Heidelberg. Eine Serie von Anschlägen und Sachbeschädigungen gegen einen Journalisten gipfelte am letzten März-Wochenende in einem großflächigen Farbanschlag auf ein Wohnhaus in Heidelberg. Mehrere Male war in der jüngsten Vergangenheit das Auto des Reporters mit Aufklebern extrem rechter Gruppierungen beklebt oder beschädigt worden. Allein viermal schlitzten die Täter die Reifen am Fahrzeug des Mannes auf. Der Journalist vermutet, dass die Anschläge klar dem rechten Spektrum zuzuordnen seien, wie er in einer Pressemitteilung verlauten ließ. Die Polizei habe Ermittlungen aufgenommen, da der Journalist einen Strafantrag wegen Bedrohung gestellt habe.
Am letzten März-Wochenende gab es den direkten Angriff auf ein Heidelberger Wohnhaus. Dort hatte der Journalist vor einigen Jahren gelebt. Offenbar waren der oder die Täter über eine grobe Recherche im Internet auf die alte Adresse gestoßen. In den vergangenen Jahren hatte der Journalist immer wieder in verschiedenen Medien über rechte Aufmärsche und Veranstaltungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz berichtet. Immer wieder wurde der Name des Journalisten bei Demonstrationen – und in Livestreams darüber – von einem rechtsgerichteten Anmelder rassistischer Demonstrationen ausgerufen.
Das ehemalige Wohnhaus des Journalisten wurde durch die Täter mit Farbe beschmiert, Drohgebärden wurden hinterlassen. Eine Spur mit roter Farbe um das Haus soll wohl eine Blutspur markieren.
„Wir können aufgrund der kontinuierlichen Berichterstattung durch den Betroffenen über rechte Aktivitäten aktuell davon ausgehen, dass es sich um einen politisch motivierten Anschlag handelte“, betont Lara Brecht von der VVN-BdA. „Akteure des rechten Spektrums sehen es überhaupt nicht gerne, wenn sie kritisch beobachtet oder ihre Machenschaften und Netzwerke an die Öffentlichkeit gebracht werden. Es ist nicht das erste Mal, dass ein kritischer Journalist von rechten Banden bedroht wird und eingeschüchtert werden soll“, unterstreicht Brecht. „Da wir die regionale rechte Szene sehr gut kennen, konnten wir den infrage kommenden Täterkreis schnell eingrenzen. Für öffentliche Mutmaßungen ist es allerdings noch zu früh“, so Lara Brecht abschließend. Der Journalist hat Strafantrag wegen Bedrohung gegen unbekannt gestellt. Die Ermittlungen der Polizei laufen.
Immer wieder Anschläge gegen Journalisten
In den letzten Jahren gab es immer wieder Anschläge auf kritische Journalisten, die unter anderem über rechte Strukturen und deren Aktivitäten berichteten. Der Täterkreis ist dem rechten Spektrum zuzuordnen. Im November 2018 verübten Unbekannte auf das Wohnhaus und das Auto des Herausgebers der Beobachter News (BN) einen Farbanschlag. Dabei handelte es sich um den vierten Anschlag in Folge. Auf das Wohnhaus eines weiteren BN-Redakteurs wurden in der Vergangenheit mehrfach Anschläge verübt und Drohungen ausgesprochen.
Offensichtlich meinen die Täter, sie könnten mit diesen Anschlägen kritische Journalisten mundtot machen. Der verantwortliche Redakteur der BN, Alfred Denzinger, erklärt hierzu: „Mit jedem Anschlag steigt meine Überzeugung, dass unsere Berichterstattung notwendig und sinnvoll ist. Jeder Anschlag trägt dazu bei, meine journalistische Tätigkeit weiter zu verstärken. Niemals dürfen wir uns von faschistischen Anschlägen einschüchtern lassen. Sie dürfen ihr Ziel nicht erreichen – und sie werden es nicht erreichen.“
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