Von Sandy Uhl – Ulm. Mehr als 400 begeisterte BesucherInnen erlebten am Samstag, 3. August, ein Open-Air-Jubiläumskonzert zu 10 Jahren „Bands gegen Rechts“ im Roxy Biergarten in Ulm (siehe auch „Zugunsten von Opfern rechter Gewalt„). Mit dabei waren „Kommando Walter“, „Acousticcase“, „Frau Öl,“ „The Bluesmothers“ und „5 Horse Rodeo“. Interessierte konnten sich am Infotisch der autonomen Gruppe „Kollektiv.26“ über Themen wie Rassismus, Feminismus oder alternative Politikformen austauschen. Der Erlös des Konzerts geht an die Organisationen „Amadeo Antonio Stiftung“ und „EZRA“ in Thüringen.
„Gute Menschen sind gerne gesehen und herzlich willkommen! Rechtsradikale, Rechtsextreme, Neo-Nazis, Antisemiten, Islamo- und Homophobe, Reichsbürger, AfD-Volk und so weiter sind von der Veranstaltung ausgeschlossen“ war auf der Facebook-Seite zur Veranstaltung zu lesen. Eine klare Ansage an Menschen, die aus Sicht der Veranstalter für die schlechte Stimmung im Land mitverantwortlich sind. Das Konzert am Samstagabend im Roxy Biergarten stieg ohne diese Personengruppen.
Alle Bands spielen ohne Gage
Das Lineup konnte sich sehen lassen. Mit den Genres Punk, Blues, Indie, Rock’n’Roll und Folk Rock deckten die Veranstalter eine Musikbreite ab, bei der für jeden Geschmack etwas dabei war. Die Bands waren bewusst aus dem langjährig aufgebauten Tool ausgewählt worden. Und, so Stefan Weiß vom Organisationsteam: Sie waren auch die Favoriten der Veranstalter. Alle traten schon mehrfach bei der Konzertreihe auf, und zwar immer ohne Gage.
„Die Bands wurden angefragt und haben sofort zugesagt. Sie kannten das Konzept, und wir mussten nichts mehr erklären“, so Stefan Weiß weiter. Inzwischen sei es sogar so, dass Anfragen von Bands, die bisher noch nicht aufgetreten sind, im Laufe des Jahres reinkommen. Nicht verwunderlich, denn der Name „Bands gegen Rechts“ hat sich in der Musik- und Kulturszene in der Region Ulm seit Jahren etabliert. Auch das Publikum kommt inzwischen von weit über die Grenzen Ulms hinaus zu den Konzerten.
Hetze und Propaganda im Netz
Wie wichtig das Festival in der heutigen Zeit sei, machten die Veranstalter in mehreren Statements klar. Rassismus entschieden entgegentreten, dafür stehe man seit Jahren gemeinsam ein. Auch der traurige Tod eines achtjährigen Jungen in Frankfurt war an diesem Abend Thema. Selbstverständlich müsse man solche Taten auf das Schärfste verurteilen. Man dürfe dabei jedoch nicht übersehen, wie Rechte, allen voran die AfD, solche Taten für ihre Propaganda und Hetze, überwiegend in den sozialen Netzwerken, benutzen.
Dieser Hetze müsse man Paroli bieten. Die Veranstaltung „Bands gegen Rechts“ auf Facebook zu bewerben, sei nicht einfach gewesen, berichtete Weiß. Es habe Anfeindungen gegeben. Sofort habe es die übliche Reaktion „und was ist mit Links, wann gibt es da ein Konzert dagegen?“ gegeben. Reaktionen, die die Veranstalter in ihrem Vorhaben jedoch nicht einschüchtern können.
„Alice Weidel ins Bier brechen“
Die Bands „Kommando Walter“ und „Frau Öl“ gingen bei einzelnen Ansagen und in Liedtexten ebenfalls auf das Thema Rassismus ein. So bediente sich „Kommando Walter“ kurz einer Zeile eines Ärzte Songs, jedoch in leicht abgewandelter Form: „Und eines Tages werd‘ ich mich rächen und werd‘ in das Bier von Alice Weidel brechen.“
Antifaschismus ist für die Band selbstverständlich, erklärte ein Band-Mitglied. Politische Themen werden in den Songs seit Beginn thematisiert. Die Sängerin der Band „Frau Öl“ kündigte den Song „An dir ist gar nichts gut“ damit an, dass dieser an alle Nazis raus geht.
Ankündigung des Festivals über Sinti & Roma
Im Laufe des Abends kam auch Peter Langer, Leiter des „ROMNO POWER FESTIVALs“ ans Mikrofon. Das Festival zum Thema „Sinti & Roma“ ist vom 13. bis zum 21. September 2019 in Ulm geplant. Mit Konzerten, Lesungen, Filmen, Diskussionen und vielen Begegnungen will man die Vielfalt der Kultur und Lebenswelt der Sinti und Roma Menschen nahebringen – als bewussten Beitrag gegen Antiziganismus, Hass und Rechtspopulismus. Im nationalsozialistisch besetzten Europa fielen eine halbe Million Sinti und Roma dem Holcaust zum Opfer – ein Verbrechen, das wie die Ermordung der europäischen Juden in seinem Ausmaß unvorstellbar bleibt.
„Wir machen weiter“
10 Jahre „Bands gegen Rechts“ – ein Jubiläum, auf das die Veranstalter gerne verzichtet hätten. Allerdings müsse man AfD und Konsorten etwas entgegensetzen, so Uwe Sandlos. Solange es in den Parlamenten Bandstifter gibt, die Feuer legen und dafür verantwortlich sind, was auf den Straßen passiert, so lange werde man in Ulm mit „Bands gegen Rechts“ weitermachen.
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