Freiburg. Dem Aufruf der Antifaschistischen Linken Freiburg (IL) und weiterer Organisationen zu den Protesten gegen einen Aufmarsch der AfD und der Jungen Alternativen in Kooperation mit dem rechten Frauenbündnis Kandel sind am Montagabend, 29. Oktober, über 2000 Menschen gefolgt. In ihrem makaberen Versuch, die Vergewaltigung an einer jungen Freiburgerin für ihre rechte Hetze zu missbrauchen, hatten die Rechten zu einer Demonstration aufgerufen.
Die Vielzahl der AktivistInnen am Bertoldsbrunnen verhinderte, dass die 300-400 Rechten ihre geplante Demonstrationsroute über die Kaiser-Joseph-Straße laufen konnten. Die Demonstration, bestehend unter anderem aus der rechtsradikalen „Identitären Bewegung“ (Karlsruhe, Schwaben, Baden, Freiburg), AfD und dem männerdominierten „Frauenbündnis Kandel“, musste daraufhin von der Polizei über eine Alternativroute durch die Seitenstraßen der Innenstadt geschleust werden. Entschlossene GegendemonstrantInnen schafften es aber auch hier immer wieder mit lautstarken Blockaden den Rechten ein Fortkommen in der Stadt zu erschweren.
„Sexualisierte Gewalt an Frauen kennt keine Nationalität und Religionszugehörigkeit – sie ist das Problem des Patriarchats. Deswegen dürfen wir nicht zulassen, dass eine Vergewaltigung für rechten Hass instrumentalisiert wird, sondern müssen damit beginnen, die Gesellschaft von Grund auf zu ändern“, begründet eine Demonstrantin ihre Teilnahme. „Der AfD zu folgen, bedeutet genau jenes Patriarchat zu unterstützen, welches vielfach sexualisierte Gewalt produziert“, so Nils Bornstedt, Pressesprecher der Antifaschistischen Linken Freiburg (IL).
Massive Polizeigewalt ermöglicht rassistische Kundgebung
Die sichtlich überforderte Polizei ließ es vielerorts zu unkontrollierbaren Situation kommen. Nur durch den massiven Einsatz von Gewalt konnte sie Schneisen durch den bunten Protest schlagen, sodass die Rechten schließlich zu ihrem gewünschten Kundgebungsort am Rathausplatz gelangten. Hier ging die Hetze des Redners in lauten feministischen und antirassistischen Parolen und Gesängen unter.
Nach Angaben der Antifaschistischen Linken Freiburg soll es beim Abreisen der rechtsradikalen DemonstrationsteilnehmerInnen zu einem Handgemenge gekommen sein, bei dem ein AfD-Sympathisant mit einem metallenen Werbeschild auf GegendemonstraInnen und Polizisten eingeschlagen haben soll. Nachdem ein Polizist durch dessen Hieb zu Boden gegangen sein soll und er dabei seinen Helm verloren habe, habe der Angreifer von mehreren Beamten zu Boden gerungen werden müssen.
Gewalt gegen Frauen muss immer und überall bekämpft werden
Die IL geht davon aus, dass die Demonstration der AfD nicht der letzte Versuch rechter Vereinnahmung sexualisierter Gewaltverbrechen bleiben wird. „Gewalt gegen Frauen muss immer und überall bekämpft werden, egal von wem sie ausgeht. Deshalb lautet unsere emanzipatorische Antwort antirassistischer Feminismus“, erklärt eine Aktivistin der Antifaschistischen Linken Freiburg am Megafon.
Der rassistischen Hetze müssten und wollten sich die AntifaschistInnen und FeministInnen auch in Zukunft entgegenstellen.
AfD-Aktivisten verbreiten Falschmeldungen
Die Badische Zeitung meldete am 30. Oktober, der AfD-Aktivist Henryk Stöckl habe Falschmeldungen verbreitet. Er habe behauptet, in Freiburg hätten „Bürgerkriegszustände“ geherrscht. In der Folge hätten „viele Menschen in den sozialen Netzwerken“ behauptet: „In Freiburg habe es eine Eskalation linker Gewalt gegeben“. Weiter soll das JA-Mitglied Stöckl geschrieben haben, „Polizist verliert Augenlicht, nachdem Antifa ihm zerbrochene Flasche ins Gesicht schmiss“. Stöckl soll inzwischen eingeräumt haben, dass „das nicht der Wahrheit entsprochen hat“. Inzwischen habe er den Text geändert, die Schlagzeile laute jetzt wörtlich: „Polizist mit blutverströmmtes Gesicht, nachdem Antifa ihm zerbrochene Flasche ins Gesicht schmiss“. Sein Text sei da aber schon tausendfach geteilt worden.
Polizeisprecher Jerry Clark sagte nach Angaben der Badischen Zeitung: „Das ist eindeutig eine Falschmeldung.“ Drei Beamte seien im Rahmen der Demos leicht verletzt worden, aber ohne Fremdeinwirkung. Niemand habe behandelt werden müssen, alle hätten ihren Dienst fortgesetzt. Den Flaschenwurf auf einen Polizisten, die brutale Schilderung in Stöckls Post: Es hat ihn nie gegeben.
Stefan Räpple, AfD-Landtagsabgeordneter aus Kehl, behauptete gegenüber der Badischen Zeitung, „es habe Hetzjagden gegeben auf Teilnehmer seiner Demonstration“. Polizeisprecher Clark erklärte hierzu: „Das können wir so nicht bestätigen“.
Stefan Räpple trat bereits in der Vergangenheit durch einschlägige Auftritte in Erscheinung. Siehe hierzu „Fast 50 AfD-Abgeordnete in Facebook-Hetzgruppe„.
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