Von Sahra Barkini – Stuttgart. Die IG Metall rief am Freitag, 22. November, zu einer Kundgebung gegen die Stellenstreichungen in der Automobil- und Zulieferindustrie auf dem Stuttgarter Schlossplatz auf. Nach Schätzungen des Veranstalters nahmen 15 000 Menschen am Aktionstag unter dem Motto „Jobabbau? Zukunftsklau? Halbschlau!“ der Gewerkschaft teil.
Der Schlossplatz war in Metaller-Rot getaucht. Mit Trillerpfeifen, einfallsreichen Transparenten und Plakaten machten die Beschäftigten ihrem Unmut Luft. Aus allen Teilen Baden-Württembergs – und darüber hinaus – reisten die TeilnehmerInnen in über 150 Bussen an. Mehrere tausend kamen zusätzlich aus der Region Stuttgart mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Beschäftigten – unter anderen von Daimler und Audi, Bosch, Continental, ZF, Mahle und der WMF – protestierten gegen die Sparpläne ihrer Arbeitgeber. AktivistInnen der Initiative Klassenkampf und andere Linke solidarisierten sich mit den KundgebungsteilnehmerInnen und waren mit Schildern und Transparenten vor Ort.
Von Brandstiftern, der Feuerwehr und fliegenden Elefanten
Der IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger sprach von der Bühne zu den MetallerInnen: „Wir fordern sichere Beschäftigung im Wandel und wollen unsere Zukunft mitbestimmen. Alle Arbeitgeber müssen wissen: Zukunftsgestaltung geht nur gemeinsam.“ Laut Zitzelsberger können Entlassungen nicht die Politik des Jahres sein, denn wenn es vor 10 Jahren richtig war die Menschen nicht auf die Straße zu setzen, warum sollte es heute falsch sein. Und weiter: „Die Weitsicht der Arbeitgeber geht soweit wie ich einen Elefanten werfen kann. Erst die Hütte anzünden und dann die Feuerwehr beschimpfen ist doch absurd.“
Transformation gegen die Menschen?
Laut Angaben der IG Metall gibt es allein in Baden-Württemberg um die 160 Betriebe aus dieser Branche, die Einschnitte planen. Dass deshalb die Angst um geht ist allzu verständlich. Diese Angst thematisierten auch die anderen RednerInnen. Für alle sei klar: Die Transformation könne nicht auf dem Rücken der Beschäftigten gelingen, nicht mit Jobabbau oder Werksschließungen, sondern nur gemeinsam. Jörg Schwarz, Betriebsratsvorsitzender des von der Schließung bedrohten Werks ContiTech Kühner in Oppenweiler erklärte: „Heute dieses Werk zu schließen, heißt die Transformation gegen die Menschen zu entscheiden.“ Für Schwarz steht fest, dass es gar nicht um Transformation gehe, „sondern um Profitmaximierung. Ein erheblicher Teil unserer Produktion soll nach Rumänien verlagert werden.“
Nährboden für rechte Hetzer und braune Rattenfänger
Frank Sell, Betriebsratsvorsitzender Bosch Feuerbach, führte aus, „Angst ist der Nährboden für rechte Hetzer und Mobs die durch die Lande laufen. Deswegen ist es auch unsere Verantwortung für Sicherheit zu sorgen, damit die Menschen nicht den braunen Rattenfängern in die Arme laufen.“ Die Jugend- und Auszubildendenvertreterin Naliandrah Sickinger aus Schwieberdingen sagte, „wir brauchen Tarifverträge die die Zukunft für Auszubildende und Studierende regeln. Ich fordere euch auf, seid laut, wenn man uns die Zukunft klaut.“
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