Von Andreas Scheffel – Offenburg. Rund 250 Menschen traten am Montag, 1. Oktober, vor der Offenburger Reithalle rassistischer Hetze und menschenverachtender Politik entgegen. Anlass war eine Veranstaltung des Landessprechers der AfD Ralf Özkara. Er tritt in Offenburg zur Oberbürgermeister-Wahl an.
Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“ hatte gegen die Veranstaltung des AfD-Kandidaten mobilisiert. Offenburger Stadträte, Parteien und Gewerkschafter schlossen sich dem Protest an, während Özkara trotz Unterstützung des AfD-Bundessprechers Jörg Meuthen nur wenig Zulauf erhielt.
Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“ mobilisierte etwa vier Mal so viele Menschen, die nach der Wahl am 14. Oktober keinen Rechtspopulisten als Oberbürgermeister in ihrer Stadt sehen möchten, der mit völkisch-nationalen Parolen die Einwohner der Stadt nach Staatsangehörigkeit und Religion sortieren will.
Die DemonstrantInnen setzten ein klares Zeichen gegen die Politik des AfD-Kandidaten und für Demokratie, Solidarität und Menschlichkeit. Rund 250 Menschen, überwiegend aus Offenburg, schlossen sich dem Protestzug an. Er startete am Omnibusbahnhof. Die Route führte zur Reithalle.
Wenig Resonanz für Rechtspopulisten
Das Bündnis führt den schwachen Zulauf für Özkara darauf zurück, dass es vielen SympathisantInnen der AfD peinlich sei, an solch einer Veranstaltung teilzunehmen. Die AfD kam mit etwa 30 Personen in die Reithalle. Rund 60 weitere SympathisantInnen folgten der Einladung des Kandidaten ebenfalls.
Weitere 50 Personen, die den Reihen der Protestierenden zuzurechnen waren, beobachteten den Verlauf der Veranstaltung ebenfalls als Zuhörer. Selbst Jörg Meuthen, der eigentlich als Zugpferd dienen sollte, konnte die Offenburger Bevölkerung offensichtlich nicht dazu bewegen, die AfD-Veranstaltung zu besuchen.
Stadträte verärgert über AfD-Ratsmitglied
Mitglieder des Gemeinderats, städtische Angestellte und Gewerkschafter verdeutlichten, dass sie sich keinen Maulkorb verpassen lassen. AfD-Stadtrat Taras Maygutiak hatte einen Facebook-Beitrag veröffentlicht, in dem es hieß: „Ich werde mir die Reihen der Störer anschauen und bin gespannt, ob ich dort einschlägiges Kessel-Klientel sowie Mitglieder des Gemeinderates und der Stadtverwaltung sichten werde.“
Der Grünen-Stadtrat Stefan Böhm ging auf diesen Beitrag ein. Für ihn klängen diese Worte wie „ich weiß, wo du wohnst“, sagte Böhm. Die Aussage Maygutiaks hatte auch bei anderen Gemeinderäten wie Rudi Zipf (FWO) oder Jürgen Gießler (SPD) Verärgerung ausgelöst.
Bündnis resümiert positiven Erfolg
Die Organisation „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“ zieht eine positive Bilanz ihrer kontinuierlichen Arbeit: „Wir haben es geschafft, der AfD vorzuführen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen, dass Demokratie funktioniert und die Mehrheitsverhältnisse hier in der Stadt und im gesamten Land anders sind, als es die AfD mit ihren ‚Wir sind das Volk‘-Rufen behauptet. Es wirkt lächerlich, wenn ein Mann, der mehr Wert auf sein Äußeres legt als auf das, was er redet, über eine Moschee in der Innenstadt spricht, die aus seiner Sicht beobachtet werden müsste. Hier entgegnen wir dem Angstschüren der AfD entschieden. Das Religionshaus existiert seit Jahren als Gebetsraum für Menschen, die ihrem grundgesetzlichen Recht auf Religionsfreiheit nachkommen.“
Und weiter: „Die Funktionäre der AfD möchten diese Stadt nur schlecht reden, um deren BürgerInnen in Angst und Schrecken zu versetzen und sich selbst dann als Lösung für alles anzubieten. Offenburg ist kein Ghetto, durch das man nur mit einem Leibwächter gehen kann, so wie es einzelne Funktionäre der AfD meinen.“ Die OffenburgerInnen, zeigt sich das Bündnis überzeugt, werden eine/n kompetente/n OberbürgermeisterIn wählen, der oder die den Aufbruch der Stadt ins 21. Jahrhundert verwirklicht.
Im Mai gibt es dazu noch Kommunalwahlen. „Wir in Offenburg brauchen daher weder Stillstand noch Rückschritt. Wir brauchen den Fortschritt in ein modernes und aufgeschlossenes Offenburg, in dem alle Menschen untereinander solidarisch voneinander profitieren und gern miteinander leben. Wer diesen Weg nicht mitgehen möchte, darf weder in dieser Stadt noch in diesem Land an die Macht gelangen.“, so die Sprecherin des Bündnisses.
Folge uns!