Schorndorf. Rund 80 Menschen versammelten sich am Samstagvormittag, 9. November, am Mondscheinbrunnen vor der Stadtkirche zu einer Mahnwache, um an die Opfer rechter Gewalt zu erinnern. Aufgerufen hatte das Schorndorfer Bündnis gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und der Club Manufaktur.
Die Veranstalter erklärten hierzu: „Am 9. November vor 81 Jahren brannten die Synagogen – heute finden wieder Angriffe auf jüdische Gemeinden statt, wie vor kurzem in Halle an der Saale. Es werden Politiker, die sich gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit engagieren, ermordet. Rechtspopulisten verharmlosen Gewalt gegen Andersdenkende und Fremdes, mit dem Ergebnis, dass gewaltbereite Täter auf Geflüchtete, Juden, Muslime und Engagierte, die für eine offene Gesellschaft einstehen, losgehen.“
„Wir müssen wach und laut sein und uns wehren“

Wolfgang Schuy, Sprecher des Schorndorfer Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
Der Sprecher des Schorndorfer Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Wolfgang Schuy, hielt eine kurze Rede, die wir nachstehend dokumentieren:
„1982, 44 Jahre nach den Novemberpogromen von 9. auf 10. November 1938, erschien von der Kölner Band BAP der Song „Kristallnaach“. „Kristallnaach“ ist die vielleicht bekannteste Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Form eines Popsongs. Der Song war 1982 auf Platz 1 der Hitlisten in Deutschland. Heute, 37 Jahre später ist der Titel aktueller denn je – Ex-Innenminister Gerhard Baum vergleicht die aktuelle Situation mit der Weimarer Republik, auch damals konnte oder wollte? – sich keiner vorstellen was mit dem Zusammenbruch der Republik und der Machtübernahme der NSDAP auf Deutschland zukam.
In der Nacht vom 9. November 1938, vor 81 Jahren, brannten die Synagogen in Deutschland – heute finden wieder Angriffe auf jüdische Gemeinden statt, wie vor kurzem in Halle an der Saale – Menschen, Politiker aller Couleur werden wieder zum Ziel von tödlicher Gewalt, wenn sie nicht ins Weltbild hasserfüllter Neonazis und von Rechtsextremen passen.
Zitat – Gökay Sofuoğlu, Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg e.V. anlässlich der Solidaritätskundgebung am 13. 10 2019 in Stuttgart:
„Die Einzeltätertheorie ist ein Versuch, diese Tat, diesen Akt des Terrors, zu relativieren. Wir müssen die Gründe für diesen Anschlag beim Namen nennen: Antisemitismus und Rassismus. Beide sind eingebettet in unsere gesellschaftlichen Diskurse und Strukturen.“
Wir alle, die Politik und jeder, der sich Demokrat nennt, muss persönlich, tagtäglich in seinem Umfeld dafür einstehen, dass Rechte unsere demokratische Gesellschaft, mit ihren Fehler; nicht angreifen und unterwandern.
In Gedenken an die Opfer rechter Gewalt vor 81 Jahren und der Zeit bis heute, möchte ich die 3. Strophe von Kristallnaach zitieren:
Doch die alles, was anders ist, stört,
die mit dem Strom schwimmen, wie es sich gehört,
für die Schwule Verbrecher sind, Ausländer Aussatz sind,
brauchen wen, der sie verführt.
Und dann rettet keine Kavallerie, kein Zorro kümmert sich darum.
Der pisst höchsten ein „Z“ in den Schnee und fällt lallend vor Lässigkeit um:
„Na und? – Kristallnacht!“
Wir müssen wach und laut sein und uns wehren.
Es darf keine erneute Machtübernahme von Rechts geben.
Wir trauern mit allen Opfern rechtsextremer Gewalt.“
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