Von Sahra Barkini – Stuttgart. Zum zweiten Mal gab es am Samstag, 27. Juni, in Stuttgart einen „Black Lives Matter – Silent Protest“ – dieses Mal im Stadtgarten bei der Universität. Da zum ersten Protest in den Oberen Schlossgarten mehr Menschen als erwartet kamen, wurde ein anderer Ort gewählt und das Sicherheitskonzept geändert.
Auch die Technik wurde aufgerüstet. So waren die RednerInnen problemlos zu verstehen, auch wenn man etwas abseits stand. Für einen kurzen Aufruhr sorgte eine Banner-Aktion am gegenüberliegenden Katharinenhospital. Rechte Kräfte versuchten schon in der Vorwoche, ein Transparent am Klinikum aufzuhängen, wurden dabei aber gestört.
Nun gelang es ihnen gerade zu dem Zeitpunkt, als im Park gegenüber gegen Rassismus demonstriert wurde. Sie hängten ein Transparent ans Gebäude, zündeten drei weiße Rauchfackeln und riefen Parolen. Dies blieb nicht unbemerkt. AntifaschistInnen verließen kurzzeitig den Black-LivesMatter- Protest, um die Aktion der Rechten nicht ohne Widerspruch zu lassen. Das Transparent wurde wenig später von Seiten der Klinik oder der Polizei entfernt.
Musik und Schweigeminuten
Bereits um 14 Uhr hatten sich am Samstagnachmittag mehrere hundert Menschen im Park bei der Uni versammelt. Plakate und Fahnen von Parteien waren nicht erwünscht. Dies wurde von OrdnerInnen auch konsequent durchgesetzt. Leider waren sie nicht sichtbar als solche gekennzeichnet, was hin wieder für Verwirrung sorgte.
Es gab mehrere Reden, aber immer wieder auch Musikeinlagen und Schweigeminuten. Künftig wollen die OrganisatorInnen bundesweite Projekte anstoßen und einen Verein gründen, statt sich nur auf Proteste zu beschränken. Sie sehen „Black Lives Matter“ nicht als Trend, sondern als Bewegung. Denn das Thema begleite sie ständig. Das Bewusstsein von Antirassismus müsse einen Menschen ein Leben lang begleiten, es dürfe kein einmaliges Gefühl sein.
„Kolonialgeschichte muss Thema werden“
Bei der Kundgebung am Samstag sprachen die RednerInnen auch Themen an, die beim ersten Protest zu kurz kamen. So berichtete ein Redner von Erfindungen, die auch heute noch den Alltag begleiten, ohne dass allgemein bekannt sei, dass sie von Schwarzen kamen. Wie beispielsweise Aufzüge oder die Glühbirne. Beides werde Weißen zugeschrieben, und auch nur sie bekämen Anerkennung.
Ein weiterer Redner forderte, dass in den Schulen auch auf die deutsche Kolonialgeschichte hingewiesen wird. Darüber finde kein oder kaum Unterricht statt. Weitere RednerInnen sprachen über Racial Profiling und Alltagsrassismus. So sei es für Nichtdeutsche oder Nichtweiße immer schwerer, eine Arbeit oder eine Wohnung zu finden.
Man müsse sich immer stärker beweisen als andere. Man werde allzuoft nur auf Herkunft und/oder Hautfarbe reduziert. Und wenn der Name zu deutsch klingt, aber die Farbe der Haut zu dunkel ist, bekomme man womöglich beim bezahlen an der Kasse Probleme wie kürzlich in einem Berliner Drogeriemarkt geschehen.
Asylsuchende systematisch benachteiligt
Rex Osa von Refugees4Refugees sprach darüber, dass Geflüchtete zusätzlich von rassistischen Abschiebegesetzen und systematischer Benachteiligung betroffen sind. Während seiner Rede zeigte das OTKM (Offenes Treffen gegen Krieg und Militarisierung) mit einer Schilderaktion verschiedene Ausprägungen kapitalistischer Gewalt auf.
Während den Schweigeminuten reckten die KundgebungsteilnehmerInnen immer wieder die Fäuste nach oben. Und während des gesamten Protestes wurden auch Parolen skandiert wie „No justice no Peace“ oder „Black Lives Matter“. Auf Schildern war zu lesen: „Exit Racism – Dies ist keine Übung“, „Say it loud, I’am black and proud“, „Ignorance is violence“, „My skin is no crime“. Und etwas abseits waren auch Transparente von Aufstehen gegen Rassismus Stuttgart und Amnesty International zu sehen.
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