Kommentar von Ferry Ungar – Alfdorf. Die Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) greift in ihrer Printausgabe vom 13. März meinen Kommentar vom 9. März auf (siehe „AntifaschistInnen werden bedroht – Nazipropaganda geduldet„). Unter der irreführenden Überschrift „Haltloser Vorwurf gegen Hinderer“ wird dann aus meinem Kommentar zitiert und letztlich absolut nichts von meinen Aussagen widerlegt. Eine derartige „Des Kaisers neue Kleider„-Methode ist wahrlich weit entfernt von einem von der WKZ oftmals betontem „Qualitätsjournalismus“. Und was genau von meinen Ausführungen ist nun eigentlich haltlos? Nichts, absolut gar nichts. Alles Gesagte entspricht der Wahrheit.
In meinem Beitrag thematisierte ich die vorhandene Nazipropaganda, die mindestens seit dem 29. Februar am Alfdorfer Marktplatz zu sehen war – und möglicherweise noch zu sehen ist. Mit dabei: eindeutig verbotene SS-Runen, NSDAP-Verherrlichung und fremdenfeindliche Parolen.
Ein schon fast irriger Relativierungsversuch
Der Autor des WKZ-Beitrags, der seinen Namen nicht nennt, führt nun aus, dass Ferry Ungar „wohl nicht“ mein richtiger Name sei und dass die Nazischmierereien „auch bereits in den zurückliegenden Wochen verübt worden sein“ könnten. Da darf doch die Frage erlaubt sein, ob es das nun besser machen würde. Je länger diese braune Propaganda schon sichtbar ist, desto schlimmer das Zögern seitens der Gemeinde, deren Vorsitz Klaus Hinderer derzeit hat.
Der namenlose Autor „zitiert“ aus meinem Kommentar – in von ihm abgeänderter Form – Folgendes:
„Die Kundgebung gegen die Umtriebe der faschistischen Terrortruppe „Gruppe S“ in Alfdorf am Samstag, 29. Februar, war schon eine sehr gute Sache. Einer verhielt sich etwas seltsam – und das tut er noch immer. Er drohte AntifaschistInnen mit einer Anzeige, hat aber gleichzeitig offenbar kein Problem mit verbotener Nazipropaganda.
Gemeint ist Klaus Hinderer, der stellvertretende Bürgermeister. Ein Ex-Polizist und Ex-Polizeipressesprecher des Polizeipräsidiums Aalen. Er drohte AntifaschistInnen mit einer Anzeige, weil sie Nazipropaganda unsichtbar machten.
Seltsam fand ich auch, dass der stellvertretende Bürgermeister Klaus Hinderer an der Kundgebung nicht teilnahm. Er zog es vor, am Rand der Kundgebung an einem Marktstand einzukaufen. Das Angebot der Beobachter News, sich zu äußern, schlug er aus.“
Zitieren ja, aber bitte richtig
Der WKZ-Autor, der namenlose, zitierte somit falsch. Er ließ beispielsweise einen wesentlich Teil meiner tatsächlichen Aussage unter den Tisch fallen. Nämlich: „Er drohte AntifaschistInnen mit einer Anzeige, weil sie Nazipropaganda unsichtbar machten. Nicht etwa mit Farbe, nein, sie klebten mit doppelseitigem Klebeband Plakate über die Faschistenhetze – darunter auch strafrechtlich relevante SS-Runen.“
Haarsträubend dann die Begründung Hinderers im WKZ-Artikel für sein bisheriges Nichthandeln: „Wir mussten die Untersuchungen der Kriminalpolizei abwarten, bis auch alle Schmierereien fotografiert wurden, und direkt danach habe ich unserem Bauhof gesagt, man solle bitte das Häuschen neu streichen.“ Was will uns Herr Hinderer damit sagen? Will er sagen, dass die Kripo, genau gesagt die Herrschaften von der Abteilung Staatsschutz, wochenlang brauchen, um ein paar Fotos zu machen? Geht’s noch peinlicher? Aber ganz ehrlich gesagt, ja, das glaube ich sofort. Die Herrschaften sind vermutlich mit anderen Dingen so sehr beschäftigt, dass sie nicht die Zeit finden, ein paar Fotos zu machen, die rechte Straftaten dokumentieren. Sie beobachten mutmaßlich viel lieber AntifaschistInnen bei Protesten gegen den rechten Terror und dessen geistige Brandstifter.
Fazit
Journalistische Überschriften sollten nicht im krassen Gegensatz zum Inhalt des Artikels stehen. Verantwortungsträger von Gemeindeverwaltungen sollten nach peinlichem (Fehl-)Verhalten die Größe haben, es einzuräumen und umgehend für Abhilfe sorgen. Staatsschützer sollten endlich mal den Schwerpunkt ihrer Arbeit darauf legen, die Taten und die Täter zu verfolgen, von denen wirklich große Gefahr ausgeht: rechtsradikale Aktivitäten bis hin zu mörderischen Taten.
Hätten wir in unserem Online-Magazin diese Sache nicht aufgegriffen, dann hätte sich mit diesem Thema niemand, absolut niemand, beschäftigt, Die Nazipropaganda am Alfdorfer Marktplatz wäre dann wohl auch irgendwann nicht mehr sichtbar gewesen – so nach etwa zehn Jahren, durch die Umwelteinflüsse getilgt.
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