Von Sahra Barkini – Ludwigsburg. Über 3000 Fans der Ludwigsburger Rofa versammelten sich am Samstag, 21. September, auf dem Rathausplatz. Der Mietvertrag der beliebten Rockfabrik wurde gekündigt, aber das wollen die Fans so nicht hinnehmen. Als Götz Arnscheid von der Kündigung erfuhr, gründete er die Facebook Gruppe „Die Rofa lebt“ (https://www.facebook.com/DieRoFalebt/) und organisierte diese Demo. „Wer in die Rofa geht, fühlt sich zuhause“, fasst Arnscheid diese Verbundenheit in Worte. Doch nun steht der Kultclub vor dem Aus.
Seit 36 Jahren gibt es die Rockfabrik in Ludwigsburg. Sie ist weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. KünstlerInnen aus der ganzen Welt traten dort auf – Nightwish, Metallica, Iron Maiden, Subway to Sally, Scorpions, um nur ein paar Namen zu nennen.
Die Rofa ist für die BesucherInnen ihr zweites Zuhause. „Hier ist jeder willkommen, keiner wird schief angeschaut“, hieß es in einer der vielen Reden auf dem Ludwigsburger Rathausplatz. Aber das soll nun alles zu Ende sein, zumindest wenn es nach Vermieter Max Maier geht. Er hat den Mietvertrag zum 31. Dezember dieses Jahres gekündigt.
Über die Gründe wird geschwiegen. Zu Gesprächen scheint der Noch-Vermieter nicht bereit zu sein. Die Gerüchteküche brodelt. So soll das Grundstück längst an Porsche verpachtet sein. Dies war auch die Meinung eines Taxifahrers.
Ein Mitarbeiter von Bosch sprach auf der Kundgebung und bedauerte, dass die Rockfabrik schließen soll. Sie sorge immer für eine gute „Work-Life-Balance“. Er und seine KollegInnen seien immer wieder gerne Gäste der Rofa. Viele waren auch am Samstag am Rathausplatz, um ihre Solidarität zu zeigen. Der Bosch-Mann erinnerte an weitere Clubs, die bereits dicht gemacht haben, wie die Röhre, Zapata, Rockers 33 und Zollamt. Er hoffe, dass sein Arbeitgeber als einer der Ankermieter des „Urban Harbour“, wie sich das Areal in der Ludwigsburger Weststadt nennt, auf Vermieter Maier einwirken kann.
In einem waren sich alle einig: Die Rofa müsse bleiben. Dies findet auch Musiker Martin Kesici, der jetzt von Berlin nach Ludwigsburg zieht. Dass die Rofa zugemacht werden soll, gehe gar nicht, schrie er der Menge zu. Als kleiner Junge habe er in Berlin immer von der Rofa gehört und unbedingt hinwollen. Bei dem einem Mal blieb es nicht. Auf Facebook schrieb er im Anschluss an die Demo: „Ich bin so stolz, daß ich tolle Erinnerungen an die Rockfabrik habe. Ich hoffe es gibt noch ne kleine Chance das sie aufbleibt.“
Demo-Organisator Götz Arnscheid sagte: „Wir Rockfans wollen wissen, warum er uns den Laden dichtmacht. Er macht ihn ‚uns‘ zu, nicht den Geschäftsführern.“ Nur wenn man wüsste, warum das geschehe, könne man auch etwas dagegen tun, etwas ändern, etwas anders machen. Oder dann ganz am Schluss „verstehen und Verständnis dafür aufbauen.“
„Wenn ich König von Deutschland oder Max Maier wär‘ …“
Zudem stellte der 56-Jährige klar, dass es bei der Demo kein bisschen um Politik, sondern um den Erhalt der Rockfabrik gehe. Das einigt ihn und die zahlreichen Fans aller Altersklassen. Sie wollen verstehen, was der Grund für die Kündigung ist. Dies machten sie auch auf Plakaten deutlich: „Wenn ich König von Deutschland oder Max Maier aus Ludwigsburg wär‘, ich würd‘ die Rofa erhalten“, oder „Rofa for future“, „Rofa her aber flink, sonst streichen wir die City pink“. Sogar die ganz Kleinen hatten schon ein Schild: „Wenn ich groß bin, will ich auch in die Rofa.“
Lautstark setzte sich der Demozug in Bewegung vom Rathausplatz bis zur Rofa. Von PassantInnen und AnwohnerInnen gab es Zustimmung. Der Platz vor der Rofa reichte gar nicht aus für die vielen Menschen. Mit „We will Rock you“ von Queen war die Demonstration beendet, und in der Rockfabrik wurde weitergefeiert,. Für die Veranstalter war es ein überwältigendes Erlebnis zu sehen, wie viele Menschen für ihren Club auf die Straße gehen. Vielleicht überdenkt Max Maier die Entscheidung nochmals, hoffen die Beteiligten.
Entgegen der Befürchtungen blieben rechte Kräfte der Demonstration weitgehend fern. Im Vorfeld war aus Antifa-Kreisen zu vernehmen, dass sich einige Akteure aus dem Blood & Honour-Umfeld angekündigt hätten. Dies war aber wohl nicht der Fall. Dennoch gab es einen Dank an die OrdnerInnen, die alles im Blick hatten und die Demo vor rechter Vereinnahmung schützten.
Siehe auch „Für Toleranz, Meinungsvielfalt und friedvolles Miteinander“
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