Von Andreas Scheffel – Stuttgart. Tübingen war eine regionale Hochburg des Nationalsozialismus. Universität, Gerichte, Verwaltung und Bewohner der Stadt waren maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung der Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt. Nun zeichnete die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen) die Jugendguides der Tübinger Geschichtswerkstatt mit dem Alfred-Hausser-Preis aus. Er wurde am Samstag, 10. November, im Linken Zentrum Lilo Herrmann in Stuttgart übergeben.
Die überparteiliche antifaschistische Organisation vergibt den Preis seit 2006 alle zwei Jahre für Projekte, die in besonderer Weise die Erinnerung an den Widerstand gegen den Faschismus, die Verfolgten und die Opfer des Naziregimes bewahren helfen.
Die Jugendguides der Tübinger Geschichtswerkstatt sind Jugendliche und junge Erwachsene, die Gruppen in Gedenkstätten begleiten oder selbst Stadtführungen zu einzelnen Aspekten des Nationalsozialismus anbieten. Unter der Regie des Tübinger Landratsamts wurden bereits weit über hundert solcher Jugendguides ausgebildet, die in verschiedenen Organisationen aktiv sind.
Schwierige Entscheidung
Auf Empfehlung des Beirats des Landesvorstandes der VVN-BdA musste die Jury eine Auswahl unter acht Nominierungen treffen. Während die Landesdelegiertenkonferenz der baden-württembergischen VVN-BdA sich dem Ende näherte, wurde der Preis an die Tübinger Jugendguides übergeben. Herausgehobent wurde ihre Aufarbeitung der Gräueltaten des Nationalsozialismus in und um Tübingen. Der Preis, der nach dem Gründungsmitglied und früheren Ehrenpräsidenten der VVN Alfred Hausser (1912‐2003) benannt ist, beinhaltet ein Preisgeld von 500 Euro.
Lothar Letsche, Mitglied des Geschäftsführenden Landesvorstandes der Vereinigung, führte durch das Programm und erklärte, dass es auch diesmal nicht leichtgefallen sei, eine Auswahl unter den Nominierten zu treffen. Die Vielzahl der eingereichten Projekte zeige das Interesse am Engagement der VVN. Heidi Scharf würdigte in ihrer Laudatio die Arbeit der Jugendguides. Für die musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgte Werner Grimm mit Gitarre und Gesang.
- Heidi Scharf
- Werner Grimm
- Lothar Letsche und Aglaia
Geschichtliche Aufarbeitung vorangetrieben
Aglaia stellte als Vertreterin der Jugendguides, die Arbeit der Gruppe vor. Mit Hilfe einer Lichtprojektion informierte sie über bereits erarbeitete und derzeit aktuelle Projekte. Sie unterstrich, dass die Jugendguides nicht nur Wissen vermittelten, sondern durch persönliche Motivation besonders Jugendliche dazu anregen wollten, sich selbst mit der Geschichte und den Verbrechen des Nationalsozialismus in der Tübinger Region auseinanderzusetzen.
Seit Dezember 2012 arbeiten Jugendguides als Arbeitsgruppe in der Geschichtswerkstatt Tübingen mit. Neben der geschichtlichen Aufarbeitung gehöre auch die Auseinandersetzung mit aktuellen rechten Tendenzen in der Region zu den Schwerpunkten der Organisation. So begleiten die Jugendguides Schulprojekte, organisieren Podiumsdiskussionen oder bieten Führungen in und um Tübingen an.
- Reinhard Neudorfer
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