Neckarwestheim. „Wir flicken bis zum Super-GAU – EnBW“ war in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober in großen Lettern auf der Reaktorkuppel des AKW Neckarwestheim‑2 zu lesen. Hierzu erklären Franz Wagner von der AG Atomerbe Neckarwestheim und Matthias Weyland von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:
„EnBW hat bereits vor einem Jahr mehr als 30 beschädigte Rohre in einem von vier Dampferzeugern des AKW Neckarwestheim‑2 entdeckt. Entgegen aller Vorsicht verzichtete der Konzern damals darauf, auch die Rohre in den übrigen Dampferzeugern zu überprüfen. Stattdessen nahm er den Reaktor wieder in Betrieb und ließ ihn ein ganzes Jahr weiterlaufen. Das ist ein unverantwortliches Vabanquespiel mit der Sicherheit der Bevölkerung im Großraum Stuttgart.
Schon der Abriss eines einzigen Heizrohrs in einem der Dampferzeuger ist ein komplizierter Kühlmittelverluststörfall und darf nach geltendem Recht nicht billigend in Kauf genommen werden. Reißt mehr als ein Rohr, ist der Störfall auslegungsüberschreitend: Das AKW kann diesen nicht mehr sicher beherrschen.
Bei den in diesem Jahr angeordneten Überprüfungen aller Dampferzeuger stellte sich heraus, dass nicht nur Rohre, die bereits 2017 beschädigt waren, weiter korrodiert sind, sondern dass daneben mehr als 100 Rohre bisher unbekannte Risse aufweisen. Diese um die Rohre herum verlaufenden Risse haben nach Angaben des Umweltministeriums zum Teil schon bis zu 91 Prozent der Rohrwand durchdrungen. Mutmaßliche Ursache der Risse ist nach Aussage des Ministeriums Spannungsrisskorrosion. Das bedeutet, dass die Risse urplötzlich entstehen und unvorhersehbar weiterreißen können.
Einfach die etwas stärker beschädigten Rohre zu verschließen – wie schon vor einem Jahr – und ansonsten darauf zu hoffen, dass bis zur nächsten Überprüfung nichts passieren wird, ist ein waghalsiger Blindflug. Das AKW Neckarwestheim‑2 ist fast 30 Jahre in Betrieb, das Material entsprechend ermüdet. Weitere gefährliche Risse sind zu erwarten. Daran kann auch die andauernde Flickschusterei an den Rohren nichts ändern. EnBW sollte diesen Tatsachen endlich ins Auge sehen und die einzig richtige Konsequenz ziehen: den Reaktor dauerhaft abzuschalten – bevor es noch zu einem ernsten Unfall kommt.“
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