Von Sahra Barkini – Stuttgart. Die Initiative Querdenken711 hielt am Sonntag, 31. Mai, wieder eine Kundgebung in der Stuttgarter Innenstadt ab. Dafür wurden die gesamte Theodor-Heuss-Straße und die Friedrichstraße von 7 bis 20.30 Uhr für den Verkehr gesperrt. Von den von den Initiatoren anvisierten 5000 TeilnehmerInnen (mehr hatte die Stadt Stuttgart wegen der Corona Pandemie nicht gestattet) kam allerdings nur weniger als die Hälfte. Etwa 2000 TeilnehmerInnen versammelten sich auf dem Börsenplatz und den umliegenden Straßen.
Die erneute Innenstadtdemonstration war als großartig und historisch angekündigt, entpuppte sich dann aber als eine Art Volksfest mit Beschallung von der Bühne. Bereits ab 13.30 Uhr durften sich die TeilnehmerInnen versammeln. Die eigentliche Kundgebung begann erst um 15.30 Uhr. Auf der sonst viel befahrenen Straße saßen die Menschen auf Picknickdecken oder tanzten vor der Bühne. Alles in allem hatte es einen sehr unpolitischen Festivalcharakter, eine Art Wochenendausflug in Zeiten einer Pandemie.
Querdenken-Initiator Michael Ballweg, der eigentlich seinen Rückzug angekündigt hatte, nun aber offenbar ein Comeback feierte, wurde bejubelt wie ein Popstar. Es hatte den Anschein, als sei es egal, was er erzählt, die Menge beklatscht ihn immer. Er sagte, jeder dürfe an seinen Demonstrationen teilnehmen, es werde keiner ausgeschlossen. Aber er wolle nicht, dass „rechts- oder linksextreme“ Symbolik offen getragen und gezeigt werde. Das Compact Magazin wurde allerdings wieder von TeilnehmerInnen zur Schau getragen. Ob es einen Infostand von Compact gab oder ob nur TeilnehmerInnen dieses Magazin als Lektüre dabei hatten, ist uns nicht bekannt.
Außerdem bat Ballweg die anwesenden JournalistInnen, die OrdnerInnen oder PolizistInnen auf Personen mit nicht erwünschten Symbolen hinzuweisen. Als ob das Aufgabe von JournalistInnen wäre.
Einige PassantInnen schüttelten nur verwundert den Kopf und äußerten auch ihren Unmut über diese „Corona-Party“. Für Kopfschütteln und Fassungslosigkeit sorgte auch so manches Plakat, auf dem zum Beispiel ein Impfzwang mit Faschismus und Vergewaltigung gleichgesetzt wurde. Oder man dazu aufgefordert wurde, das Virus nicht zu bekämpfen, sondern zu lernen, mit ihm zu leben. Dann gab es wie bei den vergangenen Demos auch mehrere „Gib Gates keine Chance“-Shirts und Werbung für den „Widerstand2020“.
Eine Auflage der Stadt war es, dass OrdnerInnen einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen müssen. Dies wurde auch mehrmals von der Bühne aus kommuniziert. Zuerst war die Rede davon, dass Atteste nicht anerkannt werden. Dies wurde dann offenbar zurückgenommen, und es duften auch Personen als OrdnerInnen fungieren, die ein offizielles Attest vorlegten, das besagte, dass es ihnen aus medizinischer Sicht unmöglich sei, Maske zu tragen. Dies führte zu lautem Jubel und langem Applaus der KundgebungsteilnehmerInnen.
- Michael Ballweg, Initiator (rechts) und Thomas Hornauer, Königliche Hoheit
- Heiko Schöning, Arzt
Die RednerInnen waren sich einig, dass ein außerparlamentarischer Corona-Untersuchungsausschuss eingesetzt werden müsse. Ein Arzt erklärte, es stürben in Deutschland 100 000 Menschen, weil sie aufgrund der Pandemie nicht behandelt werden könnten. Und die Meinung, Corona sei nicht schlimmer als eine Grippe, durfte auch nicht fehlen.
Für kommenden Sonntag, 7. Juni, plante die Initiative Querdenken711 eine Versammlung am Autobahndreieck Leonberg. Die Veranstalter sollen laut Ballweg 50 000 Teilnehmer angemeldet haben. Auch eine mögliche teilweise Sperrung des Autobahndreiecks soll im Gespräch gewesen sein. Nach einer Meldung der Stuttgarter Zeitung soll die Kundgebung nun auf „alten Golfplatz“ in Leonberg stattfinden. Auf der Fläche von 50 000 Quadratmetern seien 7500 Menschen zulässig.
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