Leinfelden-Echterdingen. Zu Beginn der Verdi-Landesbezirkskonferenz, die am 15. und 16. März in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen tagt, standen die 157 Delegierten am internationalen Tag gegen Rassismus geschlossen auf . Am Vortag hatten sie außerdem einstimmig eine Resolution „FRIDAYS FOR FUTURE – kämpft weiter!“ zur Unterstützung der Jugendlichen verabschiedet, die eine sofortige Änderung der Klimapolitik fordern.
Hauptredner am Sonntag war der Verdi-Bundesvorsitzende Frank Bsirske. Er forderte eine nachhaltige Stärkung der Tarifautonomie. Angela Merkel solle die Tarifautonomie nicht nur in Sonntagsreden loben, sondern wirklich stärken, forderte er: „Es muss dringend gesetzlich ausgeschlossen werden, dass Arbeitgeber aus ideologischen Gründen die Allgemeinverbindlichkeit in den jeweiligen Ausschüssen blockieren können, wie beispielsweise schon mehrfach in der Altenpflege geschehen, Dafür muss künftig endlich eine Mehrheit zur Ablehnung erforderlich sein, ein Patt darf nicht mehr ausreichen. Bei der öffentlichen Auftragsvergabe dürfen nicht mehr länger Unternehmen, die sich nicht an Tarifverträge halten, zum Zug kommen und auch noch an ihrer Tarifflucht verdienen.“
Am Samstag war die hauptamtliche Landesbezirksleitung von Verdi Baden-Württemberg von den Delegierten wiedergewählt worden. Martin Gross wurde als Landesbezirksleiter bestätigt. Er erhielt 99,4 Prozent der abgegebenen Stimmen in geheimer Wahl. In seiner Rede reagierte er auch auf Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, die am Vormittag vor den Delegierten ihre Pläne zur „Flexibilisierung“ des Arbeitszeitgesetzes verteidigt hatte.
„Gut, das der Angriff aus Nordrhein-Westfalen auf das Arbeitszeitgesetz heute im Bundesrat abgewehrt wurde. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für das Wirtschaftsministerium, die baden-württembergischen Pläne für den 12-Stunden Tag endgültig zu beerdigen“, erklärte er. Gross wies darauf hin, dass die Arbeitszeitfrage ein Schwerpunkt der künftigen Arbeit von Verdi Baden-Württemberg sein wird: „Flexibilisierung muss den Beschäftigten mehr Souveränität bringen und nicht Arbeit ohne Ende. Modelle dafür werden wir mit unseren Mitgliedern breit diskutieren und weiterentwickeln.“
Zu seiner Stellvertreterin wurde erneut Hanna Binder mit 80,4 Prozent gewählt. Binder appellierte an die grün-schwarze Landesregierung, die Bildungszeit aufgrund der diese Woche präsentierten Evaluationsergebnisse nicht zu verschlechtern: „Die Bildungszeit hat viele Beschäftigte in den vergangenen Jahren klüger gemacht und keinen Arbeitgeber ärmer. Bildung, die wichtigste Ressource über die Baden-Württemberg verfügt, gehört ausgebaut und nicht beschnitten.“
Ebenfalls wieder im Amt als Stellvertreterin bestätigt wurde Susanne Wenz. Für sie stimmten 97,4 Prozent der Delegierten. Sie kündigte in ihrer Bewerbung an, dass sich Verdi gemeinsam mit dem Bündnis gegen Altersarmut für die Grundrente einsetzen wird: „Wer 35 Jahre Beiträge bezahlt hat, darf im Alter nicht vom Partner oder Sozialamt abhängig sein. Die systematische Entwertung jahrzehntelanger Arbeit in der Rente muss beendet werden, für jetzige und künftige Generationen.“
Am Nachmittag sprach Frank Werneke, der im Herbst auf dem Verdi-Bundeskongress für das Amt des Vorsitzenden kandidieren wird, zu den Delegierten. Am Abend verabschiedete er Gitta Süß-Slania, seit 2001 Vorsitzende des ehrenamtlichen Verdi-Landesbezirksvorstandes, und weitere Vorstandsmitglieder.
Am zweiten Tag der Landesbezirkskonferenz am Sonntag steht die Beratung von 164 Anträgen im Mittelpunkt. Die Konferenz wurde am Samstagmorgen von Holger Egger, am Vorabend neu gewählter ehrenamtlicher Vorsitzender des Verdi-Landesbezirksvorstands, eröffnet. Der Freudenstädter Egger ist Personalratsvorsitzender im Landratsamt Enzkreis.
Neben ihm wurden am Samstag Ninon Kiesler, Selina Eckstein und Jörg Wolff erneut ins Präsidium gewählt. Neu in diesem Gremium ist Doris Gubler-Rehbock. Holger Egger sagte zu den Delegierten: „In den nächsten vier Jahren wird Verdi ein komplettes Update verpasst. Ich will diesen Prozess gerne mitgestallten, der notwendig ist, damit wir für die Herausforderungen durch die Digitalisierung gut aufgestellt sind, und die nächste Generation für unsere Gewerkschaft gewinnen können.“
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