Von unseren ReporterInnen – Karlsruhe. Drei Wochen nach den großen und überaus gut besuchten „Black Lives Matter“-Demos erfolgte am Samstag, 27. Juni, in Karlsruhe auf dem Stephanplatz die Reaktion aus der rechtsextremen Szene in Form einer Kundgebung. Dem Aufruf zum Gegenprotest folgten etwa 500 Personen.
Es wirkte fast wie ein Déjàvu. Absperrgitter, die den Platz entzweien, ein gigantisches Polizeiaufgebot von mehreren hundert Beamten, Sprechchöre und Transparente. Man hätte meinen können, jemand hätte die Uhr zurück auf das Jahr 2016 gestellt – in eine Zeit, in der beinahe wöchentlich rechte Demos unter dem Titel „Widerstand Karlsruhe“ oder „Karlsruhe wehrt sich“ die Innenstadt unsicher machten. Auch für die Polizei ein bekanntes Bild. Vermutlich musste beim Einsatzkonzept lediglich das Datum angepasst werden.
Eines jedoch war anders: die Energie und Anzahl antifaschistischer GegendemonstrantInnen, die sich dem rechten Spuk auf der abgesperrten Seite des Platzes entgegenstellten. Während sich unter den rechten Versammlungsteilnehmern viele altbekannte Gesichter der letzten Jahre aus dem rechtsextremen Spektrum und der Identitären Bewegung wiederfanden, zeigten sich unter den GegendemonstrantInnen besonders viele junge Menschen.
Nachdem die Gegendemo um 13 Uhr mit Redebeitragen begonnen hatte, verlagerte sich der Protest gut eine Stunde später weg vom Podium hin zu den Gittern, möglichst nah an die Demonstration der Rechtsextremen heran. Mit lauten Parolen und Musik lärmten die AntifaschistInnen gegen die rassistische Hetze an. Transparente und Fahnen ergänzten das Bild.
Die Kundgebung der Rechten, angemeldet von dem Ex-NPDler Jonathan Stumpf unter dem Titel „All lives matter“, begann um 14 Uhr mit etwa 40 Teilnehmern. Lediglich ausgestattet mit einem Megafon hielten Anmelder Stumpf und einige Kundgebungsteilnehmer kurze Reden. Schon nach etwa einer halben Stunde wurden sich die Rechten ihres verlorenen Postens aber offenbar bewusst und beendeten die Kundgebung vorzeitig.
Als die Rechtsextremen den Ort des Geschehens in Gruppen verließen, folgten chaotische Szenen. Während kleinere Grüppchen rasch das Weite suchten, zog eine große Gruppe von rund 20 Personen mitten durch die gut gefüllte Innenstadt. Abgeschirmt von circa 60 Polizisten wurden die Rechten gut 1,5 Kilometer zu Fuß aus der Innenstadt heraus zu ihren geparkten Autos gelotst, was für enormes Aufsehen und Verkehrschaos sorgte.
Sowohl vor als auch nach der Kundgebung kam es offenbar zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und AntifaschistInnen. Die Polizei nahm mehrere Personen in Gewahrsam.
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