Von Sahra Barkini – Stuttgart. In der Stuttgarter Innenstadt gab es am Samstag, 13. Juni, eine Demonstration des „Demokratischen Kurdischen Gemeinschaftszentrums“ unter dem Motto „Stoppt den völkerrechtswidrigen Krieg der Türkei, Freiheit für alle politischen Gefangenen“. Einsatzkräfte in Vollausrüstung begleiteten den Protest und filmten und fotografierten die DemonstrantInnen beinahe durchgehend. Das Auftreten der Polizei wirkte wie eine Art Leistungsshow.
Es waren mehrere Motorradstaffeln, eine Reiterstaffel sowie Hundertschaften im Einsatz. Zwei Wasserwerfer waren außerdem in der Innenstadt postiert. Sie standen zuvor bei der Black-Lives-Matter-Kundgebung in Cannstatt bereit, wurden dort aber nicht gebraucht und in die Stuttgarter Innenstadt verlegt.
Etwa 350 DemonstrantInnen versammelten sich am Nachmittag in der Lautenschlagerstraße. Kurdische AktivistInnen und AntifaschistInnen erinnerten an die getöteten KurdInnen. Sie berichteten auch über erneute Festnahmen und Inhaftierungen von kurdischen AktivistInnen, PolitikerInnen, JournalistInnen und FeministInnen in der Türkei. Auch an den Tod von George Floyd wurde erinnert. Er starb in den USA durch rassistisch motivierte Polizeigewalt.
Die Demonstration zog von der Lautenschlagerstraße über die Theodor-Heuss-Straße und endete am Marktplatz mit einer kurzen Abschlusskundgebung. Auf den Transparenten und Schildern war zu lesen: „Tod dem türkischen Staatsfaschismus“, „You can’t have capitalism without racism“, „Rassismus tötet – Ohne Gerechtigkeit kein Frieden“, „Gejagt wegen der Identität, Erschossen wegen der Herkunft, Erstochen wegen kurdische Musik, Erstickt trotz Unschuld“ und darunter ein Foto von Bariş Çakan und George Floyd. Çakan wurde in Ankara getötet, er wurde nur 20 Jahre alt.
Bei der Demonstration wurden lautstark Parolen skandiert wie : „Şehid Namirin“, „Es lebe Rojava“, „Hoch die Internationale Solidarität“, „Erdoğan Terrorist“. Es wurde auch „Bella Ciao“ gesungen. Aus dem Demonstrationszug heraus wurden vereinzelt Rauchfakeln gezündet. Ansonsten lief die Demonstration ohne besondere Vorkommnisse und ruhig ab. Dies bestätigte auch der Pressesprecher der Stuttgarter Polizei in einem Interview. Die Polizei will jedoch laut ihrem Pressesprecher Stefan Keilbach aus der Demonstration heraus beleidigt worden sein.
Die türkische Regierung startete in der Nacht auf Montag, 15. Juni, erneut einen Angriffskrieg auf Südkurdistan. Dabei wurde wohl auch das Flüchtlingscamp Makhmour und Shingal bombardiert. Die Türkei hat noch in der Nacht den Beginn der Operation „Claw Eagle“ (Adler Klaue) bestätigt. Dies wollen die KurdInnen in Europa nicht unbeantwortet lassen, erklärten sie. Noch in der Nacht war von Demonstrationen in Frankreich zu lesen, und auch für Montagabend waren europaweit Kundgebungen angekündigt.
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