Müllheim. Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 lud der Friedensrat Markgräflerland zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Gelände vor dem Jüdischen Friedhof in Müllheim ein.
Auf langen, schwarzweiß gestreiften Stoffschals, die an die Kleidung von KZ – Häftlingen erinnern, waren auf einem gelben Stern Namen der von den Nazis ermordeten jüdischen Menschen aus Müllheim und Badenweiler verzeichnet. Und die Namen und Bilder der Kinder aus Izieu. In diesem kleinen Bauerndorf über dem Rhone Tal kamen in einem Heim zeitweilig jüdische Kinder unter, bis sie im April 1944 von Wehrmacht und Gestapo brutal verhaftet, nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden.
Ulrich Rodewald hob in seiner Begrüßung hervor, dass es an diesem Tag vor allem darum gehe, der Opfer der Nazis zu gedenken. Wenn dieses Gedenken aber nicht hohl werden solle, dann genüge es Angesicht der erstarkenden rassistischen und neonazistischen Kräfte nicht, zu erinnern an vergangene Greuel. Vielmehr müsse daraus aktives Tun gegen Rassismus und völkischen Nationalismus erwachsen. Rodewald untermauerte dies mit einer Reihe von Zitaten von AfD-Politikern, die die Verbrechen der Nazis nicht nur entschuldigen und verharmlosen, sondern auch wie diese zum Kampf gegen Andersdenkende aufrufen.
In ihrer Rede ging Anne-Katrin Vetter darauf ein, dass es bald keine Zeitzeugen der Nazi Verbrechen mehr geben werde und daher die Nachgeborenen dazu da seien „ihren Schicksalen eine handelnde Stimme zu geben .“ Dazu brauche es Menschen, die sich trauen aufzustehen, den Mund aufzumachen und sich manchmal auch schützend vor andere zu stellen.
An die TeilnehmerInnen wandte sie sich mit der Bitte, es nicht beim Zuhören zu belassen, sondern mitzuhelfen, „dass die überall aufkeimende, rassistische, braune Stimmung keine Chance hat. Lassen wir es nicht so weit kommen, dass Nazis hier wieder Terror, Angst und Schrecken verbreiten können.“
Beschlossen wurde die Veranstaltung mit dem Lied von Reinhard Mey über die Kinder von Izieu, in dem er sich gegen das Vergessen der Nazi Verbrechen wendet: „Heute hör‘ ich, wir soll’n das in die Geschichte einreihen, und es muss doch auch mal Schluss sein, endlich, nach all den Jahr’n. Ich rede und ich singe und wenn es sein muss, werd‘ ich schreien, damit unsre Kinder erfahren, wer sie war’n.“
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