Fulda. In den nächsten Wochen wird die Stadt Fulda ihr Stadtjubiläum feiern. Eine Feier die an die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt erinnern soll. 1275 Jahre Fulda – eine lebendige Stadtgeschichte. Doch wer sich das Programm zum Stadtjubiläum anguckt, wird weiße Flecken entdecken, Flecken über die in Fulda ungern gesprochen wird, kritisiert die Initiative „Fulda stellt sich quer“. Die Zeit zwischen 1933 – 1945 werde im Stadtjubiläum nicht beschrieben. Eine Zeit, die unter der Decke des Schweigens gezogen wird.
Am 10. November 1938 wurde die jüdische Synagoge geschändet, zerstört, angezündet. Ganz vorne dabei: Bürgermeister Karl Ehser (NSDAP). Fuldas damaliger Oberbürgermeister Franz Danzebrink (NSDAP) hat dieses politisch zu verantworten. Noch heute ist Franz Danzebrink in Fulda eine Straße gewidmet. In der „OB-Ahnengalerie“ im Fuldaer Stadtschloss hängt sein Bild ohne jegliche Kommentierung – als wäre nichts gewesen.
2015 unterstützten mehr als 3000 Bürgerinnen und Bürger die Forderung des Vereins Fulda stellt sich quer, die Danzebrink Straße umzubenennen. Es wurden Kommissionen gebildet, Experten eingesetzt und die Forderung der Umbenennung wurde erstmal zu den Akten gelegt. Es mutet schon sehr seltsam an, dass einerseits das Porträt von Oberbürgermeister Danzebrink unkommentiert aufgehängt wurde, obwohl er Repräsentant des NS-Unrechtsstaates war, andererseits der Oberbürgermeister Erich Schmidt, dessen Wirken den Beginn der demokratischen Gesellschaftsordnung markierte, in dieser Galerie nicht gezeigt wird.
Oberbürgermeister Erich Schmidt kommt in dieser Ahnengalerie gar nicht vor. Er ist nach eingehender Prüfung seiner Lebensumstände und geistigen Haltung während der NS-Zeit von den Amerikanern als geeignete Persönlichkeit erachtet und als Oberbürgermeister eingesetzt worden.
Wer weiter in der Geschichte der Stadt Fulda forscht stößt immer wieder auf weiße Flecken in der Zeit von 1933 – 1945. „Die Stadt Fulda mit Oberbürgermeister Wingenfeld an der Spitze sollte wenigsten zum Stadtjubiläum eine Kommentierung in der Ahnengalerie aufhängen“, so Andreas Goerke von Fulda stellt sich quer.
Welche Rolle Danzebrink in der Zeit von 1937 – 1945 als Oberbürgermeister und NSDAP Mitglied spielte, ist für Fulda stellt sich quer ein anderes Thema. Fakt ist, Danzebrink trug als Oberbürgermeister der Stadt Fulda die Verantwortung für die systematische Deportation von Juden aus Fulda, die Verantwortung für die Deportation von Sinti und Roma aus Fulda, die Verantwortung für die Inhaftierung von Gewerkschaftern, Widerstandskämpfern, Bibelforscher und Homosexuelle aus Fulda.
Durch seine Funktion als Oberbürgermeister und NSDAP Mitglied trägt Danzebrink auch die Verantwortung bei der Arisierung – also Enteignung – von Juden. Im Deutschen Gemeindetag, den Danzebrink in seiner Funktion angehörte, wurde die „Judenpolitik“ in allen Kommunen des Reiches vorangetrieben und beschlossen, auch Danzebrink und die Vertreter von Fulda unterstützten aktiv mit ihren Stimmrecht den Holocaust.
„Wir als Fulda stellt sich quer verlangen zum Stadtjubiläum eine Kommentierung des Danzebrink-Gemälde in der Ahnengalerie“ so der Vorsitzende Andreas Goerke. Goerke weiter, Herr Wingenfeld soll als Oberbürgermeister zum Stadtjubiläum endlich die weißen Flecken im Stadtbild von Fulda löschen. Andere Städte in Deutschland haben ihre Stadtgeschichte neugeschrieben, in Fulda will man sie wohl eher verschweigen.“
Siehe auch „Auftritt von Grup Yorum in Fulda verboten?„
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