu geben.“
Steffen Meyn studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln seit 2015 Regie. Er bezeichnete sich selbst als „Regisseur, Künstler, Journalist“ und arbeitete an einer Langzeitdokumentation über den Hambacher Wald. Dort stürzte er von der Plattform eines Baumhauses ab.
Der WDR meldete am Donnerstag, 20. September, zum Zeitpunkt des tödlichen Sturzes im Hambacher Forst habe es offenbar einen Polizeieinsatz gegeben. Das habe „die Aachener Polizei am Donnerstag (20.09.2018) gegenüber dem WDR erklärt und damit Angaben der Aktivisten bestätigt. Zuvor hatte die Polizei bestritten, dass es einen Einsatz in der Nähe des Unfalls gegeben hatte.“
Solidaritätskundgebung in Stuttgart für AktivistInnen
Die Räumung des Hambacher Forsts ist derzeit ausgesetzt. Sie hatte Mitte September begonnen. Damit wird der Weg frei gemacht, diesen 12 000 Jahre alten Urwald zu roden. Fossil Free Stuttgart und Michael Bloss, Grüner Kandidat für das Europaparlament, organisierten dazu Mitte September eine spontane Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz, um Solidarität mit denjenigen zu zeigen, die den Wald schützen – für den Kohleausstieg und für den Erhalt des Hambacher Forsts.
Unter den über 200 Teilnehmenden befanden sich viele Einzelpersonen, aber auch viele Initiativen, darunter der BUND, die Grüne Jugend, die BUND-Jugend, die Grünen, die Linke und Ende Gelände Stuttgart. Mehrere Redner ergriffen die Chance, spontan einige Worte an die Protestierenden zu richten. Michael Bloss wertete die Beteiligung am Protest in Stuttgart als Zeichen der Solidarität mit den Aktivistinnen und Aktivisten im Hambacher Forst.
Einer der letzten Urwälder Europas
Es gehe um mehr als ein kleines Stück Wald: „Die Klimakrise hat Europa längst erreicht. Trotz Hitzesommer und Waldbränden soll nun ein Wald der Braunkohle weichen. Statt einen von Europas letzten Urwäldern zu schützen, wird unser CO2-Ausstoß durch den Kohleabbau weiter in die Höhe getrieben. Die Räumung des Waldes wird mit einer fadenscheinigen Begründung betrieben und eskaliert die Situation unnötig.“
„Braunkohle ist eine Technologie der Vergangenheit, sie verpestet das Klima und macht es unmöglich, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen“, erklärte Carolin Jaschek von Fossil Free Stuttgart: „Wir müssen die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad halten, dafür braucht es jetzt den Kohleausstieg und keine Fällung eines 12 000 Jahre alten Waldes!“
Brandt: „Bundesregierung macht sich zum Handlanger“
Der Karlsruher Bundestagsabgeordnete der Linken Michel Brandt hatte sich als parlamentarischer Beobachter vor Ort ein Bild von der Räumung des Hambacher Forsts gemacht. Seine Einschätzung: „Die Vernichtung einer der größten Mischwälder in Europa ist in Zeiten des menschengemachten Klimawandels ein fatales Zeichen. RWE ist eine Gefahr für den Wald und für das Klima weltweit, und die Bundesregierung macht sich zum Handlanger dieses profitorientierten Energiekonzerns anstatt sich für Klima- und Naturschutz stark zu machen.“
Brandt kritisierte den Polizeieinsatz gegen die AktivistInnen im Hambacher Forst: „3500 PolizistInnen setzen mit aller Gewalt und Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Natur die Interessen von RWE durch, während Landwirtschaftsministerin Klöckner anlässlich der Waldtage 2018 betont, wie wichtig Wald für das Klima ist. Die AktivistInnen im Hambi sollten demnach von Frau Klöckner einen Umweltpreis verliehen bekommen. Stattdessen werden sie aber fälschlicherweise als gewalttätige Krawallmacher und Straftäter bezeichnet.“
Weitere Bilder von der Kundgebung in Stuttgart
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