Von Sahra Barkini und Wolfgang Weichert – Stuttgart. Erneut gingen am Samstag, 16. März, in Stuttgart Pro-Diesel-DemonstrantInnen auf die Straße. Den Auftakt machte am frühen Nachmittag ein Zusammenschluss von Freien Wählern, FDP und CDU. Sie hielten eine Kundgebung auf dem Schlossplatz ab. Allerdings fiel die Resonanz mit etwa 100 ZuhörerInnen vor dem Kundgebungs-LKW gering aus. Eine Stunde später veranstaltete Ioannis Sakkaros am Neckartor seine inzwischen 10. Demonstration gegen das Dieselfahrverbot. Das anfänglich spärliche Interesse wuchs auf zirka 400 TeilnehmerInnen an.
Bei Freien Wählern, FDP und CDU auf dem Schlossplatz forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann ein „intelligentes Miteinander“. Er sah die Lebensader der Region gefährdet. Die Generalsekretärin der FDP, Judith Skudelny, kündigte solche Kundgebungen für jeden Samstag an.
CDU-Fraktionschef Alexander Kotz träumte von einer zusätzlichen Röhre am Wagenburgtunnel für den Autoverkehr. Als er die Bühne betrat, wurde er von einem Demonstranten mit den Worten „du Pharisäer“ lautstark empfangen. Man klopfte sich verbal auf die Schulter, was man schon alles gegen das Dieselfahrverbot in der Stadt erreicht habe. So dürfen Euro4- Diesel aus dem Umland 16 Park- und Rideplätze in der Fahrverbotszone anfahren.
Die KundgebungsteilnehmerInnen ergänzten die verbalen Attacken auf politische Gegner mit „Grüne weg“-Rufen, wie sie auch von Sakkaros Demonstrationen bekannt sind. Eine Teilnehmerin erklärte uns gegenüber: „Uns den Diesel verbieten und dann fliegen diese linksradikalen Grünen selber zweimal im Jahr mit den Flieger in den Urlaub“.
Bei der Demonstration von Ioannis Sakkaros gegen das Dieselfahrverbot am Neckartor ließen sich dieses Mal weder BZS 23 Stadtrat Heinrich Fiechtner noch Mitglieder der Pseudo Gewerkschaft „Zentrum Automobil“ sehen. Dagegen war Michael Stecher aus Fellbach anwesend.
Nach einer kurzen Ansprache von Sakkaros setzte sich der Marsch in Bewegung. In der Vorwoche entfiel der Demozug, da der Veranstaltungstechniker abgesprungen war. Unter Begleitung einer Trommel und mit „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Diesel klaut“ sowie „Grüne weg“-Rufen zog der Demozug vom Neckartor über den Kernerplatz zum Schlossplatz.
Dort sprach der zuvor groß angekündigte Redner Michael Haberland. Er ist der Gründer von „Mobil in Deutschland“ und Initiator der Münchner Dieseldemos. Er berichtete auf dem Schlossplatz, wie in München in „kürzester Zeit“ die Fahrverbote für Diesel fallengelassen wurden. Dort hätten die Nachmessungen ergeben, dass die Luft in München „blitzsauber“ sei. „Keine Fahrverbote, das muss auch in Stuttgart möglich sein“, betonte Haberland.
Er erklärte, dass die Stuttgarter Luft wunderbar sei. Statt der „Schulschwänzerin Greta“ den Friedensnobelpreis zu verleihen, hätten diesen die deutschen Autofahrer verdient. Außerdem bräuchte es in Deutschland kein Tempolimit, sondern eine Begrenzung für die Deutsche Umwelthilfe. Seine Aussagen wurden durchweg bejubelt. Immer wieder schalte „Grüne weg“, „Kretschmann weg“, „Hermann weg“, „Kuhn weg“ über den Schlossplatz.
Im Anschluss sprach Nicolas Sauer, ein Sillenbucher Privatmann. Er erklärte, dass seine Crowdfunding Kampagne erfolgreich verlaufe. Er habe die renommierte Anwaltskanzlei Quaas und Partner bereits beauftragt, im April Klage gegen das Einfahrverbot in die Stadt Stuttgart und gegen den Luftreinhalteplan einzureichen. Eine weitere Demo ist für Samstag, 23. März, geplant.
Siehe auch „Dumm wie Brot am Neckartor“
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