Von Sahra Barkini – Stuttgart. Am Freitag, 5. Juni, setzten GewerkschafterInnen ein Zeichen der Solidarität vor dem Willi-Bleicher-Haus in Stuttgart. Anlass der Kundgebung war eine Aktion der extrem rechten Identitären Bewegung (IB), die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Sie hatte am 30. Mai ein Transparent auf dem Balkon des Gewerkschaftshauses angebracht, außerdem Bengalos gezündet und Kunstblut versprüht (siehe „DGB verurteilt Anschlag auf Willi-Bleicher-Haus„).
Aus diesem Grund war das Motto der Versammlung von Gewerkschaftern und Gewerkschafterinnen sowie solidarischen Menschen am Freitagnachmittag „Demokratie stärken und schützen“. Der Clara-Zetkin-Platz vor dem Willi-Bleicher-Haus war trotz der frühen Uhrzeit gut gefüllt. Wegen des Infektionsschutzes waren auf dem Boden Punkte angebracht. Sie markierten die vorgeschriebenen 1,50 Meter Abstand. Außerdem trugen die KundgebungsteilnehmerInnen einen Mund-Nasen-Schutz (MNS).
Die Moderation übernahm der Vorsitzende des DGB Baden-Württemberg Martin Kunzmann. Es sprachen außerdem der IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger, der Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross und eine Vertreterin der Verdi Jugend, ebenso Nadine Boguslawski (1. Bevollmächtigte der IG Metall) und José-Miguel Revilla (VKL Daimler Untertürkheim). Musik kam von Thabilé und Steve Bimamisa.
Respekt, Vielfalt, Gleichberechtigung
Zu Beginn der Kundgebung sagte Kunzmann: „Unsere Grundüberzeugungen sind den Rechtsextremen ein Dorn im Auge. Gleiche Rechte für alle Menschen, grenzüberschreitende Solidarität, das Recht auf Asyl – das sind die Werte, die die Identitären bekämpfen. Es sind unsere Werte! Deshalb setzten wir heute gemeinsam ein Zeichen: Wir schützen unsere Demokratie. Wir sind mehr und wir sind sichtbar. Wo auch immer die Feinde der Demokratie auftreten, stellen wir uns ihnen entgegen. Unsere Werte sind Respekt, Vielfalt, Gleichberechtigung. Wir sind bunt, weltoffen, solidarisch. Wir stehen dafür, dass die Würde des Menschen unantastbar ist – unabhängig von seiner Herkunft, Nationalität, Religion und Neigung.“
Für Zitzelsberger ist klar: Egal wie oft Neonazis ihr Gift noch versprühen, man werde sie bekämpfen. „Kein Platz den Hetzern, Nazis und sonstigen Dumpfbacken“. Er erwähnte auch den Kampf Willi Bleichers gegen die Naziherrschaft. Bleicher wurde vom Naziregime gedemütigt, gefangen und eingesperrt. Er machte nach Kriegsende die IG Metall zu dem, was sie heute ist: stark und selbstbewusst. Er habe Zeit seines Lebens für eine starke Gewerkschaftsbewegung, für Solidarität und Respekt gekämpft. Und auch der heutige Tag zeige, dass man zusammen stehe gegen Rassismus, gegen Faschismus. Die IG Metall stehe auch dafür, die Zukunft der Beschäftigten zu sichern, denn keinesfalls dürfen die Beschäftigten nun die Verlierer der Krise werden.
Kampf für mehr Gerechtigkeit
Zur Auflockerung zwischen den Reden gab es Musik von Thabilé und ihrem Gitarrist Steve Bimamisa. Die aus Südafrika stammende Sängerin sagte, sie freue sich, dass sich trotz des schlechten Wetters so viele Menschen solidarisieren, und das Rassismus immer bekämpft werden müsse. Sie sang unter anderem Tracy Chapmans Hit „Talkin‘ bout a revolution“.
- Steve Bimamisa
- Thabilé und Steve Bimamisa
Verdi-Landesleiter Gross stand gemeinsam mit einer Vertreterin der Verdi-Jugend auf der Bühne. Er verdeutlichte: „Wir stehen mit unserer gewerkschaftlichen Arbeit auf einem klaren antifaschistischen Fundament, unverrückbar und unerschütterlich, egal was andere versuchen uns einzureden.“ Verdi kämpfe für soziale Gerechtigkeit, gegen Rassismus, für Solidarität und gegen Nationalsozialismus. Für soziale Teilhabe, Bildungschancen, gegen einen Markt, der dem Profit alles unterordnet und prekäre Lebenssituationen in einem reichen Land schulterzuckend akzeptiert. Und auch für ein Recht auf bezahlbares Wohnen für alle sowie den Gesundheitsschutz bei der Arbeit während der Corona-Krise. Er sagte weiter: „Für gerechte Bezahlung in den sozialen Berufen, weil Applaus nicht reicht. Für bessere Pflege statt Geld für Kanonen.“
„Jugend darf mehr“
Die Vertreterin der Verdi Jugend sagte: „Jugend soll und darf mehr, wir kämpfen für und gegen das gleiche, auch mal ein bisschen deutlicher, vielleicht weil wir noch ein bisschen mehr Zukunft vor uns haben.“ Das gelte auch beim Kampf gegen Rassismus, denn das letzte Wort dürfe niemals „I can’t breath“ sein. Mit dem Angriff der IB seien das Ansehen und das Haus, das den Namen Willi Bleichers trägt, beschmutzt worden. „Wer in solch einer Zeit gegen Gewerkschaften vorgeht, der zeigt, auf wessen Seite er steht“, so die Vertreterin der Verdi Jugend. Zum Abschluss zitierte Gross Rio Reiser: „Das ist unser Haus. Rechte und Nazis haben darin und auf den Balkonen keinen Platz“.
Boguslawski sagte unter anderem, die IG Metall stehe für Freiheit, Friede, Solidarität. Toleranz und Solidarität würden gewinnen. Revilla betonte: „Wir lassen uns nicht spalten, wir überlassen euch nicht unsere Häuser, wir überlassen euch nicht unsere Köpfe, wir verstecken uns nicht. Wir sind alle Antifaschisten, und wir sind mehr.“
- Nadine Boguslawski, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart
- Miguel Revilla, Vertrauenskörperleitung Daimler Untertürkheim
Videos
Weitere Bilder des Tages
Folge uns!