Stuttgart. Schon vor zwei Jahren waren deutlich weniger als die Hälfte der Stuttgarter Mitglieder der beiden christlichen Großkirchen (47,2 Prozent). In den letzten beiden Jahren ist dieser Wert weiter auf 45,1 Prozent gesunken – um mehr als ein Prozent im Jahr. Das teilt die örtliche Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) mit. „Die christliche Prägung der Bevölkerung ist Vergangenheit – aber nicht in der Politik. Es wird höchste Zeit, dass die Politik aufhört, die größte Bevölkerungsgruppe, die Konfessionsfreien, zu diskriminieren“, fordert Werner Koch von der gbs Stuttgart.
1986 lag der Anteil der Mitglieder in Stuttgart noch bei fast drei Viertel (74,8 Prozent).
Die Abwärts-Entwicklung sei unaufhaltsam, so die gbs, da die Zahl der Mitglieder der Kirchengemeinden durch Todesfälle immer mehr abnimmt. Von den Kindern im Alter von bis zu sechs Jahren seien in Stuttgart nur noch knapp 23,5 Prozent Mitglied. Vor zwei Jahren habe dieser Wert noch 25 Prozent betragen.
Selbst wenn man andere christliche Gemeinschaften wie Freikirchen berücksichtige, liege der Anteil der Christen in Stuttgart inzwischen auf unter 50 Prozent. Ein vergleichbarer Mitgliederschwund sei in ganz Deutschland zu beobachten. Viele Noch-Kirchenmitglieder seien zudem „Taufscheinchristen“ – aus familiären Gründen, aus Bequemlichkeit oder – „schlimmer – weil sie als Beschäftigte in einer kirchlichen Einrichtung Zwangsmitglieder bleiben müssen“.
Der Gottesdienstbesuch liege bei den Katholiken bundesweit bei circa 10 Prozent, bei den Evangelischen bei circa 3 Prozent mit abnehmender Tendenz. Der Anteil der konfessionsfreien Bürger betrage in Stuttgart hingegen über 40 Prozent. Sie seien die mit Abstand größte Bevölkerungsgruppe.
„Auch in Corona-Zeiten genießen Religionsgemeinschaften ungerechtfertigte Privilegien – Gottesdienste wurden später eingestellt und durften früher wiederaufgenommen werden als andere vergleichbare Veranstaltungen. Es wird endlich Zeit für eine echte Trennung von Kirche und Staat“, so Werner Koch von der gbs Stuttgart, die sich auf Zahlen des Statistischen Amts der Landeshauptstadt bezieht.
Die Regionalgruppe Stuttgart der Giordano-Bruno-Stiftung setzt sich dafür ein, „dass die staatliche Bevormundung der Gesamtbevölkerung mit kirchlichen Normen beendet wird“. Wir wolle dazu beitragen, „dass sich weltanschaulich neutrale Gesetze durchsetzen, die auch die Interessen der konfessionell ungebundenen Menschen berücksichtigen“. Religiös begründete Gesetze und kirchliche Privilegien seien zu hinterfragen sind.
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