Von Wolfgang Weichert – Stuttgart. Vor 80 Jahren, am Abend des 9. November 1938 brannten in ganz Deutschland tausende Synagogen, jüdische Wohnungen und Geschäfte. Angezündet wurden sie nicht vom wütenden Mob, sondern vorbereitet und organisiert von Nationalsozialisten und Behörden des faschistischen Staates, dem die Macht 1933 übertragen worden war. Am Freitagabend, 9. November, hielt die „Initiative zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht“ am Platz der ehemaligen Cannstatter Synagoge zum 9. Mal eine Gedenkveranstaltung ab. Über 300 Personen nahmen an ihr teil.
Die Synagoge in Cannstatt wurde in der Pogromnacht vom Leiter der Brandwache, zwei Feuerwehrleuten und einigen Nazis angezündet. Fast alle männlichen Stuttgarter Juden zwischen 18 und 65 Jahren wurden verhaftet und kamen ins Gestapo-Gefängnis Welzheim, aber auch ins KZ Dachau.
Ulrich Kadelbach, evangelischer Pfarrer im Ruhestand, erinnerte bei der Gedenkveranstaltung unter anderem daran, dass unter den Augen der evangelischen Martinsgemeinde zahllose jüdische Opfer zu den Bahngleisen des Nordbahnhofs geführt und von dort in Elend und Tod geschickt wurden.
Silvia Gingold, Tochter des jüdischen Widerstandskämpfers Peter Gingold, erinnerte an ihre Eltern, die in Frankreich gegen die Faschisten kämpften. Silvia Gingold wird wegen ihrer antifaschistischen Arbeit vom Verfassungsschutz beobachtet. Es sprach auch ein/e VertreterIn des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart und Region (AABS).
Der Journalist Joe Bauer moderierte die Veranstaltung. „Wir sind es, die aus der Geschichte lernen müssen – nämlich die Faschisten entschlossen und vor allem geschlossen zu bekämpfen“, erklärte er in seiner Rede. Vom Freien Chor Stuttgart gab es musikalische Beiträge mit antifaschistischen Liedern. Eine Filmvorführung und eine Lesung im Cannstatter Rathaus zu Ehren von Peter Gingold schlossen sich an.
Unterstützt wurde die Kundgebung von folgenden Organisationen:
Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS); Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart; „Arbeit Zukunft“ Stuttgart; DIDF, Freundschafts- und Solidaritätsverein Stuttgart; DIE LINKE OV Bad Cannstatt, Münster, Mühlhausen; DIE LINKE Stuttgart; DKP (Deutsche Kommunistische Partei) Stuttgart; Fraktionsgemeinschaft SÖS LINKE-PluS im Bezirksbeirat Cannstatt; Freier Chor Stuttgart; Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Regionalgruppe Stuttgart; Friedenstreff Stuttgart Nord; Friedenstreff Cannstatt; Groll, Renate und Manfred, Gerlingen; Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber; Linksjugend [`solid] Stuttgart; Naturfreunde Radgruppe Stuttgart; Revolutionäre Aktion Stuttgart; SÖS – Stuttgart Ökologisch Sozial; SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) Stuttgart; ver.di Bezirk Stuttgart; VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) Stuttgart; Verein Zukunftswerkstatt Zuffenhausen; VÖS (Vaihingen Ökologisch Sozial); Waldheim Stuttgart / Clara Zetkin Haus; Waldheim Gaisburg; Zukunftsforum Stuttgarter Gewerkschaften
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