Von unseren ReporterInnen – Köln. Am Rand des Besuchs des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Köln gab es auch Protest gegen rechte Propaganda und Hetze. Am Nachmittag des 29. September hatten sich etwa 80 rechte DemonstrantInnen aus dem Umfeld des „Begleitschutzes Köln“ auf dem Breslauer Platz versammelt. Ihnen standen nach Angaben der Veranstalter etwa 700 GegendemonstrantInnen auf einer Kundgebung von „Köln gegen Rechts“ gegenüber.
Die genaue Zahl der protestierenden TeilnehmerInnen war wegen des starken Fußgänger-Verkehrs vor dem Bahnhof schwer auszumachen. Die Polizei hielt beide Seiten durch Hamburger Gitter getrennt, ließ aber zwischen den Blöcken eine breite Gasse für Reisende, die vom Bahnhof kamen oder dorthin wollten.
Bei der rechten Kundgebung waren vor allem Deutschlandfahnen und Nazi-T-Shirts zu sehen, gelegentlich aber auch Fahnen anderer Staaten – vermutlich, um den angeblich internationalen Charakter der rechten Veranstaltung zu betonen. Ein Redner sprach vom Bühnenwagen von „Köln gegen Rechts“ von einer Mischung aus Neonazis, Hogesa-Hooligans, Identitären und angeblich „besorgten Bürgern“, die sich versammelt hatten. Er wies darauf hin, dass auch die AfD inzwischen offen mit Pegida und Vertretern der extremen Rechten auf die Straße gehe und JournalistInnen zunehmend bedroht würden.
Für eine solidarische Welt
Von den Redebeiträgen bei der rechten Kundgebung war kaum etwas zu hören. Sie wurden von Parolen wie „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“, „Ihr könnt nach Hause gehen“ oder „Wir wollen Frieden, keinen Faschismus“ übertönt.
„Wir stehen hier für ein Willkommen“, stellte ein Redner der Protestkundgebung klar. Man sei auf der Straße gegen eine nationalistische Rechte, die versuche, den gesammelten Reichtum zu erhalten. „Wie stehen für eine solidarische Welt, wir begrüßen hier lieber Tausende von Migranten als hundert von Euch“, hieß es weiter am Mikrophon.
Viele demonstrierten zuvor auf der Deutzer Werft gegen Erdogan
Das antifaschistische Bündnis „Köln gegen Rechts“ sprach in seiner Mitteilung über die Kundgebung von einem Zahlenverhältnis von „mindestens 7:1“. Bei den Reden auf der Gegenkundgebung sei „nochmals auf den rechten Charakter von Dennis Mochas Begleitschutz hingewiesen“ worden.
Der Versuch der rechten Kundgebung, sich „den Anschein zu geben, international zu sein, indem dort kurzzeitig eine italienische und eine türkische Flagge hochgehalten wurden“, sei mit lautem Lachen und „Nazis raus-Rufen“ der deutschen, türkischen und kurdischen GegendemonstrantInnen quittiert worden. Von ihnen seien viele zuvor auch bei der „Erdogan not Welcome“ Kundgebung auf der Deutzer Werft gewesen (siehe „Empörung über roten Teppich„).
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